Belgrad – Balkanbeats und Yugochic
Belgrad! Ich war sehr gespannt auf diese Stadt, hatte ich doch so wenige konkrete Vorstellungen von ihr. Vielleicht in etwa so wie Prag oder Budapest? Alt und ehrwürdig, prunkvoll oder einfach nur trubelig?
Laut Lonely Planet und Co. ist Belgrad in jedem Fall zurzeit wahnsinnig angesagt: Der Hotspot Europas, eine der Top-Party-Cities für Jung und Alt. Aber das war tatsächlich nicht der (Haupt-)Grund für meine Reise nach Serbien. In erster Linie freute ich mich einfach nur auf die Möglichkeit, mir ein eigenes Bild von der Metropole zwischen Donau und Save zu machen. Und das Bild wurde vielschichtiger, als ich erwartet hatte…
The Spirit of Alpe-Adria
Willkommen in Belgrad! Schon die Begrüßung im Hotel, mitten im Stadtgebiet von Novi Beograd bzw. Neu Belgrad, war äußerst angenehm. Eine gute Portion österreichischer Charme wehte mir beim Check-In im modernen, gläsernen “Falkensteiner” entgegen. Dazu traumhaft sommerliche Temperaturen vor der Tür und die verlockende Aussicht auf drei volle Tage in einer für mich vollkommen unbekannten Stadt.
Will man von Neu Belgrad aus in das alte Stadtzentrum, muss man über die Savebrücke. Ein beeindurckender Weg, insbesondere vor dem Hintergrund der besonderen Bedeutung der Brücken über Save und Donau. Sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch im späteren Kosovo-Konflikt waren sie strategisch wichtige Bauwerke, die zuletzt nur durch ein Veto des französischen Präsidenten im Jugoslavien Krieg nicht ein weiteres Mal zerstört wurden. Würdevoll erhebt sich die Stadt am anderen Ufer und zeugt von Wiederstand und Kraft. Dennoch, die Spuren der Vergangenheit sind bis heute sehr präsent. Aber dazu später mehr…
Durch die Straßen der Stadt streundend spürte ich unterschwellig an jeder Ecke den starken Drang der Serben nach Erneuerung. Trotz kyrillischer Schriftzeichen und traditioneller Lokale sind Stadtviertel wie das Bohemian Quarter sehr westlich orientiert. Zwischen Graffitis und Designerläden laden kleine Cafés und schmucke Restaurants mit einem Hauch folkloristischem Chick ein zum Verweilen. Meine Favoriten: Das Cafè ZRNO im Design District von Belgrad mit eigener Rösterei und zum Shoppen der Concept Store von Supermarket mit aufstrebenden serbischen Labels (einen Ableger davon findet ihr übrigens auch im Bikini Haus Berlin!)…
Wie so häufig, faszinieren aber vor allem die Bewohner der Stadt. Eine bunte Mischung aus westlichen Vollbart-Jungs und glitzernden Balkan-Girls prägt das Stadtbild. Dabei gilt, je später der Abend desto mehr Glamour. Ein bißchen Yugochic-Klischee muss einfach sein… In schnieken Restaurants fließt ordentlich Rotwein, bei riesigen Portionen Grillfleisch wird gemeinsam musiziert, gelacht und getanzt. Selbst in angesagten Bars wie dem Tranzit oder dem “Club 100” sind die Drinks dabei erstaunlich erschwinglich. Und so langsam bekomme eine Ahnung davon, warum Belgrad als Partymetropole dermaßen attraktiv ist.
Willkommen im Wilden Osten
Ja, auch das ist Belgrad. So attraktiv, modern und westlich orientiert sie sich an vielen Stellen präsentiert, so tief verankert ist die Stadt doch noch in “alten Zeiten”. Sie hängt aktuell irgendwo zwischen Kommunismus und Kapitalismuss, zwischen arm und reich, schön und schrecklich. Dieser massive Spagat zwischen hippen Lebensgefühl und naher Kriegsvergangenheit macht es zuweilen schwer, sich einfach nur als happy Tourist durch die Stadt treiben zu lassen. Der Dom des Heiligen Sava: eine Baustelle. Die Uferpromenade: eine Ruine. Viele Häuser: marode.
Spätestens, wenn der freundliche Busfahrer im Hop-On-Hop-Off Bus munter erzählt, dass man zur rechten Seite nun ein ehemaliges Ministerium sehen könne, bei dem noch die Spuren der NATO-Luftagriffe in den 1990er Jahren zu erkennen seien, weiß man, dass man Belgrad unrecht tut, wenn man die Stadt auf ihren Ruf als Party-Metropole reduziert. Belgrad hat offene Wunden, die erst noch heilen müssen. Wenn man beim Besuch ausschließlich Heiterkeit erwartet, macht man es sich schlicht zu leicht. Aber genau diese Vergangenheit und auch die Verletzlichkeit, die in Belgrad offensichtlich sind, prägen Besucher der Stadt umso nachhaltiger.
Belgrad – zwischen Berliner Platte und Balkanpower
Was nehme ich nach drei Tagen Belgrad mit? Die Stadt ist unvollendet, im Umbruch. Und lustigerweise hat sie mich genau deshalb in vielen Momenten auch ein wenig an Berlin erinnert. Vom Plattenbau in Marzahn bis zum Hipster Elektro-Club in Friedrichshain, von kommunistischen Relikten bis zur passionierten Streetart. In Belgrad kann man sich wohl fühlen, wenn man bereit ist, zwischen diesen Welten zu wandeln und Lust hat, genau die leisen Zwischentöne zu entdecken.
An meinem letzten Abend sitze ich auf einem der vielen Hausboote bei einem kühlen Drink und weiß, dass ich den Sonnenuntergang gerade nirgendwo lieber genießen würde, als hier! Belgrad fühlt sich gut an!
Hinweis: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise in Kooperation mit den Falkensteiner Hotels & Residences. Der Inhalt spiegelt jedoch uneingeschränkt die freie Meinung und persönliche Eindrücke der Autorin wieder.