Oh du flauschige Entschleunigung…
Erinnert ihr euch noch an den hungrigen Anton? Im letzten Sommer waren wir mit ihm im Saarland unterwegs und mussten uns ordentlich in Geduld üben, denn Esel Anton, unser vierbeiniger Begleiter, wollte damals viel, viel lieber frisches Gras fressen, als mit zwei Bloggern durch das Bliesgau wandern.
Seit diesem Jahr sind wir dauerhaft zu dritt unterwegs und – auch ohne Esel Anton – deutlich langsamer als früher. Bevor wir aufbrechen, heißt es seit einigen Monaten stets: „Wie lange sind wir unterwegs? Ok, also Kind vorher füttern, Kind anziehen, Tasche checken und dann Abflug.“ Das ist aber nur die Theorie! In Wirklichkeit brauchen wir meist doppelt so lange wie geplant, denn kaum sitzt Junior in seinem Maxi Cosi, in seiner Trage oder im Kinderwagen kommen lustige Blubber-Geräusche aus seiner Hose und ein strenger Duft breitet sich aus. Also Kind wieder auspacken, zurück ins Kinderzimmer und rauf auf den Wickeltisch, raus aus den Klamotten, Windel checken, Kind komplett ausziehen, da die Windel scheinbar doch nicht alles aufgefangen hat… und so weiter und so weiter.
Irgendwie schaffen wir es am heutigen Nachmittag trotz morgendlicher Winterwanderung und anschließendem ausgiebigen Entspannen im wunderbaren Good Life Resort Riederalm pünktlich bei Petra & Christian Hofer im benachbarten Saalfelden einzutreffen, um dort einen Ausflug mit Alpakas zu unternehmen. Ja, ihr habt richtig gehört: Alpakas. Kleine Kamele, die eigentlich in den Anden anzutreffen sind, sich in den Alpen dank ähnlichem Klima vor dem traumhaftem Panorama des Kitzsteinhorns aber scheinbar auch recht wohl fühlen.
Bis heute wusste ich NICHTS über die possierlichen Tierchen, schließlich hat man in Berlin nicht allzu häufig Berührungspunkte mit ihnen. Nun schauen mich wachsame Augen aus flauschigen Köpfen mit hochstehenden Ohren an, als wir uns dem Gehege nähern. Alpakas sind neugierig. Und gutmütig, wie wir lernen. Eigentlich werden die Herdentiere wegen ihrer Wolle gezüchtet, doch dank ihres ruhigen und friedlichen Charakters sind sie auch als Begleiter für Wanderungen eine ausgezeichnete Wahl. Angst vor „Lama-Geschossen“ muss man übrigens nicht haben, denn Menschen werden von Alpakas nicht bespuckt (dafür sabbert Junior vergnügt in Katharinas Pullover). Wieder etwas gelernt.
Wir öffnen das Gatter und gehen auf die Tiere zu. Irgendwie hatte ich mir Alpakas größer vorgestellt… Als ich meine Kamera zücke, um Fotos zu schießen, kommen die Tiere so nah auf den komisch piepsenden dunklen Kasten zu, dass ich nur noch undefinierbare Wolle im Sucher sehe. Keine Berührungsängste, die kleinen Racker!
Natürlich lasse ich es mir nicht entgehen die Alpakas zu streicheln. Meine Hand versinkt zunächst tief in der feinen Wolle, bevor ich den Hautwiederstand spüre. Zu gerne würde ich einmal sehen, wie die Tiere nach dem scheren aussehen, oder vielmehr wieviel dann noch von ihnen übrig ist.
Rokko – gib Gummi
Am heutigen Nachmittag begleiten uns Hengst Rokko und der etwas jüngere Stranger. Geschirr übergeworfen, Leine angeklickt und ab geht’s. Naja… fast. Wer mit Alpakas unterwegs ist, merkt nämlich schnell, dass nicht der Mensch sondern das Tier das Tempo vorgibt – und das ist, dem Gemüt der Tiere entsprechend, seeeeehr gemütlich.
Genau wie der hungrige Anton damals im Saarland, sind die Wollknäule auf vier Beinen deutlich interessierter am frischen Gras, als daran, Strecke zu machen. Wer Action will, sollte sich einen Hund schnappen. Wir werden tatsächlich von Spaziergängern mit einem Dackel überholt…
Die Ruhe der Alpakas wirkt sich schnell auch auf uns aus. Junior schläft friedlich, Katharina und ich genießen den Schländergang, erfreuen uns an den warmen Strahlen der Frühlingssonne, schauen in die Ferne auf die verschneiten Gipfel, plaudern mit Petra und sind, im Vergleich zu manch unruhiger Autofahrt mit Baby, total entspannt. Also alles richtig gemacht – und zum Nachahmen wärmstens empfohlen!
Und wenn Junior später mal ein Haustier will, weiß ich nun, dass es kein Hund wird…
Wir bedanken uns bei den den freundlichen Tieren und natürlich bei Petra & Christian für den netten Nachmittag. Wenn auch Ihr euch von der Gelassenheit der Tiere anstecken lassen und der Hektik des Alltags entfliehen wollt, dann auf nach Saalfelden Leogang, auf ans Steinerne Meer.
Dieser Ausflug wurde durch den lokalen Tourismusverband unterstützt, spiegelt jedoch uneingeschränkt die Meinung des Autorswieder. Mehr Informationen zur Alpaka Wanderung unter www.pinzgau-alpakas.at sowie www.saalfelden-leogang.com.