Wandern um die Welt – ein Traumjob?
Auf unseren Reisen treffen wir immer wieder interessante Menschen, die zum Teil aus sehr unterschiedlichen Gründen am selben Ort gelandet sind. Manch einen führt der Arbeitsalltag an die entlegensten Orte. So zum Beispiel Darek Wylezol, der als Locations Scout für Wikinger Reisen die Welt durchwandert. Ein Traumjob? Wir haben ihn befragt!
Darek, was ist die genaue Bezeichnung deines Berufs?
Auf meiner Visitenkarte steht „Produktentwicklung“.
Was muss man sich darunter vorstellen?
Wir (Wikinger) legen jedes Jahr ca. 100 neue Reisen auf. Meine Aufgabe ist, das Portfolio unserer Trekkingreisen weiter zu entwickeln. Ich schaue mir also neue Zielgebiete an und versuche einzuschätzen, welche Länder bzw. Treks für unsere Gäste interessant sein könnten. Danach mache ich mich an die Detailarbeit: Routenführung und Unterkünfte müssen aufeinander abgestimmt werden. Dazu kommt das Transportunternehmen, das das Gruppengepäck von einem Hotel zum anderen fährt. Wenn auf dem Papier alles soweit steht, prüfe ich vor Ort, ob mein Plan auch funktioniert. Ich laufe die anspruchsvollsten Etappen ab, um der Tour einem Schwierigkeitsgrad zuzuordnen. Ein paar stimmungsvolle Bilder und ein Reisetext dazu und schon ist meine Arbeit getan! Es hört sich vielleicht nicht so an, aber die Zusammenstellung einer einzigen Trekkingtour in den Alpen nimmt zum Beispiel gut zwei Monate in Anspruch. Ich schaffe also im Jahr nicht mehr als 2-3 Touren in den Alpen. Bei Fernreisen sind es etwa fünf neue pro Jahr – da ist es meist etwas einfacher, weil wir auch mit erfahrenen lokalen Partnern zusammenarbeiten.
Wie bist du zu deinem Job gekommen?
Ich habe jahrelang als Reiseleiter bei Wikinger gearbeitet. Man entwickelt mit der Zeit ein Gespür für die Bedürfnisse unsere Gäste und weiß, was ihnen wahrscheinlich gefallen wird. Eine 100%-ge Sicherheit, dass eine Trekkingreise gut läuft, gibt es aber nie…
Wie viel Zeit verbringst Du IN- wie viel OUT OF OFFICE?
Ich arbeite sehr viel von Zuhause im Home Office. Bin aber auch sehr viel unterwegs – es sind im Jahr mit Sicherheit 3-4 Monate. Um mich mit den anderen Produkt Managern abzusprechen, versuche ich zweimal die Woche im Büro zu sein.
Was magst Du am meisten/was am wenigsten an deinem Job?
Das beste ist die Freiheit. Ich plane meinen Tagesablauf so, wie es mir gefällt. Klar, die Arbeit muss getan werden. Aber wenn das Wetter gut ist – im Ruhrpott ist das eher selten der Fall – dann gehe ich eben eine Stunde laufen und sitze dann abends länger am PC. Ich liebe die Arbeit mit der Karte: Ich sitze zwar an meinem Schreibtisch daheim, aber mit Hilfe der Karte wandere ich schon im Kopf durch die Berge, versuche mir die Landschaften vorzustellen… Das absolute Highlight ist dann natürlich das tatsächliche Ablaufen der Routen. Meine Kamera ist immer dabei und ich versuche meine Begeisterung zu visualisieren, sodass derjenige, der die Bilder mal gesehen hat, sagt: man! Ist das eine geile Landschaft, die will ich auch sehen! Es gibt nur wenige unangenehme Seiten meines Jobs. Das Positive überwiegt eindeutig.
Hat dich das Reisen verändert?
Es gibt keinen normalen Urlaub mehr! Wenn ich irgendwohin fahre – und zu 99% ist das ein Aktivurlaub – dann schaue ich auf die Gegend durch die Produktentwickler-Brille: Würde es hier auch unseren Gästen gefallen? Gibt es hier eine interessante Trekkingroute? Was ist mit den Unterkünften? Erst wenn meine Frau langsam den Baseball-Schläger schwingt, höre ich damit auf und dann versuche ich einen normalen Urlaub zu machen.
Wie lässt sich das Reisen mit der Familie kombinieren?
Wir haben (noch) keine Kinder. Meine Frau kommt häufig mit. Früher hat sie fast alle Reisen mitgemacht; jetzt pickt sie sich nur noch die Rosinen heraus. Äthiopien: nää, muss nicht sein. Indonesien? Da ist sie gleich dabei.
Hattest Du schon einmal den Wunsch die Zelte völlig abzubrechen und deine Homebase an einen anderen Ort zu verlagern?
Wir Polen sind ein Nomadenvolk! Genauer gesagt bin ich Schlesier. Irgendwann im 19. Jahrhundert sind unsere Vorfahren aus Deutschland nach Schlesien ausgewandert. Meine Frau und ich sind den Weg quasi wieder zurück gegangen. Polen ist aber immer noch ein Stück von uns. Meine Frau hat zum Beispiel die letzten 6 Jahre in Warschau gearbeitet und in der Zeit sind wir viel gependelt. Zusammen mit meinen Dienstreisen war das schon ein ganz schönes Reisepensum. Einen echten Traumort gibt es auch: Irgendwo zwischen Meran und Gardasee, also Berge mit viel Sonne! Das ist das, was wir vor allem im Winter hier sehr vermissen!
Wer so viel unterwegs ist muss perfekt ausgerüstet sein. Was darf auf keiner Reise fehlen?
Mein Müsli! Darauf kann ich nicht verzichten, ich nehme es überall mit. Eine besondere Mischung, die schmeckt und fit hält. Ansonsten sind für mich bequeme Schuhe und bei Zelttouren ein kuscheliger Schlafsack sehr wichtig.
Du hast einmal eine Top 10 der Treckingtouren aufgelistet. Würdest Du diese Liste heute ändern?
Die Liste gilt immer noch. Dazu kämen noch die Azoren: Herrliche Landschaften und noch nicht ganz so touristisch. Und Äthiopien fand ich auch beeindruckend. Aber nicht nur der Klassiker Simien Mountains, sondern auch ein neues Trekkinggebiet: Gheralta Mountains. Die meisten fahren dorthin nur wegen der Felskirchen. Dabei kann man in dieser Gegend wunderbar trekken!
Hast Du noch einen letzten Ratschlag für alle, die es in die Welt hinaus zieht?
Mein Lebensmotto lautet: Träume verwirklichen. „Ich kann es mir nicht leisten“ oder „ich schaffe es nicht“ gilt nicht. Dieses Motto hat mich auf die höchsten Gipfel unserer Erde geführt. Und mir zu meinem Job verholfen. Wenn das also tatsächlich dein Traum ist, dann versuche es, diesen Traum zu leben!
Darek Wylezol ist Anfang 40 und arbeitet seit vielen Jahren als Guide und Product Manager für den Reiseveranstalter Wikinger Reisen. In einem eigenen Bildband stellt er die 25 schönsten Trekkingtouren zwischen Polarkreis und Mittelmeer vor: »Traumtreks Europa«
Ich habe Darek auf einer Tour mit Schneeschuhen durch seine Heimat Polen kennen und schätzen gelernt. Vielen Dank für das Interview – und hoffentlich bis zur nächsten gemeinsamen Tour!
Florian
schrieb amWow, sehr cooles Interview und ich würde es definitiv Traumjob nennen!
Grüße
Florian