Wie schmeckt eigentlich Ladinien?
Wenn ich mir ein Lieblingsmenü zusammenstellen dürfte, dann wäre das wahrscheinlich eine Mischung aus frischer Pasta und alpenländischer Traditionsküche. Oder auch: Eine ordentliche Portion Italien mit einer guten Prise Südtirol. Begleitet von einem feinen Pinot Grigio oder einem tiefroten Vernatsch. Beim Giro d’Italia dei Sapori, einer genussvollen Tour durch die Region Alta Badia, kann man genau solch ein Menü probieren. Dabei geht es weniger um sportliche Höchstleistung, als vielmehr um die Vielfalt der regionalen, ursprünglichen Küche Italiens…
DER APPETIZER – LAS VEGAS IN DEN DOLOMITEN
Wetterbedingt mussten wir zuletzt leider unsere morgendliche Klettertour am Grödner Joch abbrechen. Kurzerhand warfen wir unsere Pläne über den Haufen und die Regenjacke über die Schulter. Oberhalb von San Cassiano, nur wenige Meter Fußmarsch von der Piz-Surega-Gondelbahn entfernt trotzten wir dem Wetter in einer gemütlichen Holzhütte mit dem eigenwillige Namen “Las Vegas Lodge“. Betrieben wird das Refugio sommers wie winters von Unikat Ulli, seines Zeichen ehemaliger Profi-Skifahrer, Gipfelstürmer und passionierter Biker (er “reitet” Motorbikes, wohlgemerkt!). Ulli hat sich auf 2.500 Metern ein kleines Paradies gebaut, eine stilvolle Design-Herberge aus Holz und Glas mit dem wohl schönsten Sauna-Panorama, das man sich vorstellen kann.
Ulli lud uns sogleich zum Frühstück ein, einem üppigen Buffet, das eigentlich Hausgästen vorbehalten ist. Bei cremigem Cappucino, frischen Früchten, Bergkäse und selbstgebackenem Brot gab es viel zu lachen: Wenn Ulli einmal ins Plaudern kommt, ist er kaum zu stoppen. Und er hat wirklich viele Anekdoten auf Lager! Wenn’s mal wieder länger dauert, duftet es ab mittags auf der Außenterrasse nach frischer Pizza aus dem Steinofen. Und wenn man noch länger bleiben mag (und das lohnt sich in jedem Fall…) dann wird zu fortgeschrittener Stunde auch noch ein gemeinsamer Sundowner genossen. Bei Ulli gibt es immer in jedem Fall immer was zu sehen, zu hören und natürlich auch zu schlemmen. Nur Langeweile, die gibt es hier nicht!
MAIN COURSE – MITTAGSTISCH IN DER COL ALT
Wir konnten leider nur auf einen kurzen Cappuccino-Stopp bei Ulli verweilen, schließlich hatten wir noch einiges vor an diesem Tag: Aufstieg mit Genuss ist der Name einer wohlschmeckenden Initiative rund um Alta Badia, die sich jeden Sommer das Ziel setzt, Wanderer sowohl für die Schönheit der Dolomiten als auch für die Köstlichkeiten Südtirols zu begeistern. In zehn unterschiedlichen Berghütten repräsentiert jeweils ein Sternekoch eine andere Region Italiens, die gleichzeitig immer auch eine Etappe des diesjährigen Giro d’Italia war – ein kulinarischer Streifzug quer durchs Land sozusagen… Die Las Vegas Lodge ist natürlich auch Teil dieser Initiative, unser nächstes kulinarisches Etappenziel war allerdings eine andere Berghütte, rund zwei Stunden Fußmarsch von der Las Vegas Lodge entfernt.
Auf leichten Wanderwegen queren wir einmal über das Hochplateau und erreichen pünktlich zur Mittagszeit die Ütia Col Alt. Hier werden wir begrüßt von Enrico Crippa, ausgezeichnet mit 3-Michelin Sternen. Stolz berichtet uns der Koch, dass er zuvor viele Jahre im Adlon gearbeitet hat. Berliner unter sich eben…
Enrico nimmt uns mit auf eine kulinarische Rundfahrt ins Piemont. Um ehrlich zu sein, was genau wir serviert bekamen, kann ich gar nicht mehr sagen. Aber es war köstlich! Schon allein der Starter mit duftendem Brot, feinem Olivenöl und eingelegten Pilzen war vielversprechend. Es folgt der Hauptgang mit einer ganz leichten, sehr aromatischen Brühe, dazu eine Art Mini-Burger und einer gekochten und kunstvoll aufgeschnittenen Gemüsezwiebel. Abgerundet wurde das Menü von einem köstlichem Dessert, begleitet von einem kühlem Glas Weißwein. Das ganze kostet inklusive dem Glas Wein schmale 18 Euro pro Person. Den grandiosen Bergblick und einen äußerst herzlichen Empfang gibt es gratis on top. Unser absoluter Geheimtipp!
NACHSCHLAG – EIN ABEND IM MASO RUNCH
Weniger ein Geheimtipp als ein Must-Do (allein schon des großartigen Konzepts wegen) ist ein Besuch auf dem Hof Maso Runch nahe Badia. Jeden Abend (außer Sonntags) kocht Familie Nagler für eine ganze Gästeschar typisch ladinische Gerichte. Ladinien – noch nie gehört? Wir auch nicht, bevor wir in die Dolomiten gereist sind. Bei Ladinien handelt es sich um eine Region in Südtirol mit eigener Sprache, tiefen kulturellen Wurzeln – und eben auch einer ganz eigenen Küche.
Das Familien-Restaurant im ältesten Gebäude eines Bauernhofes (von 1712) widmet sich ausschließlich der traditionellen ladinischen Küche und serviert seinen Gästen täglich das gleiche, mehrgängige Menü. Mutter Maria und Sohn Christian stehen am Herd, während Vater Enrico und Tochter Stefanie und die Schwiegertochter ihre Gäste bedienen. Um 20 startet der Abend, dann werden allen Gästen mehr oder weniger zeitgleich die Speisen nach und nach aufgetischt.
Und was kommt auf die Teller? Zu viel wollen wir nicht verraten, außer, dass man ordentlich Appetit mitbringen sollte. Auf kräftige Gerstensuppe folgen Varianten der “Turtres e cajinci arestis”, Schlutzkrapfen mit Spinat und Quark, brauner Butter und Parmesan, bevor es man die Wahl hat zwischen zweierlei Variationen von Fleisch mit oder ohne Polenta.
Einen süßen Abschluss gibt es natürlich auch noch, bevor man wohlig genährt und ein wenig weinselig nach Hause kugelt… Der unterhaltsame und sehr leckere Spaß kostet übrigens nur rund 30,- Euro pro Person, allerdings ohne Getränke, die kommen extra.
Ihr merkt, man kann in den Dolomiten extrem aktiv und sportlich unterwegs sein – muss man aber nicht. Schließlich soll so eine Auszeit OUT OF OFFICE Körper und Geist gut tun. Für heute haben wir der Seele Nahrung gegeben und es uns einfach nur gut gehen lassen. Zur Nachahmung wärmstens empfohlen!
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schrieb am[…] am besten mit einem leckeren Milchkaffee und frischen Croissants im original französischen Bistro Café Bitton, bevor es wieder auf die Straße […]