Aosta Tal, Italien (Werbung) 

Man spricht Ditsch – in Gressoney

5. Juli 2016

Es gibt bayerisches Bier. Dazu wird Pasta und Polenta (viel Polenta) serviert. Fußball ist nur interessant, wenn Italien spielt. Man spricht italienisch… und französisch … und ditsch! Was? Wie? Wo, bitteschön, waren wir? Tatsächlich ist das Aosta Tal, speziell die Region rund um Gressoney-Saint-Jean und das Gletschermassiv Monte Rosa, nicht wirklich auf dem Radar vieler Reisender.

Denkt man an Norditalien, denkt man an Südtirol, vielleicht auch an die Dolomiten oder Trentino… Der nordwestliche Zipfel Italiens im Grenzgebiet zur französischen Schweiz (quasi die Rückseite des Matterhorns oder auch „einmal über’n Berg“ von Saas Fee) ist bis heute weitestgehend unbekannt. Zu Unrecht, wie wir finden. Oder aber auch: Zum Glück!

Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney

JE TIEFER DAS TAL, DESTO SKURRILER DIE MENSCHEN

Die Region Gressoney wurde einst von Walserdeutschen bewohnt. Walserdeutsch? Nie gehört! Das rüstige Bergvolk, das aus dem schweizerdeutschen Zermatt über die Berge ins Tal eingewandert ist, hat sich über viele Jahrhunderte hartnäckig an den extrem steilen Hängen des Tals angesiedelt, den vielen Lawinen immer wieder getrotzt und fleißig Holzhütten gebaut. Das Ergebnis: Noch heute findet man Unmengen skurriler Relikte im gesamten Tal. So durften wir vor Ort zum Beispiel Chneflene kosten – eine Art Spätzle oder Knöpfle mit Speck in Sahne-Safran-Sauce. Die Restaurants im Ort heißen Trattoria Hirsch Stube oder Ristorante Morgenrot. Wenn gefeiert wird (und es wird viel gefeiert), dann folgt auf den italienischen Schlager auch schon mal eine Polka. Nachdem an einem Abend heidnische Bräuche gefeiert werden, wie beispielsweise die Feuer zur Sommersonnenwende und rund um das Fest zu Ehren des Schutzpatronen San Giovanni, werden am nächsten Tag ganz fromm die Heiligen durchs Dorf getragen. Die Bewohner von Gressoney sind schon ein ganz besonderes Völkchen – bis heute!

WAS MAN VOR ORT MACHEN SOLLTE – UND WAS NICHT!

Wenn eines Gewiss ist, dann, dass es immer steil ist im Val de Gressoney – gleich, ob es nach oben oder nach unten geht. Das Gletscher-Skigebiet Monte Rosa hat gleich mehrere (um genau zu sein zehn!) Viertausender zu bieten. Und unendlich viele Freeride-Hänge mit ordentlich Gefälle. Dieses Panorama ist auch im Sommer absolut beeindruckend – zumal man auf über 3.500 Metern auch noch durch ordentlich Schnee stapft. So auch viele verrückte Ski-Begeisterte, die tapfer die Hänge hinauf laufen, um anschließend wieder hinab zu powdern…

Man spricht Ditsch – in Gressoney
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Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney

Nun waren wir aber vor allem zum Wandern da (im Winter müssen wir einfach noch einmal wieder kommen für eine Detail-Betrachtung der Situation am Berg…), also haben wir uns selbst nicht die verschneiten Viertausender vorgenommen, sondern die etwas weniger hohen aber nicht minder steilen Hänge zu beiden Seiten des Tals. Dazu muss man wissen: Wandern ist im Gressoney Tal gleichbedeutend mit stundenlangem Aufstieg. Aber es lohnt sich ungemein, kann man dann anschließend auf großartigen Höhenpfaden entlang der denkmalgeschützten Hof-Ruinen der alten Walser-Siedlungen entlangspazieren und sich an der wahrlich unberührten Natur erfreuen…

Es gibt aber auch Dinge, die man vor Ort nicht machen sollte (oder vielmehr grundsätzlich nicht in den Bergen): Wandern bei Gewitter! Stellt euch folgende Situation vor…

Er: „Ach, die dunklen Wolken ziehen vorbei. Und wir sind ja auch schnell oben bei der Hütte, das dauert maximal eine Stunde – und wir sind ohnehin geschützt durch die Bäume.“ Gewitter plus Bäume, merkt ihr schon was?

Sie: „Ich weiß nicht, die dunkle Wolkenfront zieht ziemlich schnell ins Tal und bei starkem Regen haben wir doch auch kaum Halt auf dem lehmigen Boden, um den steilen Weg hinauf zu kommen.“

Er: „Versprochen, wir werden wohl nass werden, aber das ist auf keinen Fall gefährlich. Wenn’s zu arg wird, stellen wir uns unter.“ Die Frage ist nur, wo!?

Das Ende vom Lied: Es braucht keine 15 Minuten bis unsere illustre Wandertruppe komplett durchnässt Schutz suchen muss unter dem Dach einer Heiligen-Kapelle am Wegesrand, während Blitze zucken und zeitgleich der Donner über uns abgeht. Geschlagene 45 Minuten harren wir im Wald aus, bis wir uns trauen, über den sich lichtenden Weg (keine Bäume mehr, dafür eine offene Wiese, auf der wir den Blitzen schutzlos ausgesetzt sind) weiter den Berg hinauf zu rennen, um endlich – nach weiteren 30 Minuten – die Hütte zu erreichen. Neben besagter Hütte hatte übrigens wenige Minuten vorab ein Blitz in eine Leitung eingeschlagen! Beim Eintreten werden wir völlig durchnässten Wochenend-Wanderer frenetisch bejubelt und gefeiert von den anderen Gästen. Sopravvivete, sopravvivete!!! Überlebt, überlebt! Zum Aufwärmen gibt es noch einmal Chneflene und ordentlich Grappa. Das war mal ein echtes Micro Adventure – zum Nachmachen allerdings nicht empfehlenswert!

Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney

AUF INS „ABENTEUER“ GRESSONEY!

Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, dieses besondere Tal selbst zu entdecken (und es gibt mit Sicherheit noch eine Menge zu erleben), dann nichts wie los! Die Flieger nach Mailand sind meist günstig dank EasyJet und Co. Von dort aus sind es rund zwei Stunden bis nach Gressoney, wobei man die erste davon auf der Autostrada fährt und sich anschließend über viele, viele Serpentinen durch unzählige wunderschöne kleine Dörfchen ins Tal vorarbeitet. Es gibt auch Busverbindungen ab der Mailänder Innenstadt (mit Umstieg in Pont-Saint-Martin), mit dem Mietwagen ist es aber sicherlich bequemer, insbesondere auch, um sich im Tal vor Ort zu bewegen.

Unser Tipp zum Übernachten ist das Hotel Lyshaus in Gressoney-Saint-Jean, eine tolle, kleine Familienpension mit herzlichen Gastgebern und einer authentischen italienischen Küche. Wer kein Auto vor Ort hat und zum Gletscher hinauf will, der sollte sich jedoch eher in Gressoney-La-Trinité oder in Staffel (direkt an der Liftstation) eine Unterkunft suchen.

Last not least – die beste Hütte zum Einkehren direkt am Berg (sowohl nach der Wanderung als auch bei einer winterlichen Talabfahrt): Das Morgenrot mit seiner tollen Sonnenterasse und leckerem Weißwein!

In diesem Sinne… Viel Spaß. Und nicht vergessen: Bei Gewitter lieber daheim bleiben!

Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney
Man spricht Ditsch – in Gressoney

Wir bedanken uns beim Team Aosta mit Martina, Tilman und Yoshi, die mit uns dem Gewitter getrotzt haben. Bei Debora, Marianna, Davide und dem gesamten Team vom Val de Gressoney für die Einladung in diese unbekannte Welt. Und bei Marco und Federico für die wunderbaren Geschichten über die Walser und die Berge. Wir freuen uns, auf ein Wiedersehen!

Man spricht Ditsch – in Gressoney

Dieser Artikel beruht auf einer Einladung in die Region, spiegelt jedoch uneingeschränkt die freie Meinung der Autoren wieder. Mehr zum Val de Gressoney unter: www.gressoneymonterosa.it

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