Father and son – never undone
Es ist soweit, das Out Of Office Team hat ein neues Mitglied! Seit der Geburt unseres Kindes Mitte November kann ich stundenlang das kleine Gesicht betrachten – völlig fasziniert von dem, was die Natur sich da Tolles hat einfallen lassen. In etwa so, wie ich ansonsten stundenlang aufs Meer schauen konnte. Fernweh ist Familienromantik gewichen. Für den Moment…
Seit einigen Wochen beschränken sich die Microadventures unserer jungen Familie auf kurze Ausflüge mit dem Kinderwagen zum Drogeriemarkt, was für uns zwar unendlich aufregend, für euch aber vermutlich wenig interessant ist, daher will ich heute von einem anderen emotionalen Vater-Sohn-Erlebnis berichten: Out Of Office in Griechenland oder… meine letzte Reise als „Junior„.
Wir sind in Griechenland gestrandet. Vater und Sohn auf gemeinsamer Entdeckertour. Oder sollte ich lieber von einer Revival-Tour sprechen? Früher haben wir immer als fünfköpfige Familie Urlaub gemacht, mein Vater jedoch nutze gerne die Chance, auch mal Zeit mit nur einem von uns drei Kindern zu verbringen. Endlose Spaziergänge am Strand, Ausflüge durch ausgetrocknete Bachläufe, Radtouren zum Frittches & Kibbeling Stand oder gemeinsame Abfahrten auf Ski… Solche Momente der Zweisamkeit zwischen Vater und Sohn waren zwar selten, doch in diesen Momenten bekam ich besonders viel von ihm mit – und wurde genau dann stark von ihm geprägt.
Später gab es durchaus auch Phasen, in denen wir weniger miteinander zu tun hatten und mir mein alter Herr eher auf die Nerven ging (und umgekehrt vermutlich genauso). Auch wenn es nie richtig „geknallt“ hat, die räumliche Distanz nach der Pubertät durch Auszug und Studium hat unserem Verhältnis mit Sicherheit gut getan.
Rund 20 Jahre später in Griechenland wird jedenfalls sehr schnell deutlich, dass wir uns auch nach so langer Zeit „auf eigenen Beinen“ nach wie vor sehr, sehr ähnlich sind, die gleichen Dinge mögen und sofort wieder wie ein eingespieltes Team agieren. Von einem Rollentausch möchte ich noch nicht sprechen, dafür ist mein Vater einfach noch zu fit und mir in vielen Dingen dank seiner Lebenserfahrung überlegen, doch erwische ich mich dabei, wie ich ihn beobachte und bemüht bin, ihm Dinge abzunehmen. Vielleicht einfach, weil ich mich revanchieren, meine Dankbarkeit für die wunderbaren Kinderjahre zeigen und ihm die gemeinsame Vater-Sohn-Zeit so angenehm wie möglich gestalten will.
Wer seinen besorgten Blick sieht, als ich überlege von den Klippen ins Meer zu springen, der mächtigen Brandung zum Trotz allein am Fuß des Windmill Hotels morgens schwimmen zu gehen oder in den hohen Wellen am Schildkrötenstrand von Dani zu „spielen“, erkennt sofort: Einmal Vater, immer Vater!
Wenn ich ihn tagsüber beobachte, frage ich mich, wie sehr ich mich ihm wohl weiter annähern werde – sowohl optisch als auch charakterlich. Und was für ein Vater ich selbst wohl sein werde? Hoffentlich genauso vielseitig interessiert, begeisterungsfähig und kontaktfreudig wie er. Wie selbstverständlich er stehen bleibt, Menschen anspricht, Dinge probiert und im Austausch mit den Locals (aller Sprachbarrieren zum Trotz) fast immer das vorgenommene erreicht, ist wirklich bewundernswert. Wer braucht schon eine offizielle Führung durch den Olivenhain, wenn man dank der Kontaktfreudigkeit meines Vaters spontan bei der Olivenernte „ohne touristischen Touch“ mithelfen darf?
Eine Begegnung auf unserer Reise ist mir besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben: Wir folgten einer Empfehlung des Inhabers eines Fahrrad-Verleihs und wollten fangfrischen Fisch im Lithero am Lourdas Beach genießen. Nach einer wirklich abenteuerlichen Anreise mit dem Mietwagen (mein Freund David sagte mir schon vor der Reise nach Griechenland: „Henryk, bleib auf den Ionischen Inseln unbedingt auf den befestigten Straßen!!!“) parkten wir den Wagen direkt am Strand, nur wenige Meter vom Restaurant entfernt. Während ich noch Fotos vom perfekten Panorama machte, hatte mein Dad wieder einmal seine „Fühler ausgestreckt“. Er beobachtete einen Mann, der im Sand sitzend etwas auf ein trockenes Stück Holz schrieb und dieses in einen Strauch hing. Als ich zu den beiden ging, waren sie bereits im Gespräch vertieft.
Es stellt sich heraus: Jim schreibt Gedichte. Für sich, für Freunde und für Entdecker. Letztere können seine aufgeschriebenen Gedanken zum Beispiel auf Bierdeckeln in einer Bar, als versteckten Zettelchen im Zug oder im „Smokejack Tree“ am Strand auf Kefalonia finden. „Die einen liegen in der Sonne und lesen, andere zeichnen oder machen Fotos. Ich mag es zu schreiben.“ Er hat Freude daran, Spuren zu hinterlassen – und wenn sich jemand da dann über eben diese freut, ist das natürlich umso schöner.
Wir verstanden uns auf Anhieb. Kein Wunder, schließlich sind unsere Leidenschaften gar nicht so unterschiedlich. Wir beide reisen mit offenen Augen um die Welt und teilen unsere persönlichen Erlebnisse – Jim in lyrischer Form, ich erzähle Geschichten mit etwas einfacheren Worten und mit mehr Bildern. Natürlich ist Jim auch sofort gewillt, für meinen Vater und mich ein kleines Gedicht als Andenken an diese wunderbare Reise zu verfassen. Seine Botschaft für uns: „Father and son, never undone.“
Father and son, never undone. Diese Worte bringen unsere Vater-Sohn-Beziehung in so wunderbarer Weise auf den Punkt – ich kann alle Söhne und Väter nur dazu ermutigen, auch mal wieder gemeinsam Zeit zu verbringen. Ob daheim, beim Wandern in den Bergen oder bei einem verlängerten Sommer auf den Ionischen Inseln. Glaubt mir, es wird sicherlich einzigartig.
Auch ich werde in Zukunft mit meinem Sohn reisen. Ob er dabei dann die Funktion des Reiseleiters oder die des Feelgood Managers vom Team Out Of Office übernehmen wird, steht noch nicht ganz fest. Gewiss ist jedoch, dass die Themen Familie und Reisen mit einem Zwerg nicht nur den Blog sondern vor allem mein Leben bereichern werden. Und alle nicht-Familien-Menschen kann ich dennoch beruhigen: Es wird auch weiterhin Inspiration für Reisen ohne die kleinen Quälgeister geben…
Zuhause bist immer nur du
AnnenMayKantereitIch bedanke mich bei meinem Dad für die wunderbare Reisebegleitung. Die nächste Herrentour kommt bestimmt – dann zusammen mit dem Enkelchen.
Wer jetzt noch wissen möchte, was es auf Kefalonia sonst noch Schönes zu entdecken gibt, der sollte diesem Link folgen. Weitere Erlebnisse von Zakynthos, dem zweiten Stopp unserer Herrentour könnt ihr hier nachlesen. Viel Spaß dabei.
Hinweis: Die Reise nach Zakynthos war Teil unseres Baukasten-Trips im Rahmen einer Kooperation mit dem Reiseveranstalter Reisesalz / Erlebe Fernreisen – die beschriebenen Eindrücke spiegeln jedoch uneingeschränkt die Erfahrungen und Meinung des Autoren wieder.
Hartmut Berlet
schrieb amKaliMera HENRYK,
dein persönlich gehaltener Blog ist wunderbar.
Eine subtile Hommage ( ! ) an deinen Vater.
Via deine 3 Blogs über KEFALONIA & ZAKYNTHOS, die beiden griechischen Inseln im IONISCHEN MEER, zeichnest du beeindruckende Landschaften.
Die offensichtlich creative Reisegesellschaft „REISESALZ“ hebt sich damit
absolut positiv ab von anderen Reiseberichten über KEFALONIA & ZAKYNTHOS, die ich studierte.
Deine emotionalen + zugleich informativen 3 Blogs machen Lust,
diese griechischen Insel-Kleinode kennenzulernen und sich Out Of Office
impressiv zu erholen.