Auf breiten Sohlen durch Polen
Wandern – immer gerne. Aber bitte fernab der »beaten tracks«! Im Riesengebirge ist das kein Problem. Ich war eingeladen mit Schneeschuhen auf den Spuren von Rübezahl zu wandern und die alte Heimat meiner Großeltern zu entdecken.
Urlaub, der bewegt
Es ist halb acht und ich sitze in Szklarska Poręba, auch als Schreiberhau bekannt, am Frühstückstisch. Draußen ist es nicht nur kalt, es ist vor allem windig. Nicht grade perfekte Bedingungen für eine 17km lange Wanderung zur Gipfel des Łabski Szczyt (Veilchenspitze), oder? Wohl nur Verrückte würden begeistert aus dem Fenster schauen und sagen »Yeah! Wir starten in einer halben Stunde«. Ich bin mit Verrückten unterwegs.
Während Katharina auf kulinarischer Genusstour im Zillertal Snowboard fährt, betrete ich geografisches und sportliches Neuland. Ich bin gerne im Schnee, Wandern finde ich auch gut, da liegt es nahe auch das Laufen auf Schneeschuhen einmal zu probieren. Normalerweise nehme ich die Gondel oder greife zu meinen Tourenski, wenn ich verschneite Berge hoch will, deshalb war ich wirklich gespannt, wie es sich auf diesen breiten Geräten so läuft. Gut gestärkt macht sich unsere bunt gemischt Truppe »Verrückter« gemeinsam mit Guide Patrycia auf den Weg in Richtung Berge. Der halbe Ort scheint damit beschäftigt zu sein, den über Nacht gefallenen Schnee von Parkplätzen zu entfernen, Pisten zu präparieren und sich auf den bevorstehenden Touristen-Ansturm vorzubereiten. Uns juckt das wenig, wir sind ja nicht zum Skifahren hier. Am Waldrand angekommen gibt es eine kurze Instruktion, Teleskopstöcke werden ausgefahren, die Spanngurte der Hightech-Schluffen festgezurrt und dann geht es ENDLICH los – knarz knarz – entspannt den verschneiten Wanderweg entlang.
Der Berggeist
Wie wir unterwegs lernen, mag es der Berggeist des Riesengebirges gar nicht, wenn man ihn »Rübezahl« nennt. Der Herrscher über Berg und Tal sei nicht nur in seiner Gestalt wandelbar, sondern auch charakterlich sehr ambivalent – mal gerecht und hilfsbereit, im nächsten Moment arglistig und launenhaft. Unerwartet kann der Wetterherr Blitz und Donner, Nebel und Schnee auf die Wanderer niederlassen. Scheinbar haben wir heute nicht seinen besten Tag erwischt. So dauert es nicht lange, bis unsere Gruppe die ersten Ausfälle zu vermelden hat. Klaus muss zurück ins Hotel und auch Katharina (nicht »meine«, sondern eine andere Mitreisende!) ist dank defekter Schneeschuhe bereits völlig entkräftet zurückgefallen. Sie wird mit Derek den Heimweg antreten müssen. Es schneit immer heftiger und unsere Route ist auch kein offizieller Wanderweg mehr, sondern eher ein Bachbett. Über Stock und Stein stapfen wir Meter für Meter nach oben – herrlich einsam im stillen Winterwonderland.
»Das ist letzte Pause, vor alte Schlesische Baude« (…so nennt man hier die rustikalen Berghütten). »Gleich der Wind wird noch stärker, da wir die Baumgrenze erreichen. Dann wir wollen nicht mehr trödeln und unterhalten.« Patryzia treibt uns mit dem Charme eines polnischen Generals voran. Doch Sie behält Recht, es wird nicht gerade gemütlicher auf den letzten Metern. Heiße Suppe mit Öhrchen (kleine, mit Pilzen gefüllte Teigtaschen), Palatschinken und natürlich Tyskie (Bier – gerne auch erwärmt und mit Gewürzen verfeinert) sind nach drei Stunden aufstieg durchaus willkommen.
»Wenn Ihr wollt wirklich zur Elb-Quelle, wir müssen in fünf Minuten los. Das Wetter ist nicht gut und es geht steil bergauf.« Patryzia scheint von der Idee der Extrarunde nicht begeistert, aber einige von uns Bewegungsverrückten bleiben hartnäckig. So kurz vor dem Ziel im Warmen verbleiben kommt nicht in Frage. Die neue Olympus ist schließlich auch wieder vom Eis befreit und kaum noch beschlagen. »Und wenn wir Pech haben, wir nicht finden die Quelle im Nebel«, versucht Patryzia es erneut. Doch wir wollen trotzdem los und sind fünf Minuten später gut eingepackt unterwegs.
Nur noch zu sechst stapfen wir weiter – 50% der Gruppe. Respekt. Der Nebel wird dichter und Patryzia wirkt angespannt. Wer jetzt den Anschluss verliert hat echt ein Problem. Sind wir eigentlich schon in Tschechien? Egal, bei dem Wetter erinnert es eher an den Pol als an Polen. Nach einer halben Stunde schwärmen wir aus, immer den Sichtkontakt zu den anderen haltend, um die Quelle zu finden. Und tatsächlich, eine dunkle Stelle im Weiß deutet auf eine Holzkonstruktion hin. Wir haben sie gefunden – auch gegen den Willen des Berggeists.
Neuer Tag, neuer Marsch
Ob es an restlos leer geputzten Tellern liegt oder an der Frau Landrätin, die nach unserem gemeinsamen Abendbrot ihrem Berggeist in den Hintern getreten hat – an Tag 2 haben wir Kaiserwetter. Herrliche Weitsicht, in der Sonne glitzernder Schnee, noch schönere urgemütliche Bauden und eine deutlich entspanntere Patryzia präsentieren die Region von ihrer Schokoladenseite. Nach einem Besuch in der alten Hauptmann-Villa starten wir unsere Wanderung heute vom benachbarten Wintersportzentrum Karpacz – mal mit Grödeln, mal mit Schneeschuhen – durch den Nationalpark Karkonoski …und wieder sind wir die einzigen Wanderer. Dabei ist es einfach traumhaft schön.
Alle Schnee-, Bewegungs- und Outdoor-Verrückten oder einfach »wanderlustige« Entdecker, die nach einer guten (für Berliner deutlich näheren) und weniger überlaufenen Alternative zu den Alpen suchen, kann ich das Riesengebirge wirklich empfehlen. Neben den zahlreichen Freizeitaktivitäten und Ausflugszielen sind es vor allem die kleinen Unterschiede (wie zum Beispiel die Berghütten), das Unbekannte und scheinbar Unberührte, das den Reiz der Region ausmacht. Nicht nur Nobelpreisträger Gerhard Hauptmann war von der Region begeistert. Ich bin es auch.
All you need … das richtige Equipment
Wir wollen euch natürlich nicht nur mit Geschichten beglücken sondern auch Empfehlungen aussprechen. Sollte ich Euer Interesse an dieser eher ungewöhnlichen Art des Wanderns geweckt haben, dann müsst ihr euch nicht gleich Schneeschuhe kaufen. Das Material kann vor Ort geliehen werden – Infos gibt es hier – oder man bucht von Deutschland aus einen organisierten Trip z.B. bei WikingerReisen. Egal in welchem Gebirge ihr wandert, ihr solltet immer verschiedene Lagen und leichte Jacken für alle Wetterbedingungen im Gepäck haben. Und natürlich die Kamera nicht vergessen! Ganz neu in meiner Ausrüstung: Testmaterial von Olympus. Alle Bilder sind mit der O-MD, E-M10 geschossen – eine echte Alternative zur schweren DSLR. Body und Wechselobjektiv passen sogar in die Jackentasche …und haben die arktischen Bedingungen problemlos gemeistert. Die Bilder sprechen für sich.
Wir bedanken uns bei WikingerReisen und dem polnischen Fremdenverkehrsamt für die Einladung zur Pressereise und für tolle Tage in Karkonosze.
Wandern um die Welt – ein Traumjob? |
schrieb am[…] habe Darek auf einer Tour mit Schneeschuhen durch seine Heimat Polen kennen und schätzen gelernt. Vielen Dank für das Interview – und hoffentlich bis zur nächsten […]
Back to the Roots – Altai Ski |
schrieb am[…] Immer wieder driften solche Ausflüge aber doch in eine eher sportliche Richtung ab. Da ist das Schneeschuhwandern fast entspannter als das Langlaufen. Keine Materialschlacht, man ist nicht abhängig von Loipen, […]
SergiooF
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