5 Tage 5 Gletscher – Hintertuxer
Vorsichtig schlingern wir vom vereisten Parkplatz in Richtung Gondelstation. Heute Morgen ist es in Hintertux nicht nur kalt, es ist auch windig. Wie es wohl auf dem Gipfel ausschaut?
Gestern am Stubaier, der ersten Etappe unseres Gletscherhopping-Trips entlang der fünf Tiroler Gletscher, durften wir noch bei Kaiserwetter die Mittagspause auf dem Sonnendeck am Gamsgarten genießen. Wir ahnen schon am Morgen, dass unser heutiger Tag wohl ein etwas anderes Erlebnis werden wird. Aber sei es drum, es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung… Auf geht’s, let´s hit some snow!
HINTERTUXER, DER SPORTLICHE
Mit dem Hintertuxer Gletscher verbinde ich genau zwei Dinge. Die “Gefrorene Wand” und, dass es sich um ein “Sommerskigebiet” handelt – soll heißen, auf diesem Gletscher kann man tatsächlich 365 Tage im Jahre die Pisten unsicher machen. Vor vielen, vielen Jahren habe ich beinahe jeden Winter mit meiner Familie im Zillertal verbracht. Das Gletscherskigebiet am Ende des Tals gefiel uns immer am besten. Schon damals, als Knirps, habe ich im Sessellift hoch zur “Gefrorenen Wand” gebibbert.
Auch heute sind es stolze minus 15° Celsius am Gipfel, als wir in die Gondel steigen, die inzwischen den Sessellift von damals ersetzt. Der Wind wackelt an der Kabine. Das ist in Hintertux (im Vergleich zu anderen Skigebieten) aber keinesfalls Grund für eine Ski-Pause. Ein spezielles Gondelsystem bringt die Wintersportler beinahe bei allen Bedingungen sicher zum Gipfel. Katharina schaut trotzdem etwas skeptisch. Ich aber bin zuversichtlich, dass es trotz der widrigen Bedingungen heute ein guter Tag werden kann. In den Verwehungen ist der Schnee perfekter Powder. Jedoch kommt ein paar Meter weiter ab und an das blanke Eis zum Vorschein. Zugegeben, es wird wohl eher ein sportlich Skitag – aber dafür ist man unter sich. Nur den Dolen am Fels unterhalb der Gletscherhütte scheint das Wetter nicht das Geringste auszumachen. Die Pisten hingegen sind wie leergefegt.
Ich mache noch schnell einige Aufnahmen, dann reicht es an der “Gefrorenen Wand”… mit einer gefrorenen Hand! Am Gipfel des Hintertuxer, auf über 3.000 Meter, Auge in Auge mit den Kräften der Natur, frage ich mich, wie es sich wohl im Himalaya anfühlt. Warum wir Menschen in solch lebensfeindliche Gebiete vordringen? Freiwillig?! Nach den ersten Metern im weichen Neuschnee weiß ich die Antwort wieder!
HENRYK UND DIE WILDE 13
Nicht nur das Wetter ist im Vergleich zum Vortag etwas rauer, auch die Pisten Hintertuxer Gletscher sind etwas anspruchsvoller als die am Stubaier. Wer einmal die schmale, buckelige Variante entlang der Lärmstangen Felswand meistert, Piste Nr. 13, der kommt auch sonst überall runter (angelehnt an die Erfahrung des 10-jährigen Henryk. Danke Daddy…). Für Gletscherfreunde und Ski-Aufsteiger ist “der Tuxer” also ungemein spannend. Trotzdem kommen auch Einsteiger nicht zu kurz: Die Pisten sind schön breit, es gibt zudem eine extrem witzige Fun Slope.
Doch zurück zu den echten Cracks. Wer – wie ich – vom Skifahren einfach nicht genug bekommt, der ist selbst im Sommer in Hintertux bestens aufgehoben. Der Gletscher ist das gesamte Jahr geöffnet und bietet Skiverrückten perfekte Trainingsbedingungen am Fuße des mächtigen Olperers. Kein Wunder, dass diverse Nationalteams nach Hintertux kommen, selbst im Sommer, wärend andere am Strand liegen oder gemütlich den Berliner Höhenweg auf der Rückseite des Gletschergebiets entlang wandern. Gletscher-Expertin Sarah Moser berichtet uns, dass es im vergangenen Mai und Juni noch einmal über drei Meter Neuschnee gab. Wahnsinn! Es lohnt sich also durchaus, die Gletscher auch mal in der vermeintlichen Nebensaison des Wintersports zu besuchen, im Herbst und im späten Frühjahr. Sarah legt uns vor allem die Flower Powder Wochen im April ans Herz. Klingt auf jeden Fall vielversprechend…
EIN KURZES FAZIT ZUM HINTERTUXER…
Das Zillertal ist riesig und es gibt auch neben dem Gletscher unzählige Möglichkeiten für entspannten Wintersport. Egal, ob Après Ski in Mayrhofen, Freeriden in Hochfügen oder Holländer treffen an der Gerlosplatte… Der Hintertuxer Gletscher hat aber in jedem Fall einen ganz besonderen Reiz. Ein schönes, aufregendes, sportliches Gebiet. Mit garantiertem Schneespaß – an 365 Tagen im Jahr!
Wir verlassen das Tuxertal und sind uns sicher, das wir nicht das letzte mal hier waren. Vielleicht sehen wir uns ja auch am Berg, zum Powdern im April, zum Powdern im Mai, oder zum Powdern im… Bye Bye Hintertux. Next: Ötztal.
FÜNF TAGE, FÜNF GLETSCHER – WEITERE STOPPS
Der Stubaier präsentiert sich als echter Familienfreund. Auf dem Gletscher gibt es Angebote für Klein und Groß: die Jugend trifft sich im Stubai Zoo und wir Oldies genießen die breiten, sanft abfallenden Pisten. Hier geht es zu unserem Erfahrungsbericht.
Nach Sölden fährt man nur zum Après Ski!? Denkste… Wir haben vor allem ein tolles Gletscher- und Wintersportgebiet entdeckt – mit moderner Architektur und jeder Menge Action auf und neben der Piste. Hier geht’s nach Sölden.
Zurück in die Vergangenheit. Der Pitztaler Gletscher hat sich den urigen Charme früherer Tage bewahrt. Raue Bergwelt trifft zuckersüße Köstlichkeiten – auf 3.440 Metern. Das alles, und noch viel mehr… könnt ihr hier nachlesen.
Vielleicht die letzte echte Bastion der Boarder in Tirol – der Kaunertaler Gletscher ist ein Urgestein der Boardkultur und macht auch keine Anstalten, dies zu ändern. Folgt uns die wunderschöne Alpenstraße hinauf bis zum Gletscher.
Hinweis: Wir haben die fünf Tiroler Gletscher im Rahmen einer individuellen Recherchereise besucht. Dieser Artikel beruht auf einer Einladung, spiegelt jedoch uneingeschränkt die Meinung der Autoren wieder. Weitere Informationen zum Hintertuxer Gletscher auf www.hintertuxergletscher.at