Drei Tage im Alentejo – einmal Glück to go, bitte!
Drei Tage, drei Welten – und ein Urlaubsgefühl, als wäre man drei Wochen unterwegs gewesen. Gibt’s tatsächlich! Hätten wir so auch nicht erwartet, aber unser Kurztrip im September ins portugiesische Alentejo hat sich genau als ein solcher Glücksgriff herausgestellt. Unser Tipp, für einen letzten Sommerglück-Turbo-Booster…
Freitagabend, Ankunft am Flughafen Lissabon. Es ist noch angenehm warm, die Palmen vor dem Ankunftsterminal rauschen vielversprechend in der lauen Spätsommerbriese. Das letzte Mal, dass wir hier landeten, liegt schon über sechs Jahre zurück. Damals hatten wir zwei Wochen Zeit, um Lissabon und die Surfspots rund um Peniche und entlang der südlichen Atlantikküste zu entdecken. Dieses Mal haben wir lediglich drei Tage. Ob die ausreichen werden, um abzuschalten und echtes Urlaubsfeeling zu genießen?
Mit dem Mietwagen machen wir uns auf in Richtung Inland. Anders als beim letzten Besuch wollen wir dieses Mal auch das Hinterland kennenlernen. Im gleißenden Licht des einbrechenden Abendrots fahren wir zu unserer ersten Herberge, nahe der Stadt Évora, knapp 150 Kilometer östlich der portugiesischen Hauptstadt. Als wir unser Ziel erreichen, ist es bereits dunkel. Das bringt der späte September nun mal mit sich – die Tage werden auch im Süden kürzer. Umso schöner das Erwachen am nächsten Morgen. Wir starten den Tag mit einem ausgiebigen Spaziergang durch die engen Gassen der weißen Stadt, staunen über die alten römischen Ausgrabungen und machen Stopp – natürlich ein Pflichtbesuch – bei der wohl berühmtesten Pattisserie der Stadt: Pão de Ral. Portugal ohne Pastéis de Nata, diese herrlich süßen Cremetörtchen – unvorstellbar!
Weiter geht’s mit einem kurzen Stopp beim samstäglichen Markt von Estremoz. Glücklicherweise haben wir dort auch einen kleinen Mittagssnack zu uns genommen, denn noch ahnen wir nicht, dass wir am Nachmittag noch Höchstleistungen abrufen müssen…
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Unterhalb von Estremoz erstrecken sich weite Flächen mit Weinreben. Wer hätte gedacht, dass das Alentejo auch eine bekannte Weinregion in Portugal ist. Wir zumindest nicht. Wir fahren zum Weingut von João Portugal Ramos. Weinworkshop steht auf unserem Programm. Okay, eine Weinprobe ist immer gut, denken wir. Aber das ist längst nicht alles…
Wer einen Weinworkshop bei João Portugal Ramos bucht, bekommt erst einmal einen kraftraubenden Eindruck davon, wie hart die Arbeit ist, um aus der Traube den feinen Saft zu pressen. Also rein in den Ganzkörper-Gummianzug und hinein in die gärende Maische. Ein wirklich einzigartiges „Vergnügen“. Im Anschluss dürfen wir (dieses Mal ohne selbst anzupacken) noch die weiteren Produktionsschritte anschauen, von der Lagerung bis zur Abfüllung, bevor es dann – endlich – in die Weinstube geht! Doch auch hier gilt: Ohne Fleiß, keinen Preis. Die Aufgabe: Aus drei ohnehin bereits sehr köstlichen roten Tropfen eine eigene Cuvée zu kreieren. Henryk gibt sich ganz fachmännisch: Verkostet, mischt nach unterschiedlichen Verhältnissen, verkostet wieder. Das Grinsen in seinem Gesicht wird mit jedem Versuch ein wenig breiter. Das Ergebnis: zwei vollkommen individuelle Weinkreationen aus dem Hause Berlet, vom Meister höchst selbst zusammengestellt, verkorkt und mit einem eigenen Label versehen. Eine wirklich besondere „Wineexperience“… Cheers!
Weinselig und zufrieden lassen wir diesen ersten erlebnisreichen Tag ausklingen im kleinen Bergdorf Monsaraz. Wie schon am Vorabend bricht das Abendrot gewaltig über die Landschaft herein. Das Flussdelta in der Ebene vor uns glitzert und das zauberhafte steinerne Örtchen gibt alles in Punkto Kitsch und Romantik. Besser könnte ein Tag im Alentejo nicht enden. Wir lernen Portugal heute von einer uns bis dahin völlig unbekannten Seite kennen: das Hinterland, das uns aber ausgesprochen gut gefällt. Gerne mehr davon!
Wilde Küste, schöne Küste
Von Monsaraz, kurz vor der spanischen Grenze, führt unser Weg an Tag zwei im Alentejo zurück gen Westen. So ganz ohne Atlantik geht dann irgendwie auch nicht. In Almograve sind wir mit Rudi verabredet. Er ist vor vielen Jahren der Liebe wegen aus der Schweiz nach Portugal ausgewandert und hatte damals nicht nur viele Ideen im Gepäck, sondern auch seine ausgeprägte Leidenschaft fürs Wandern. Über die Jahre hat er es zusammen mit einem Verein Freiwilliger geschafft, ein umfangreiches, gut ausgebautes Netz an Wanderwegen im gesamten Alentejo-Gebiet anzulegen: die Rota Vicentina. Einer der bekanntesten und sicherlich auch spektakulärsten Wege darunter ist der Fisherman’s Trail, der sich über vier Tagesetappen und mit mehreren Anschlussrouten auf rund 125 Kilometer Länge einmal die Küsten entlangschlängelt.
Für heute darf es aber ein bisschen weniger sein. Gemeinsam mit Rudi machen wir uns auf einen Rundweg durch die wilde Dünenlandschaft von Almograve. Aus den anvisierten drei werden dank vieler Fotostopps eher vier Stunden Gehzeit. Rudi hat nicht nur die Ruhe weg, sondern auch jede Menge zu berichten: von den Anfängen der Wanderwege im Alentejo bis zum heutigen touristischen Mehrwert durch die inzwischen gut ausgebaute Infrastruktur. Schön, wenn man die Zeit einfach mal vergessen kann und begleitet vom Meeresrauschen und dem Kreischen der Möwen plaudernd durch die beeindruckende Küstenlandschaft wandert. Und das beste: Nicht nur der (zugegebenermaßen ziemlich erfrischende) Badestopp ist jederzeit möglich, sondern am Ende wartet am Strand von Almograve auch eine eiskalte Belohnung auf uns!
Den Abend lassen wir im nahe gelegenen Vila Nova de Milfontes ausklingen mit einem herrlich portugiesischen Essen im gemütlichen Tasca do Celso – wer zukünftig mal in der Nähe ist und sich zum Beispiel zum Ende einer Wanderung so richtig belohnen will, der sollte hier unbedingt einkehren!
Montag mit Meerblick
Unser letzter Tag im Alentejo bricht an – und er startet so gut, wie die vergangenen beiden Tage endeten. Mit Sonne satt! Erst am Nachmittag müssen wir zurück in Lissabon am Flughafen sein, es bleibt also ausreichend Zeit für einen kleinen Paddel-Ausflug mit dem SUP. Die Lagune von Melides bietet sich dafür optimal an. Sie ist deutlich ruhiger als das offene Meer – und den Meerblick gibt es trotzdem!
Ana und ihr Mann sind die Inhaber von Surf in Comporta und bieten vor Ort nicht nur Kurse im Wellenreiten, sondern auch geführte SUP-Touren an. Die beiden sind wie schon Rudi am Vortag herrlich relaxed und verlängern unser Urlaubsgefühl an diesem Morgen um ein Vielfaches. Besser könnte so ein Montag nicht starten…
Bevor es am Mittag dann endgültig Zeit ist, Abschied zu nehmen vom Alentejo, kehren wir unterwegs auf dem Weg nach Lissabon noch für einen Lunch Stopp im Pousada de Alcácer do Sal ein. Die Gemäuer des ehemaligen Klosters beherbergen heute ein Hotel und angeschlossenes Restaurant. Auf der Terrasse im historischen Ambiente genießen wir ein letztes Mal portugiesische Fisch-Spezialitäten und gönnen uns zum Abschied ein süßes Pinienkern-Törtchen, die Spezialität der Region… Yammy!
Drei Tage Alentejo, gefühlte drei Wochen Erholung. Ein kleiner Sommerurlaub neigt sich dem Ende entgegen und wieder einmal ist uns bewusst geworden, wie heilsam solch kurze Auszeiten für die Seele sein können. Mit der Sonne im Herzen und dem süßen Geschmack des Alentejos auf der Zunge machen wir auf in Richtung Flughafen. Danke, Portugal! Danke, Alentejo…
Es muss nicht immer Meerblick sein – besondere Unterkünfte
Wer jetzt auch Lust bekommen hat auf das Alentejo (egal ob Kurztrip oder doch für ein paar Tage länger), für den haben wir noch ein paar tolle Übernachtungsempfehlungen.
Zum Beispiel das Tivoli Ecoresort nahe Évora. Die Region ist bekannt für seine alten Korkeichen – entsprechend hat auch das Hotel sich auf sehr nachhaltige Weise mit dem besonderen Rohstoff Kork beschäftigt. Das gesamte Haupthaus mit ziemlich stylischen Interieur und Infinitypool auf dem Dach ist durch das natürliche Material isoliert. Auf den Feldern rund um das Hotel, zwischen den alten Eichen: kleine Bungalows mit privaten Terrassen. Morgens wird man übrigens nicht nur von der Sonne sondern auch vom hauseigenen Eselchen und einer Herde Schafe geweckt…
Gleich unterhalb von Monsaraz versteckt sich das Horta da Moura, ein so genanntes Rural Haus, also eine eher einfache, ursprüngliche Unterkunft – die trotzdem viele Annehmlichkeiten bietet. Auf dem großzügigen Grundstück gibt es dabei jede Menge zu entdecken: ein wunderschöner Garten mit uralten Olivenbäumen beispielsweise…
Ein absolutes Kleinod haben wir bei Almograve entdeckt. Über eine holprige Schotterstraße fährt man gefühlt ins Nirgendwo – bis sich auf einmal ein Tor öffnet und man ins Paradies einfährt. Das Monte do Zambujeiro ist eine Anlage mit verschiedenen Finca-Apartments, einem Garten mit Hängematten, Grillstellen und offenen Terrassen für alle. Natürlich gibt es auch einem schicken Pool – und einem sagenhaften Blick auf den Rio Mira, der bei Vila Nova de Milfontes ins Meer mündet. Am Abend dachten wir oft, wir wären irgendwo in der afrikanischen Savanne und gleich würde eine Giraffe zum Flussbett trotten, so bezaubernd und fremdartig ist das Szenario…
Wir bedanken uns VisitAlentejo für die Einladung zu diesem tollen Kurztrip. Der Artikel beruht auf einer Kooperation im Rahmen einer individuellen Bloggerreise, spiegelt jedoch uneingeschränkt die Eindrücke und Meinung der beiden Autoren wieder. Mehr Informationen: www.visitalentejo.pt/de