Ostsee, Europa 

Baltic Sea Circle – Drei, zwei, eins… GO!

10. Juni 2016

Ein in die Jahre gekommenes Auto, zwei lebensfrohe Typen, zwei Wochen on the road – klingt nach einem ordentlichen Sommerabenteuer, oder? Ausnahmsweise sind wir nicht selbst unterwegs OUT OF OFFICE bei diesem ungewöhnlichen Trip um die Ostsee, sondern unsere lieben und ein wenig verrückten Freunde David und Markus.

Im letzten Sommer haben wir sie Euch schon einmal vorgestellt, unterwegs mit dem Radl von Wien nach Istanbul. Dieses Jahr tauschen die beiden erneut das Büro gegen ein echtes Outdoor-Abenteuer – allerdings steigen sie von zwei auf vier Räder um. Dabei wollen sie trotzdem etwas Nachhaltiges für die Umwelt tun. Ein gutes und gleichzeitig extrem spannendes Projekt, das wir euch heute vorstellen möchten…

Baltic Sea Circle – Drei, zwei, eins… GO!
Letztes Jahr habt ihr für einen Monat den Bürostuhl gegen den Fahrradsattel getauscht. Was habt ihr euch dieses Jahr verrücktes ausgedacht?

Als David und ich zum Jahreswechsel in gemütlicher Runde unsere Fahrradtour Revue passieren ließen, haben wir natürlich wieder in der Ideenkiste für unser diesjähriges Sommer-Abenteuer gekramt. Im letzten Jahr war ich extrem zufrieden mit unserer Wahl, CO2-neutral von Wien nach Istanbul auf unseren Drahteseln 3211km zurückzulegen und unzählige Abenteuer unterwegs zu erleben. Als David für dieses Jahr vorschlug, an der nördlichsten Rallye des Erdballs als eines von 200 Teams anzutreten, stand ich der ganzen Sache erst einmal skeptischer gegenüber – zumal er sich gleichzeitig als geborener Rennfahrer angepriesen hat. Aus reinem Spaß 7.500 km mit dem Auto Unmengen CO2 in die Atmosphäre zu blasen, passt auch nicht so richtig zu meinem ökologischen Lebensstil. Trotzdem gefiel mir der verrückte Einfall, ohne GPS und mit einem Youngtimer in 15 Tagen durch 10 Länder zu reisen. Lange Rede, kurzer Sinn, wir meldeten uns spontan für den Baltic Sea Circle 2016 an und sind diesen Sommer somit wieder für eine Weile “out of office”!

Baltic Sea Circle – Drei, zwei, eins… GO!

Der Baltic Sea Circle startet am 18.06. in Hamburg am Fischmarkt und geht rund um die Ostsee. Über Skandinavien kämpfen wir uns einzig auf Landstraßen über die Lofoten rauf zum Nordkap, um über Russland und die baltischen Staaten hoffentlich wieder am 03.07. in Hamburg anzukommen. Insgesamt werden 200 Teams teilnehmen – jedes für einen guten Zweck und mit einem Charity-Ziel von mindestens 750 €. Bei der Rallye soll es nicht um Geschwindigkeit gehen, sondern der Spaß steht im Mittelpunkt. So wird es ein Roadbook mit diversen ausgefallenen Aufgaben wie zum Beispiel einer ‚Wikingertaufe’ geben. Für jede erfüllte Aufgabe werden Punkte erzielt, so dass zum Schluss ein Gewinner festgelegt werden kann. Neben dem atemberaubenden Naturschauspiel – vor allem bei der Fahrt durch die Lofoten – reizt uns gerade das Unerwartete. Hält der Wagen durch? Muss David seinen Körper bei einer russischen, vielseitig behaarten Zöllnerin einsetzen oder wird uns überall problemlos die Weiterfahrt gewährt? Ganz egal was kommt, es wird uns als Freunde wieder ein Stück mehr zusammenschweißen.

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Mit was für einem Gefährt nehmt ihr an solch einem Abenteuer teil?

Die Rallye-Organisatoren haben sich einige Regeln zum Gefährt einfallen lassen, so dass das Ganze keine Kaffeefahrt wird. Das Auto muss demnach mehr als 20 Jahre auf dem Buckel haben und darf auch nicht mehr als 2500 € gekostet haben. Wir mussten schnell feststellen, dass diese Vorgaben gar nicht so einfach zu realisieren sind. Vor allem Aussagen wie “Ja, Auto ist top, wie neu, hat auch TÜV, nur die Bremsklötze blockieren ab 75km/h…” oder “Ja klar, der ist technisch top, nur der Lack und die Dichtungen sind hin. Aber bei Frauen sagen wir hier auf dem Land ja auch ‘Schönheit vergeht, Acker besteht’ wenn Sie wissen was ich meine” brachten uns zum Lachen. Letztendlich wurden wir dennoch fündig und sind seither stolze Besitzer von unserem ‘Kompensator’ – ein 30 Jahre alter schwarz-grauer VW Passat mit 215er Schlappe aus der Nähe von Wuppertal. Dank meines Bruders Chrissi wurde unser Baby in Windeseile auch zum absoluten Hingucker samt Dachgepäckträger mit Kunstrasen, Buchsbaum, Spaten und Gießkanne – und natürlich mit unseren Team Logos beklebt.

Baltic Sea Circle – Drei, zwei, eins… GO!
Baltic Sea Circle – Drei, zwei, eins… GO!
Hat einer von euch KFZ Skills? Was wäre der worst case?

Wir sind beide absolute Embryos, was das Schrauben angeht – schwer zu sagen, wer weniger Ahnung hat. Bei der Fahrradtour war das Reifen aufpumpen schon eine Herausforderung! Aber einen wirklichen Worst Case gibt es für uns komischerweise trotzdem nicht. Wir haben bisher noch alles gemeistert. Somit gibt es eigentlich, wie das so oft bei uns ist, nur Best Case-Szenarien und das hieße dann: viele geile Stories, die wir an unzähligen lustigen Abenden aufarbeiten können.

Ihr sammelt unterwegs nicht nur Spendengelder, ihr bewerbt auch die CO2-Kompensation – was steckt dahinter?

Es war uns nicht genug, ‘nur’ Charity-Gelder zu sammeln. Zusätzlich wollten wir die Rallye CO2-kompensieren. Am liebsten mit einer App. Nach einiger Recherche im App-Store stellte sich aber heraus, dass es so etwas noch gar nicht gibt. Im Februar haben wir somit beschlossen, eine App zur CO2-Kompensation zu entwickeln. Schnell war ein Partner mit dem Zentrum für globalen Wandel von der Universität für Bodenkultur in Wien gefunden. Die Uni stellt uns eines ihrer Klimaschutzprojekte zur Verfügung, bei dem Bäume in Äthiopien aufgeforstet werden. Die App namens ‘CO2mpensio’ bietet Usern die Möglichkeit, die zurückgelegten Strecken von Flugreisen oder Autofahrten einzugeben, deren CO2-Ausstoß zu errechnen und eine neutralisierende Spende an das Klimaschutzprojekt per PayPal oder Kreditkarte zu zahlen. Das Ganze funktioniert gemeinnützig. Alle Spenden werden zu 100% an das Projekt weitergeleitet und ‘CO2mpensio’ wird gratis für iOS & Android pünktlich zum Start der Rallye ab dem 18.06 als Download zur Verfügung gestellt.

Baltic Sea Circle – Drei, zwei, eins… GO!
Eine eigene App zu entwickeln bedeutet eine Menge Arbeit. Das ist doch schon mehr als ein reiner Spaß, oder?

Für uns ist dieses Projekt in den letzten Monaten zu einer richtigen Herzensangelegenheit geworden. Wir möchten gerne allen die CO2-Kompensation von Autofahrten und Flugreisen näher bringen. Solange wir auf fossile Brennstoffe zurückgreifen, um uns fortzubewegen, kann die projektbezogene CO2-Kompensation eine Teillösung darstellen. Durch die App bieten wir ab dem Rallye-Start allen Teams sowie allen interessierten Reisenden ein Tool an, um zurückgelegte Strecken CO2 zu neutralisieren und Bäume anzupflanzen. Diese werden über die nächsten 30 Jahre CO2 binden und “veratmen”. Zusätzlich pflanzen wir in jedem Land, welches wir mit dem ‘Kompensator’ und unserem Notfall-Baumpflanz-Kit auf dem Dach durchqueren, ein symbolisches Bäumchen. Vielleicht kann das Ganze sogar der Anfang eines Business werden, mit dem wir in der Lage sind, Gutes zu tun. Eins haben wir jetzt schon gemerkt, ohne die Hilfe und Leidenschaft unserer Freunde wären wir niemals soweit mit dem ganzen Projekt gekommen. Und wer weiß, vielleicht haben wir damit eine App geschaffen, die es unserer Generation möglich macht ihre Reiselust CO2 neutral zu stillen.

Habt ihr schon ausgerechnet wie viel ihr zwei bei der Route kompensieren werdet?

Na klar, das ist ja für uns der erste echte Einsatz der App. Wie viele Kilometer es ganz genau werden, wissen wir noch nicht. Aber laut Veranstalter sind es im Schnitt ca. 7.500 km. Dies würde einem Kompensationsbetrag von knapp 30 € entsprechen. Somit kämen bei 200 Teams dann schon recht stattliche 5.000 bis 6.000 € zusammen! Davon könnten dann bei unserem aktuellen Projekt – der Wiederaufforstung einer Brachfläche in Äthiopien – ungefähr 500 Bäume gepflanzt werden, das wäre für uns das Idealszenario zum Start der App.

Wo können unsere Leser verfolgen, was ihr unterwegs alles erlebt?

Neben unserem Facebook Auftritt zum Rallye-Team gibt es auch noch unseren Blog, den wir auf der Rallye weiter mit Fotos und verrückten Texten füttern werden. Bis zum Rallye-Start pflanzen wir übrigens für jedes zehnte LIKE auf unserer CO2mpensio Facebook Seite einen Baum mit einem Schulprojekt in Togo. Dein LIKE kann also zu einem Bäumchen werden.

Wir finden das Projekt super und werden die Reise der beiden Jungs in jedem Fall verfolgen  – und natürlich auch auf OUT OF OFFICE berichten!

Baltic Sea Circle – Drei, zwei, eins… GO!

Und wer das Sommerabenteuer von David um Markus aus 2015 noch einmal nachlesen möchte, findet hier das Interview zu ihrer Radtour entlang der Balkanroute.

Fotos: privat & Pressematerial The Baltic Sea Circle

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