Pack den Kinderwagen ein – zur Sommerfrische nach Südtirol
Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt! Stimmt nicht! Mikkel zeigt uns, dass er auch schon reisen kann, ohne auch nur einen einzigen Schritt zu machen. Dafür robbt und rollt er durch die Welt. Oder besser gesagt: durch Südtirol!
Zwei Wochen, nachdem wir von Berlin aus aufgebrochen sind, haben wir endlich Südtirol erreicht. Nein, wir sind nicht etwa zu Fuß gegangen, sondern haben unterwegs mehrere Zwischenstopps eingelegt, zuletzt in Engelberg in der Schweiz. Mitte Mai war es dann aber endlich soweit und wir steuerten unser eigentliches Ziel in Norditalien an. Mitte Mai? Ja, wir haben uns in den letzten Wochen etwas Zeit gelassen mit dem Schreiben für den Blog, denn Familien(aus)zeit bedeutet auch, dass man den Laptop einfach mal auslässt und all die Geschichten, über die man schreiben will, erst einmal intensiv erlebt – und genießt. Nun aber sind Kopf und Herz prall gefüllt mit vielen neuen Eindrücken und Erinnerungen und selbstverständlich wollen wir euch unsere Highlights und Empfehlungen nicht vorenthalten.
Bei diesem Besuch in Südtirol war unser Fokus durch Mikkel natürlich ein etwas anderer. Unterwegs als Familie – das war neu für uns. So viele Male waren wir schon in den Tälern und Bergen zwischen Brenner und Bozen und rund um Meran unterwegs, dabei war uns bisher aber immer ziemlich egal, ob die Wanderungen auch mit Buggy oder Kraxe zu meistern sind und ob man binnen drei Stunden auf der Alm ankommt, um dem Kind seinen Brei zu servieren… Tadaa, eine fremde Welt tut sich auf. Aber das Tolle ist, dass wir auch unter diesen neuen Voraussetzungen feststellen durften, wie wunderbar und großartig Südtirol ist – auch, wenn man mit einem Baby reist.
Höhentraining in Kaltern am See
Unsere erste Anlaufstelle war das idyllische Örtchen Kaltern am See südlich von Bozen, eingebettet in eine wunderbare Kulisse aus Rebstöcken und schneebedeckten Gipfeln. Später würden wir weiter reisen in Richtung Dolomiten. Erst einmal wollten wir uns aber an der milden und sonnenverwöhnten Südtiroler Weinstraße „akklimatisieren“. Das war zumindest die Idee – tatsächlich war der vergangene Monat in Südtirol allerdings ungewöhnlich kühl und wettertechnisch eher durchwachsen, so dass unser Plan nicht ganz aufging. Aber am Ende ist es ja vor allem eine Frage der richtigen Kleidung und der inneren Einstellung, will man die Zeit vor Ort genießen. Und ein paar sonnige Tage hatten wir am Ende doch noch, wie ihr unschwer erkennen könnt…
Rund zwei Wochen lang war Kaltern unser „zu Hause“. Ausreichend Zeit, um ganz in Ruhe diese für uns bis dahin eher unbekannte Ecke Südtirols kennenzulernen und uns an das neue Terrain mit Kinderwagen & Co. zu gewöhnen. Die erste Lektion: bedenke stets die Hanglage! Auf dem Papier liegt Kaltern in einer Talmulde, doch tatsächlich lebt man hier am Hang! Die Straßen von Kaltern sind vielerorts ordentlich steil. Der CityBus, der durch das Dorf pendelt und uns bequem vom historischen Marktplatz (unten am Berg) zu unserem Apartment auf dem zauberhaften Babioshof (oben am Berg) hätte bringen können – natürlich keine Option für uns Sportsgeister. Also schoben und trugen wir Mikkel fleißig bergauf und bergab. Höhentraining der etwas anderen Art.
Selbstverständlich erkundeten wir nicht nur Kaltern selbst, sondern auch die nahe Umgebung. Und drei wirklich schöne, gemäßigte Touren, die wir euch wärmstens ans Herz legen wollen (nicht nur, wenn ihr mit Baby oder Kleinkindern unterwegs seid), wollen wir euch im Folgenden vorstellen:
Ich gebe zu, ich bin kein so großer Fan von Seen. Während Henryk bei jeder Gelegenheit ins kühle Nass springt, sind mir die meist dunklen Gewässer eher etwas suspekt. Wer weiß, was da so kreucht und fleucht (jeder kennt schließlich die Geschichten von Dackel-fressenden Riesenwelzen!). Meine Begeisterung für den Ausflug zu den Montiggler Seen, auf einem Hochplateau knapp 500 Meter oberhalb des Tals zwischen Eppan und Kaltern gelegen, war entsprechend eher verhalten. Aber… ich wurde eines besseren belehrt.
Sportlich ambitionierte Besucher steigen auf einem der vielen Wander- und Forstwege vom Tal aus auf – wer lieber gemütlich unterwegs ist fährt mit dem Auto oder Wanderbus bis zum Parkplatz im Naturschutzgebiet Montiggl und spaziert von dort in knapp 15 Minuten entspannt zum See. Neben dem großen gibt es auch noch den kleinen Montiggler See, einmal um beide herum zu spazieren auf dem Uferweg dauert eine gute Stunde und ist wirklich sehr idyllisch.
Das beste aber ist: Die Seen sind dank ihrer hervorragenden Wasserqualität auch Badeseen, einmal mit einem eigenen Strandbad (der große) und einmal mit einer ausgewiesenen Badestelle (der kleine). Das Naturschutzgebiet von Montiggl ist schlichtweg ein herrlich ruhiges Plätzchen verglichen mit dem bunten Treiben rund um den Kalterer See – und ein perfekter Einstieg in unsere Familienzeit. Und Monster-Fische habe ich übrigens nicht entdeckt.
Wir wollten natürlich mit Junior nicht nur Spazierengehen, sondern auch aktiver unterwegs sein. Bevor wir aber die Gipfel stürmen, hatten wir uns als „Wander-Test“ noch den Drei-Burgen-Weg bei Eppan vorgenommen. Für Kinderwagen ist dieser Weg nicht mehr geeignet, wenngleich er auch immer noch als Familienwanderung durchgeht. Wir schnallten uns Mikkel kurzerhand in die Trage vor die Brust. Los ging’s am Wanderparkplatz im Eppaner Stadtteil Missian und dann immer den Schildern nach in Richtung Burg Hocheppan, weiter (treppab, treppauf) zur Ruine von Bymont bis zum Schloss Korb. In Summe läuft man diese Runde in zweieinhalb bis drei Stunden. An dieser Stelle müssen wir nun allerdings etwas beichten: Wir sind leider nicht weitergekommen als bis zur Jausenstation auf der Burg Hocheppan. Nicht etwa, weil der Weg so anstrengend war, sondern einfach, weil die Einkehr auf der Burg so wunderbar ist.
Eine tolle Schenke mit super Essen (natürlich, wir sind schließlich in Südtirol) und einer grandiosen Terrasse, einer kleinen Kapelle (mit der Freske einer „Knödelesserin“ – das sagt doch schon alles!) und einfach einer herrlich entspannten Atmosphäre. Kurzum, wir sind dort „versackt“. Junior hat sich glücklich auf seiner Matte hin und her gerollt, hat fröhlich in der Sonne gestrampelt und wir Großen haben es uns einfach gut gehen lassen. Gehört schließlich auch dazu! Unser Fazit: Diese Einkehr ist wirklich empfehlenswert – und der Rest der Wanderung sicherlich auch…
So viele Male waren wir schon in Südtirol aber tatsächlich haben wir es erst jetzt geschafft, einmal nach Bozen zu fahren und vor allem auch, die Gondel von Bozen aus auf den Hausberg Ritten zu nehmen. Im Rückblick fragen wir uns wirklich, warum wir das nicht schon viel früher gemacht haben. Sowohl Bozen ist toll – mit seinem italienischen Flair, den vielen verwinkelten kleinen Gassen und einladenden Aperitivo-Plätzen – aber der Ritten erst, ein echtes Kleinod. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Man zelebriert noch die so genannte Sommerfrische. In den heißen Monaten zwischen Juni und September flohen die Bozener dem Ursprung nach aus der Hitze der Stadt in die kühlere Höhenluft. Ein Erholungsaufenthalt, sozusagen. Selbstredend konnten sich den Luxus eines Zweitwohnsitzes für die Sommermonate nur die reichen Städter leisten, entsprechend nobel geht es oben am Berg zu. Wunderschöne alte Villen säumen den Panorama-Weg, eine alte Schmalspurbahn bringt Besucher von der Bergstation in Oberbozen bis nach Klobenstein. Und von dort aus wandert es sich dann weiter in alle Richtungen.
Wir wählten den Weg zu den Erdpyramiden zwischen Langmoos und Maria Saal. Wer es sportlicher mag kann auf dem Ritten aber auch mehrstündige Gipfeltouren machen, beispielsweise bis zum Rittnerhorn und auf die Schwarzseespitze. Der Bozener Hausberg hat uns in jedem Fall wirklich überrascht und das Konzept der Sommerfrische finden wir einfach nur großartig. Und mal ehrlich, ein wenig machen wir es ja auch so: Wenn wir es in der Stadt nicht mehr aushalten, zieht es uns in die Südtiroler Berge!
Natürlich haben wir auch noch einen kulinarischen Tipp für den Ritten für euch. Mali Höller ist eine Legende in Südtirol, denn sie macht die besten Schluzzkrapfen weit und breit. Und die gibt es in der Baumann Buschenschank in Signat am Fuße des Ritten. Ja, auch hier haben wir einige sonnige Stunden im Garten verbracht und es uns gut gehen lassen. Es ist aber auch einfach zu schön hier – und zu lecker!
Und das war erst der Anfang…
Selbstredend gibt es in und um Kaltern auch noch jede Menge weitere Touren, von denen in aller Ausführlichkeit jetzt zu berichten aber den Rahmen sprengen würde. Genannt seien nur einige: Der Friedensweg zum Beispiel oder den Kalterer Höhenweg. Eine Fahrt mit der Mendelbahn auf den Mendelpass sollte man sich ebenfalls nicht entgehen lassen – oder man bezwingt die Serpentinenstraße auf den Pass mit dem Rad. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal (von Henryk) erzählt werden…
„Dahoam is Dahoam“
So starteten wir also in unsere ganz persönliche Familien-Sommerfrische. Und wie schon gesagt, gehört zu einer Sommerfrische auch eine ansprechende Herberge. Unser „zu Hause“ war in diesen ersten zwei Wochen in Südtirol ein traumhaftes Apartment auf dem Babioshof. Der Hof gehört zum Verbund Roter Hahn – Urlaub auf dem Bauernhof. Dass die Häuser des Verbunds allerdings nicht immer klassische Höfe mit Kühen und Hühnern sind, haben wir bereits im letzten Jahr gemerkt, als wir (damals noch ohne Klein-Mikkel) ein paar Tage auf dem Kräutererbe Bacherhof verbringen durften. Gastgeberin Jutta und ihren Mann Hubert haben wir auch in diesem Jahr noch einmal besucht, es gibt einfach einen Grund, warum wir den Artikel über unseren Besuch damals „Zweite Heimat Südtirol – zu Gast bei Freunden“ betitelt haben….
Mit einem Bauernhof hat auch der Hof der Familie Sinn in Kaltern wenig gemein. Moderne Holzarchitektur, ein schicker Pool und dazu ein Traumpanorama… Der eigentliche Luxus waren aber auch hier die vielen liebevollen Gesten, die uns entgegengebracht wurden. Winzer und Obstbauer Michael bewirtschaftet die Wiesen und Weinstöcke zusammen mit seinem Vater. Seine Frau Silvia kümmert sich nicht nur um Sohn Maximilian, sondern zusammen mit ihrer Schwiegermutter vor allem auch um die Hausgäste. Ein echter Familienbetrieb also, der mit viel Herzblut geführt wird – gemeinsame Wein-Abende gehören dabei genauso dazu wie der morgendliche Brötchen-Service! Danke euch Silvia und Michael, für die tolle gemeinsame Zeit und auch wir sehen uns mit Sicherheit spätestens im nächsten Jahr wieder…
Eine wunderbare Reise hatte begonnen – und sie ist noch lange nicht vorbei.
Was sonst noch alles so unterwegs passiert ist und wie Mikkel sich weiterhin geschlagen hat mit uns in den Bergen, könnt ihr hier nachlesen…
Wir bedanken uns beim Südtiroler Tourismusverband für die Unterstützung dieser Reise sowie bei unseren Gastgebern vor Ort für die wunderbare Zeit. Der Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation, spiegelt jedoch uneingeschränkt die Meinung und Eindrücke der Autoren wieder.