Wie ich meine Identität verlor
Im Zuge der Reisevorbereitungen kauft man ja das ein oder andere funktionelle Kleidungsstück. So weit, so gut! Was mir aber niemand im Vorfeld unserer Planungen gesagt hat: Trekkingklamotten sehen fast alle mehr oder weniger gleich (unvorteilhaft, langweilig, unmodern) aus.
Trotz ganzer Kaufhäuser voll Stuff, einer Vielzahl von Marken und einer schier unendlichen Auswahl an Kleidungsstücken für wirklich jede Klimazone, Aktivität und Gelegenheit, musste ich sehr schnell erkennen: Wenn du aufbrichst, fremde Kulturen kennenzulernen, musst du schon im Vorfeld bereit sein, selbst Teil einer neuen Kultur zu werden (nämlich der der Jack-Wolfskin-Jacken-Träger)!
Der typische Jack-Wolfskin-Jacken-Träger oder vielmehr das Jack-Wolfskin-Jacken-tragende Paar (die treten eigentlich immer im Doppel auf und mir scheint, es sind übermäßig viele Lehrer, Hobby-Ornithologen oder andere fitte „Best Ager“) mag anscheinend gedeckte Farben, pragmatische Schnitte und vor allem: Man möchte gerne das gleiche Modell – einmal für den Herren, einmal für die Dame.
Nein, nein, nein – ich will ein individuelles Wesen bleiben, mit einem eigenen Stil und eigenen Klamotten … dachte ich zumindest! Henryk und ich haben entsprechend unanbhängig voneinander viel Zeit damit verbracht, gut sitzende, schöne Kleidungsstücke zu finden: Eine schlichte Soft-Shell Jacke, bequeme Mosikto-resistente Trekkinghose, praktische Windstopper-Handschuhe und so weiter … Was man eben so braucht! Aber wir haben wohl beide die Wirkung von übermäßig vielen Trekkingladen-Besuchen und zu häufigem Konsum der einschlägigen Online-Shops unterschätzt. Am Ende muss unser Hirn vernebelt gewesen sein, als wir zuschlugen und shoppten, denn plötzlich stellten wir fest: Wir sind ab sofort auch Fashion Twins! Wir sind ein Outdoor-Paar geworden! Es gibt kein ICH mehr – WIR sind unterwegs!!!
Dieser Anblick alleine war schon Grund genug für eine gehörige Portion Galgenhumor („… uns kennt da ja niemand!“, „… ist doch lustig!“). Noch mehr lachen musste ich aber, als ich gestern mal wieder den Blog unserer Freunde Boggi und Valerie las (die beiden sind zur Zeit sechs Monate in Südamerika unterwegs) und folgendes Bild entdeckte:
Boogi in der Mammut Jacke von Henryk und Valerie in der Haglöfs Soft-Shell, die auch ich besitze! Adieu, Individualität – willkommen in der Welt der Backpacker-Paare.
… Aber um eins abschließend noch klar zu stellen: Die Klamotten sind echt super – Boggi und Valerie (und wahrschienlich noch viele andere Backpacker) haben ganz einfach den gleichen stilsicheren Geschmack wie wir – ha! Und wenn wir jetzt alle gaaaanz ehrlich sind, was ist denn heute eigentlich noch Indivdualität? Die Berlin Mitte-Hipster? Die uniformen PR-Girls? Oder doch eher die Kurzhaar-lässig-Bier-in-der-Hand-Gestalter auf ihren Longboards? Amen! Soweit mein „Wort zum Mittwoch“ – zusammen mit diesem absolut empfehlenswerten Link zu dem Kunstprojekt der Fotografen Ari Versluis und Ellie Uyttenbroek: Exactitudes.
… es grüßt Euer Fashion Victim Katharina
David
schrieb amHaha… stylish ihr zwei 🙂