So ein Tag am Tegernsee…
Ein altes Sprichwort sagt „ein Tag am See heilt die Seele“. Nun würde ich nicht gerade behaupten, dass Henryks oder meine Seele zuletzt einen immensen Schaden erlitten hat, der nach Heilung schreit – aber gut fühlt es sich doch trotzdem an, wenn man dem leisen Plätschern des Wassers lauscht und sich der Blick im tiefen Blau verliert.
Wann immer es das Berliner Wetter und unsere persönliche Reiseplanung zulassen, radeln wir sonntagsnachmittags aus der Stadt hinaus nach Köpenick zu einem kleinen Motorboot-Verleiher unseres Vertrauens und tuckern dann für ein paar Stunden über die Kanäle der Müggelspree. Eine super Möglichkeit, um den Alltag hinter sich zu lassen.
Der Müggelsee (und übrigens auch der Wannsee und die unendlich vielen weiteren Gewässer rund um Berlin, die man zum Beispiel auch ausgezeichnet mit dem Floß unsicher machen kann) hat allerdings einen großen Makel: Es fehlen die Berge drum herum! Denn zu unserem persönlichen Glück braucht es beides: Wasser UND Berge! Zum Glück gibt es aber in anderen Landesteilen Orte, die genau diese beiden Kriterien erfüllen – die meisten davon liegen, wie könnte es anders sein, in Bayern am Fuße der Alpen. Also nichts wie los…
So machten wir uns zuletzt also auf den Weg zu einem beschaulichen Ort rund 50 Kilometer südlich von München: Auf zum Tegernsee! Er gilt als einer der saubersten Seen des Landes – und als einer der schönsten. Umgeben von den Ausläufern des Alpenvorlands erstreckt er sich tief hinein in ein Tal. An den Wochenenden in den Sommermonaten zieht es die Bayern und auch viele Besucher von auswärts in Scharen an die Ufer, um dort zu flanieren, um gut zu essen und auch um die umliegenden Wanderwege zu erkunden. Und genau das wollen wir auch!
Zum Einstieg ein Aufstieg
Als wir Anfang Mai unser Debut am Tegernsee geben, präsentiert sich dieser uns erst einmal nur zaghaft. Tief hängt der Nebel am frühen Morgen über dem Wasser. Eine schöne, einsame Stille liegt über der Szenerie. Wir haben uns für diesen ersten Tag am Tegernsee vorgenommen, ein Stück auf dem Panorama-Rundweg zu wandern. Um zu dessen Einstieg auf der gegenüberliegenden Seeseite zu gelangen, wollen wir eine alte Tradition nutzen. Am so genannten Malerwinkel (einer Ecke mit besonders idyllischem Blick auf den See) bietet der „Überführer“ – eigentlich – seine Dienste an und rudert Besucher für einen kleinen Obolus bei Bedarf von Ufer zu Ufer. So weit, so gut. Der Überführer scheint an diesem Morgen jedoch länger schlafen zu wollen! Wir läuten und läuten – doch niemand kommt. Zum Glück sind andere Bewohner der Tegernsee-Region weniger scheu. Auf unsere Nachfrage hin, erklärt sich glücklicherweise der Besitzer vom Bootsverleih Malerwinkel sofort bereit, uns mit einem seiner kleinen Elektroboote über den „großen Teich“ zu fahren. Und wir können endlich unsere Erkundungstour starten…
Die Panoramawanderung von der Point nach Gmund ist in jedem Fall ein super Einstieg, um nicht nur immer wieder das wunderbare Seepanorama zu genießen, sondern vor allem auch die schöne Natur der Tegernseer Voralpen rund um das Tal. Sanft schlängeln sich die Wege durch dichte Wälder langsam in die Höhe, wir passieren immer wieder kleine Almen und Gasthöfe. Es duftet nach Bärlauch und frischem Gras.
Nach rund 3 Stunden steht uns der Sinn nach einer Einkehr – wir steigen wieder hinab ins Tal in Richtung Seepromenade und stranden im großen Biergarten des berühmten Herzoglichen Braustübl bei Weißwurst (ja, auch nach 11 Uhr), Bretzeln und Obatzter.
Kein See ohne Seegang
Am Nachmittag geht es dann endlich wieder hinaus aufs Wasser. An der lässigen Marina Tegernsee chartern wir uns eines der schnicken Elektroboote, mit denen wir bereits am Morgen ein erstes kurzes Vergnügen hatten. Zugegeben, auch hier kann der heimische Müggelsee nicht ganz mithalten. Statt mit dem tuckernden Zweitakter aus Kunststoff gleiten wir mit einem hübschen Holzboot leise und sanft über die Wellen. Die Sonne lacht und wieder einmal müssen wir feststellen, dass die hohe Lebensqualität in Bayern nicht von der Hand zu weisen ist!
Das ist doch der Gipfel!
Nachdem wir den Abend bei einem ausgezeichneten Essen in den Kirchner Stubn haben ausklingen lassen und selig schlummernd (ja, der Seele geht es gut am See) in unserem Hotel in die Federn gesunken sind, strahlt am nächsten Morgen erneut die Sonne vom Himmel. Keine Chance für Nebel heute. Doch bald schon heißt es für uns wieder Abschied nehmen vom Tegernsee – aber nicht ohne das Panorama über das Tal noch ein letztes Mal in vollen Zügen zu genießen. Wir besteigen die Wallberg-Gondel und fahren hinauf in Richtung Gipfel. Vom Hochplateau aus führen hunderte Wanderwege in alle Richtungen, sogar bis zum Schliersee im Nachbartal. Uns zieht es jedoch weiter nach oben, also machen wir uns an den kurzen Aufstieg zum Gipfelkreuz des Walbbergs. Und dann erstreckt er sich wieder vor unseren Füßen: Der blaue Riese Tegernsee.
Auf dem Weg zurück nach Berlin halten wir fest: Schön war’s am Tegernsee. Eine bunte Mischung aus aktivem Erleben und absoluter Entspannung. Genuss trifft (kleine) Abenteuer. Man kann sie nicht leugnen, die altehrwürdige bayerische Tradition in den Gassen der kleinen Orte entlang des Sees – und gleichzeitig spüren wir den Willen der jungen Generation, Neues zu gestalten. Aber noch viel wichtiger… Ob Müggel- oder Tegernsee – fest steht in jedem Fall: So ein Tag am Wasser tut der Seele gut!
Hinweis: Dieser Bericht resultiert aus einer Einladung durch den Tegernseer Tourismusverband. Er spiegelt jedoch uneingeschränkt die Eindrücke und freie Meinung der Autoren wieder. Mehr Informationen zum Tegernsee: www.tegernsee.com