Tirol für Spielkinder (wie mich)
Montagmorgen, 10:30 Uhr. Nein, ich bin nicht an meinem Schreibtisch, auch nicht in einem Meeting oder unterwegs zu einem Kundentermin. Stattdessen sitze ich in Boardshorts auf einem großen schwimmenden Luftkissen – dem so genannten Blob.
Ich trage eine Schwimmweste und einen Sturzhelm, beides verpflichtend für diesen Spaß, der mir jetzt bevorsteht. „Bereit?“ höre ich von irgendwo hinter mir. „Bereit!“ antworte ich und recke den Daumen in die Luft – nur weiß ich noch nicht genau, wozu ich wirklich bereit bin…
Rückblick – Sonntagnachmittag
Katharina und ich sind wieder mal Out Of Office. Heute: unterwegs im Tiroler Ötztal. Bei unserem letzten Besuch war hier noch alles tief verschneit, nun zeigt das Thermometer sommerliche 30 Grad. Wir schwitzen und sind erschöpft. Nicht nur ein wenig müde, nein, wir sind wirklich platt. Denn seit dem Frühstück im fantastisch gelegenen Brunnenkogelhaus auf 2.738 m haben wir gute sechs Wanderstunden und knappe 1.400 Höhenmeter (laut Smartphone App 25 km, 29.505 Schritte und viel zu viele Stockwerke) hinter uns gebracht. Wir hätten auch nur bis zum Timmelsjoch laufen können, doch irgendein Wahnsinn trieb uns weitere 2,5 Stunden hinab bis nach Zwieselstein. Inklusive Schlussspurt, um den Bus nach Sölden zu erwischen. Ich brauche dringend etwas zu trinken. Etwas wie… “die Punika Oase” (Kinder der 80er erinnern sich vielleicht noch). Oder einfach einen Almdulder und einen See zum Abkühlen.
It's not the mountain we connquer, but ourselves...
Das kühle Erfrischungsgetränk bekommen wir glücklicherweise schnell an der erstbesten Tankstelle, den anvisierten See erreichen wir gut eine halbe Stunde später. Es ist jedoch kein gewöhnlicher Alpensee, sondern die Water Area – dem riesigen Wasserpark der Area 47, einem Outdoor- und Natur-Eldorado. Auf dem Weg zum Parkplatz kommen uns bereits zahlreiche Wildwasser-Kanuten, Mountainbiker mit Vollprotektoren, Motorcrosser und Jungs und Mädels mit Wakeboards unterm Arm entgegen. Das sieht doch schon recht vielversprechend aus. Kaum haben wir den Wagen geparkt wir einen markerschütternden Schrei (nicht der letzte dieser Art). Über uns hat sich gerade ein Typ vom Autobahn-Brückenpfeiler in die Tiefe gestürzt. 12 Meter freiem Fall folgt eine Schwingbewegung am Seil mit rund 100km/h. Der Mega-Swing! Willkommen in der Area 47. Holy Shit, das kann ja lustig werden.…
Area What?
Die Area 47 ist ein 20.000 Quadratmeter großer Outdoor-Freizeitpark auf dem 47. Breitengrad – direkt am Eingang des Ötztals. Wer Nervenkitzel sucht, ist hier genau richtig. Es macht eigentlich gar keinen Sinn aufzuzählen, mit was allem man hier das Adrenalin in die Blutbahn pumpen kann, denn es gibt eigentlich nichts, was es hier nicht gibt. Gleich neben der Plattform des Mega-Swings (da, wo die Schreie herkommen) befindet sich der Start vom Flying Fox. Wohin genau das Stahlseil führt, das in knapp 30 Meter Höhe in Richtung Water Area führt, ist von unserem Standort aus nicht einsehbar. Es scheint allerdings eine recht lange Strecke zu sein… Daneben, ebenfalls in schwindelnder Höhe: Netze, Holzbalken, und diverse schwingende Hindernisse des Hochseilgartens. Und in der Ferne: Ein gigantischer Turm mit Wasserrutschen und Cliffdive.
Weiter hinten sehen wir die Offroad-Halle für Enduro-Enthusiasten und Motocross-Freaks, links rauscht die wild dahinfließende Ache (perfekt fürs Rafting), daneben einige Beachvolleyball- und Beachsoccer Felder… Kurzum, ein gigantischer Action-Spielplatz – und dabei sind wir noch nicht einmal auf dem Gelände selbst, sondern erst davor! Was das Areal auf dem 47. Breitengrad noch so alles für Groß und Klein bereithält, werden wir in den kommenden zwei Tagen ausgiebig testen!
Obstacles als Appetizer
Während des Check Ins planen wir das Programm für die nächsten zwei Tage: „Montagmittag könnt ihr mit zum Rafting, Dienstagmorgen zum Canyoning. Da könntet ihr also gleich noch eine Runde Wakeboarden gehen – oder natürlich an der Beachbar chillen. Kommt erst einmal an, schaut euch um, langweilig wird euch bei uns sicher nicht. Und wenn ihr hungrig seid, gleich nebenan ist das Argentinian BBQ Restaurant. Der Asado ist der Knaller.“ Sounds like a Plan!
Auf dem Weg zu unser gemütlichen Unterkunft bekommen wir weitere Einblicke in das, was hier so alles abgeht. Überall spritzt und platscht es, es wird gekreischt und gelacht. Mit offenem Mund bestaunen wir die krassen Tricks der Turmspringer. Meine Erschöpfung ist wie weggeblasen. Die Chance, noch heute aufs Wakeboard zu steigen, lasse ich mir natürlich nicht entgehen – ins kühle Nass wollte ich ja sowieso.
Bevor ich die Wanderklamotten gegen Flipflops und Badehose eintausche, muss ich Katharina allerdings versprechen, dass ich um 20:00 Uhr geduscht und bereit bin für ein leckeres argentinisches Rinderfilet. Na gut…
Drei. Zwei. Eins….
… Und dann sitze ich am folgenden Morgen auf dem Blob. Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Der Blobber sitzt auf dem vorderen Rand des Luftkissens und der Jumper springt aus drei Metern Höhe auf das andere Ende. Der Rest ist reine Physik. Mein Pech ist, dass ich nicht weiß, wie schwer die Person oben auf der Rampe ist und wie hoch es für mich hinausgehen wird. Bei den Blobbern vor mir ist alles dabei – vom sanften Abheben bis zu 4 Meter hohem Chaos-Flug und aller erdenklichen Landungen auf dem Wasser… Das Warten auf den Katapult-Effekt ist ein Nervenkrieg. Ich komme mir vor wie ein Sektkorken. Ein Sektkorken mit Sturzhelm. „Drei. Zwei. Eins.“ höre ich hinter mir, dann befinde ich mich auch schon in der Luft – wild mit den Armen rudernd. Es folgt ein lautes Platsch – und viel Gelächter von Katharina, als ich in das kalte Nass abtauche. Aber hey, das ist super, ich will noch mal!
Es finden übrigens auch Extreme Blobbing Contests statt. Der Rekord-Abflug liegt bei einer Höhe von über 25 Metern Das überlasse ich dann doch lieber den Profis…
Tequila!
13:30 Uhr. Nach diversen Rutsch-, Sprung- und Schleuder-Partien im Wasserpark am Vormittag (mein Lieblings-Spaß nennt sich Cannonball), stehen wir nun in Neoprenanzügen vor der Outdoor Area – links die GoPro, rechts das Schlauchboot in der Hand. Wir sind auf dem Weg zum Rafting. Unser Ziel sind die Stromschnellen der Inn. Noch vor wenigen Wochen feierte ich in den Französischen Pyrenäen meine Premiere im Rafting und war schon damals ziemlich begeistert. Umso mehr freue ich mich auf die heutige Ausfahrt. Nach einer kurzen Einführung über die wichtigsten Kommandos, ersten Trockenübungen und dem finalen Schwimmwesten-Check, testen wir abschließend die Wassertemperatur. Knackige 7 Grad hat die Inn. Keine Zeit für Zweifel, schon sitzen wir im Boot und schaukeln durch die Wellen. Die Sonne scheint, das Wasser spritzt. Um uns herum die majestätischen Berge – was will man mehr?
In Frankreich waren wir allein auf dem Gewässer, heute sind neben uns noch drei andere Boote zeitgleich aufgebrochen. Sicher ist, langweilig wird uns allen nicht werden. Entweder manövrieren wir durch Stromschnellen oder attackieren die anderen Boote bei der ein oder anderen Wasserschlacht. Die Königsdisziplin: Den Guide des Nachbarboots in den Fluss schmeißen.
Wer verschnaufen oder die Landschaft genießen will ist hier eindeutig fehl am Platz. Rafting erfordert absolute Aufmerksamkeit. Unser Team wächst von Minute zu Minute zusammen, wir paddeln gemeinsam im gleichen Rhythmus – und gehen gemeinsam Baden. Die Kommandos unseres Guides sind nicht schwierig. Vorwärts. Rückwärts. Links Vorwärts. Rechts Vorwärts, ins Boot… Kapiert! Und dann kommt ein neues Kommando. „Wenn ich Tequila rufe lehnen sich alle zurück bis der Kopf ins Wasser taucht.“ Natürlich bekommen wir nur dann Tequila zu hören, wenn wir durch schön große Wellen schippern. Ein kleiner Perspektivwechsel inklusive Abkühlung gefällig? Tequila!
Keiner verlässt das Schlauchboot ohne ein breites Grinsen im Gesicht. Ich bleibe dabei, Rafting ist ein absolutes Muss für alle Outdoor-Freunde – nur leider gehen die Stunden im reißenden Wildwasser immer viel zu schnell vorbei.
Noch ne Runde…
Auf dem Rückweg zur Area wird mir mit einem Mal bewusst, dass zwei Tage nicht ausreichen werden, um alles auszuprobieren, was dieArea 47 zu bieten hat! Scheint also, als müssten wir wiederkommen! Allein wegen der unfassbar coolen Wakeboard Anlage. Hach! … Aber bevor wir jetzt schon an den nächsten Sommer denken, puschen wir nun erst noch ein wenig Adrenalin in unsere Körper – und genießen den Blick auf die Alpen, oooyeah…
Hinweis: Dieser Artikel beruht auf einer Kooperation, er spiegelt jedoch uneingeschränkt die Meinung des Autors wieder. Mehr Infos zur Area 47 findet ihr auf: www.area47.at