Baia di Leranto – Trail mit Belohnung
Wer eine für ihn völlig unbekannte Region bereist, tut meist gut daran, auch die Highlights zu besuchen. Denn nicht völlig zu unrecht werden die “Top Spots” als eben solche ausgewiesen. So stand für uns fest, dass wir bei unseren Trip nach Süditalien unbedingt die Küche Neapels entdecken und auch die Amalfi Küste mit dem Roller erkunden wollten.
Bei der Frage, ob wir Highlight Nummer 3 angehen, eine Wanderung am Kraterrand des Vesuvio, gingen bei uns die Meinungen allerdings auseinander. Katharina war eine klare Befürworterin des Aufstiegs auf den Vulkan, mich hingegen zog es vielmehr ans Meer. Letztendlich entschieden wir uns (vorerst) für den Vesuv, brachen dieses Unterfangen aufgrund eines kilometerlangen Rückstaus mit hunderten Reisebussen bis hinauf zum offiziellen Besucherparkplatz dann aber vorzeitig ab. Natürlich hätten wir gern den aktivsten Vulkan Europas bestiegen, doch macht eine Wanderung in der Natur einfach viel mehr Spaß, wenn der Pfad nicht zum Touri-Highway mutiert! Dann doch lieber die weniger stark frequentierten Routen – die in der Regel trotzdem wunderbare Ausblicke preisgeben. Genau solch eine Wanderung ist der eher unscheinbare Trail von Nerano auf der Halbinsel Sorrent zum südlichsten Zipfel der Punta Campanella Landzunge entlang der steil abfallende Küste: Eine großartige Alternative für unseren missglückten Vesuv-Versuch!
Als wir unsere Tour starten ahnen wir noch nicht, wie schön diese Route tatsächlich ist. Uns geht es vielmehr um die Bewegung. Nach viel zu vielen nassgrauen Tagen in Berlin feiern wir jeden Sonnenstrahl und jeden Meter außerhalb der Büroräume. Angekündigt wurde uns der Trail als ein ungesicherter, ehemaliger Wanderweg, der zwar nicht ganz so leicht zu finden sei, man ihn aber nach wie vor gut begehen könnte und darüber bequem den Torre di Montalto (die Ruine eines alten Wachturms) und die Baja di Leranto erreicht. In diesem Sinne, los marschiert!
TRAMPELPFAD AUFWÄRTS
Der Einstieg ist tatsächlich etwas unscheinbar. Ohne das kleine Schild am Straßenrand würde man hinter dem schmalen zugewachsenem Pfad eher einen Privatweg vermuten, der von den Anwohnern zum Wegkarren ihrer Gartenabfälle genutzt wird. Nach wenigen Metern staunen wir dann nicht schlecht, als wir zum ersten Mal den grandiosen Ausblick auf das stahlblaue Meer genießen. Blass verfärbte Gräser, blühende Wildblumen und knorrige Bäumchen säumen den Weg. Man kann erahnen, wie heiß und trocken der Sommer in der Region sein muss. Neben uns ist keine Menschenseele ist auf diesem Trail unterwegs – dafür hunderte Eidechsen, die von den wärmenden Steinen davon huschen.
CAPRI VORAUS!
Auf dem schmalen Pfad merke ich schnell, dass meine Urban-Running-Sneaker nicht viel können (außer gut auszusehen). Zwar sind die Schuhe herrlich leicht, durch die weiche Sohle spüre ich jedoch jeden noch so kleinen Stein. Richtig interessant wird es an den schrägen Felsstufen, bei denen das elastische Obermaterial auf eine echte Zerreißprobe gestellt wird… Der Weg bietet zum Glück so viel zum Gucken und Staunen, dass ich mit der Zeit gar nicht mehr auf mein falsches Schuhwerk achte. Aus dem Nichts taucht eine kleine Hütte vor uns auf, wenig später kommen wir an einer liebevoll gepflegten Gedenkstätte zu Ehren der Heiligen Mutter Gottes vorbei – und dann öffnet sich plötzlich vor uns der freie Blick auf die Insel Capri. Je weiter wir gehen, desto spektakulärer wird die Aussicht. Wir besuchen die angekündigte Ruine des Torre di Montalto und nehmen auch noch den kleinen Gipfel in unmittelbarer Nähe in Angriff. Den Blick immer auf die fantastische Amalfiküste gerichtet.
INTO THE BLUE
Eigentlich sollten wir langsam zurück zu unserem Auto gehen. Heute Nachmittag haben wir ein Date mit Maria Teresa Cioffi in ihrer Eisdiele Bougainvillea im Zentrum von Sorrent. Das immer besser werdende Wetter und die kleine verlassene Bucht vor uns sind aber einfach zu verlockend, um sie links liegen zu lassen. Meine Handy-Map bestätigt, dass es einen Wanderweg hinunter zum Türkis leuchtenden Wasser gibt und mein Quengeln “Ich würde soooo gerne mal schwimmen gehen…” überzeugt Katharina letztendlich doch, den Abstecher hinab zum Strand zu machen. Je näher wir dem Wasser kommen, desto größer meine Vorfreude. Das letzte mal im Meer (Eisschwimmen in Lappland zähle ich jetzt mal nicht mit dazu) ist schon eine ganze Weile her. Fast ein halbes Jahr, damals auf Jamaika. Definitiv zu lange für meinen Geschmack. Wie ich mit erschrecken feststelle sind 17 Grad leider keine Badewannen-Temperatur, doch wer im Vorfeld “soooo gerne schwimmen” wollte, darf sich davon nicht abschrecken lassen! Katharina grinst mich schadenfroh an – mir bleibt keine Wahl: Hinein ins kalte Nass!
Die Entscheidung, ob ihr im Mai schon ins Mittelmeer springen wollt, überlasse ich euch. Den schönen Trail zu dieser traumhaften Bucht und dem fantastischem Blick auf Capri solltet ihr euch allerdings in keinem Fall entgehen lassen. Ein Blick auf meine Karte zeigt, dass es hier unten zahlreiche weitere, kleine Wanderwege zu geben scheint. Wir werden sicherlich wiederkommen, um den ein oder anderen auch noch zu begehen. Dann aber mit anderen Schuhen und Schnorchel-Equipment! Die Küste mit dem Boot zu erkunden wäre allerdings auch nicht schlecht… Hach…
Hinweis: Diese Wanderung unternehmen wir im Rahmen eines Trips zusammen mit dem Reiseveranstalter Reisesalz. Die beschriebene Route haben wir jedoch unabhängig vom Programm gemacht, die Eindrücke spiegeln uneingeschränkt unsere Erfahrungen und Eindrücke wieder.