Über die Freiheit des Unterwegs-Seins
Gemütlich rollen wir über die Landstraße, als wie aus dem Nichts ein Feld leuchtendroter Mohnblumen am Straßenrand auftaucht. Kurzerhand fahren wir ab auf einen kleinen Schotterweg und steuern unseren Camper mitten hinein in das Blütenmeer. Ein schöner Platz. Lass uns doch einfach hier bleiben…
Das größte „Gut“, dass wir haben, ist die Freiheit – natürlich neben einigen anderen nicht weniger wichtigen Dingen im Leben wie Gesundheit und Liebe und so weiter. Freiheit bedeutet, zu entscheiden, wo und wie wir leben wollen. Und mit wem. Freiheit heißt auch, zu tun und zu lassen, was wir wollen. Wir entscheiden frei, was wir anziehen, essen, kaufen, wen wir wählen – und wohin wir reisen… Freiheit ist wunderbar. Und je größer die Freiheit desto besser. Darum lieben wir Roadtrips, insbesondere mit einem Camper. Denn dann entscheiden wir ganz allein, wie weit der Weg uns heute führt, wohin wir fahren und wo wir verweilen. Das Wetter ist mal nicht so dolle? Uns gefällt es hier nicht, weil zu überlaufen? Macht nichts, lass uns einfach weiterfahren. Denn wir haben unser „Heim“ stets dabei, sind unabhängig von Reservierungen, Check-In Zeiten und verbindlichen Buchungen. Wir haben ein Bett, einen Tisch, ein paar PS unterm Hintern, die uns zuverlässig durch die Welt begleiten – und wir haben uns. Brauchen wir mehr? Nicht wirklich. Diese Freiheit bedeutet für uns das pure Urlaubsglück!
Ein Riese in der Auvergne
Einer unserer letzten Camping-Roadtrips führte uns unter anderem in die wunderschöne Auvergne im Südosten Frankreichs. Was wir bis dahin nicht ahnten: Frankreich ist auch ein Land der Vulkane. Und auf den bekanntesten von ihnen, den Puy de Dôme, wollten wir hinauf. Als unser Camper auf den Besucherparkplatz unterhalb des Kraters einbiegt, ist der Himmel über uns allerdings besorgniserregend finster. Wird das Wetter halten?
Vor Ort werden wir von Didier Sauvrestre begrüßt. Didier hat früher in Paris im Finanzministerium gearbeitet und wurde von dort aus im Rahmen eines humanitären Projekts nach Kroatien entsendet. Dort verliebte er sich in die Schönheit der Natur, in fremde Kulturen und das Reisen – und entschied sich, nach seiner Rückkehr nach Frankreich als Wanderführer zu arbeiten. Auch das ist Freiheit – selbstbestimmt eine Entscheidung für sich und seine Zukunft zu treffen. Eine exzellente Wahl, wie wir finden – und sie macht Didier damit zum perfekten Begleiter für uns.
Aber auch der Local schaut kritisch in den Himmel an diesem Morgen. Wir wägen die Optionen ab – vom Tal aus zu Fuß oder nicht – und entscheiden gemeinsam, erst einmal mit der modernen Zahnradbahn auf den Gipfel des eindrucksvollen Puy de Dôme zu fahren und dann oben zu prüfen, wie weit und wohin wir von dort aus wandern wollen. Weniger als 15 Minuten später stehen wir auf dem Vulkan.
Hier oben sind wir mehr oder weniger allein. Nur wenige Besucher haben sich bei den dichten Wolken auf den Berg getraut. Das ist unser Glück. Ungestört erkunden wir die mystisch im Nebel erscheinenden Ruinen einer alten Tempelanlage aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die sich in den Wolken verstcken. Und immer wieder lichtet sich das Grau in Grau um uns herum und gibt den atemberaubenden Blick ins Tal frei.
Wir entschließen uns schließlich, dem Wetter weiter zu trotzen und begeben uns auf den Chemin des Chèvres, den alten Ziegenweg, der uns über verschlungene Pfade wieder hinab ins Tal führen wird. Und wieder bereuen wir unsere Entscheidung nicht, sondern werden belohnt mit einsamen Ein- und Ausblicken in eine märchenhaft anmutende, unwirkliche Welt aus Kratern, Lavafeldern und üppiger Vegetation. Wer hätte das mitten in Frankreich erwartet?
Auf halber Strecke erwischt es uns dann doch: Ein Platzregen schüttet sich über uns aus. Die Wege werden zunehmend matschiger und unwegsamer, nach wenigen Minuten sind wir komplett durchnässt. Aber hey, das gehört dazu, wenn man outdoor unterwegs ist. Und das beste… Am Parkplatz wartet schon unser mobiles Heim mit Handtüchern und trockener Kleidung. Auch das ist einer der vielen Vorteile, wenn man mit dem Camper unterwegs ist: Jederzeit ein Dach über dem Kopf. Und die Option auf eine schnell zubereitete Tasse Kaffee – unbezahlbar!
Auf dem goldenen Berg
Nach einer Weile lässt der Regen nach und wir brechen gemeinsam mit Didier auf in Richtung des Bergdorfs Le-Mont-Dore. Wie so oft bei einem Roadtrip gilt auch jetzt wieder: Der Weg ist das Ziel. Für die rund 80 Kilometer Strecke nehmen wir uns Zeit, halten immer wieder an und bestaunen die großen und kleinen Wunder am Wegesrand. Niemand gibt uns vor, wann wir wo sein müssen, wir haben keine Eile, wir sind Roadtripper. Wir sind frei!
Als wir schließlich in Le-Mont-Dore ankommen, nehmen wir den direkten Weg zur Gondelstation. Was wir vor unserem Besuch in der Auvergne auch nicht wussten: Den Ausläufern der Rhône-Alpen sei dank, gibt es in der Auvergne ganze drei Skigebiete. Eines davon gehört zu dem beschaulichen Bergdorf Le-Mont-Dore, dass insbesondere im Winter entsprechend viele Familien und Aktivurlauber anlockt. Jetzt im Sommer erinnert uns der Kurort ein wenig an das österreichische Gastein. Ein gewisser „morbider Charme“ mit großen Hotels, Kurbad und Kasino erzählt von vergangenen, goldenen Zeiten. Die Lebendigkeit des Winters kann man im Sommer nur erahnen – und doch versprüht es einen ganz besonderen Glanz…
Der Betreiber der Gondel scheint überrascht, dass sich an diesem regnerischen Tag doch noch Wanderer auf den Weg zum Gipfel machen wollen und er ermahnt uns, die ausgewiesenen Wege nicht zu verlassen. Sollte es gewittern, müssen wir auf dem direkten Weg zurück ins Tal, das ist schlichtweg zu gefährlich. Aber mit dem erfahrenen Didier an unserer Seite sind wir sicherlich in guter Gesellschaft unterwegs…
Ganz allein im Sommer in einem verlassenen Skigebiet zu wandern ist irgendwie unwirklich – und aufregend. Wir können die steilen Felskanten zum Teil nur erahnen, die sich tief vor uns auftun. Während es im Winter hier bei blauen Himmel und Neuschnee nur so wimmelt von Familien auf Skiern und Snowboards, die sich laut lachend und voller Vorfreude auf den Pisten ins Tal hinabstürzen, wandern wir heute auf stillen Pfaden begleitet vom Krächzen der Dolen über uns über saftig-grüne Wiesen. Auch Einsamkeit kann Freiheit bedeuten. Den Crêtes du Sancy haben wir an diesem Nachmittag ganz für uns allein.
Doch irgendwann können wir das Donnergrollen in der Ferne nicht mehr ausblenden. Der Gondelführer läutet in der Ferne, um uns zu signalisieren, dass wir mit der nächsten Kabine mit ins Tal fahren sollen. Also verlassen wir schweren Herzens diesen eindrucksvollen Ort und machen uns auf den Rückweg. Bevor wir nun unser Quartier für die Nacht suchen, kehren wir zum Abschied gemeinsam mit Didier noch im urigen Café La Tasse Carrée ein. Auch wenn wir unsere kleine Küche im Camper lieben, manchmal ist eine frische Quiche und eine üppige Kalorienbombe zum Dessert auch was wirklich Feines…
Where to stay?
Für die Nacht haben wir zwei sehr unterschiedliche und gleichermaßen schöne Optionen in der Auvergne entdeckt. Wer wie wir mit dem Camper unterwegs ist, steuert in der Regel Campingplätze an. Insbesondere, wenn es sich bei dem Camper um ein ordentliches Pferdchen wie unsere Etrusco handelt… Das Camping Village Le Pré Bas ist ein moderner, großer und beinahe luxuriös ausgestatteter Platz nahe Le-Mont-Dore, direkt am Lac Chambon. Eine Top-Adresse für alle, die beim Roadtrip auf nichts verzichten wollen oder aber mit der ganzen Family gleich mehrere Tage an einem Ort verbringen möchten.
Etwas außergewöhnlicher sind dagegen die nachhaltigen Volca Lodges. Zugegeben, der Übernachtungsstopp in den kleinen Holzhütten widerspricht auf den ersten Blick der Unabhängigkeit des Campings, aber hey, die Freiheit, auch mal das gemütliche Camper-Bett gegen eine der urigen Holzhütten zu tauschen, nehmen wir uns einfach!
Die Volca Lodges bestechen nicht nur durch ihre traumhafte Lage inmitten der Vulkanwelt der Auvergne, sondern auch durch das fantastische kleine Restaurant „Marceline Edgar & Company“, das zur Anlage gehört. Junge ambitionierte Köche servieren hier jeden Abend frische, regionale Köstlichkeiten. Und wem das allein nicht reicht, dem sei noch verraten: einige der kleinen Hüttchen haben einen Jacuzzi auf der Terrasse. Da kann der Camper dann tatsächlich nicht mehr ganz mithalten…
Freiheit kann man nicht kaufen…
… aber man kann sich in seinen Camper setzen und weiterfahren. Neuen Abenteuern entgegen… Also besteigen wir nach spannenden Tagen in der Auvergne wieder unseren kleinen, großen Etrusco Van und kehren zurück zu den Blumen am Wegesrand. Immer der Sonne entgegen – mit Rückenwind und der Freiheit im Herzen.
Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation mit dem französischen Tourismusverband und lokalen Partnern im Rahmen der Kampagne #GesichterFrankreichs. Er spiegelt ausschließlich die persönlichen Eindrücke und Erfahrungen der Autoren wieder. Mehr Informationen unter: https://de.france.fr/de/kampagne/frankreichaktiv-unterwegs-mit-locals