Loire oder Loir – das ist hier die Frage!
Um es gleich vorweg zu nehmen – es gibt gar kein “entweder oder” bei der Frage nach der Loir(e), sondern vielmehr ein “sowohl als auch”. Wir sind unterwegs in Zentralfrankreich. Nächster Stopp auf unserem Roadtrip: Das Centre Val de Loire und das Valleé du Loir. Zugegeben, alles etwas verwirrend, aber wir klären auf!
Bleibt noch die Frage: Welche Loir(e) hat die Nase vorn? Wir haben es getestet – und dabei keine Mühen gescheut. Zwei Flüsse, drei Tage – à vélo!
Tag 1: It’s getting hot out there…
Stolze 36 Grad zeigt das Thermometer, als wir uns zum ersten Mal auf den Sattel schwingen – und das um 18 Uhr am Abend. Dabei hatten wir unsere Tour extra schon auf den späten Nachmittag gelegt. Selbst die Charolais-Rinder flüchten unter die Schatten spendenden Bäume. Nicht so wir! Wir strampeln munter los, entlang der Indre, ein kleiner nicht minder schöner Nebenfluss der großen, bekannten Loire. Immer den Schildern nach, vorbei an blühenden Feldern und grünen Wiesen, auf Alleen und Landstraßen, bergauf und bergab… Ziel unseres abendlichen Abstechers ist das zauberhafte Dorf Châtillon-sur-Indre mit seinem imposanten Burgturm.
Tag 2: My home is my castle – my cave is my home…
Nach dem hitzigen Einstieg am Vorabend geht es gleich in der Früh weiter mit der nächsten Etappe auf unserer Tour entlang der Indre à veló. Rund 25 Kilomter Strecke liegen vor uns – von Veigné nach Azay-le-Rideau, vorbei an der alten Königsfestung von Montbazon, vielen floralen Kunstwerken und (meinem persönliches Highlight) einem Baguette-Automaten. Die Dörfer hier sind nämlich zum Teil so klein, dass sie keinen eigenen Bäcker haben. Und Leben in Frankreich ohne frisches Baguette? Undenkbar. Daher können sich die unterversorgten Bewohner hier für einen Euro ihr persönliches Exemplar aus dem Automaten ziehen. Ich liebe es!
Neben dieser kleinen Kuriosität gibt es natürlich auch die ganz, ganz großen Sehenswürdigkeiten im Val de Loire, die schlichtweg einfach nicht zu übersehen sind. Ein Schloss folgt auf das nächste – gefühlt wartet hinter jeder Ecke ein neuer Prachtbau darauf, bestaunt zu werden.
Neben dem Château d’Artigny (heute ein fünf Sterne Hotel) begeistert uns vor allem das Schloss von Azay-le-Rideau, das zu den weltbekannten Loire-Schlösser zählt, obwohl es einige Kilometer entfernt von der Loire, nämlich auch an der Indre, liegt. Doch nicht nur der Renaissance-Bau selbst, sondern auch das gleichnamige Städtchen ist ein Besuch wert. Wir stoppen zur Mittagspause, bevor es weitergeht – von Schloss zu Schloss zu Schloss…
Unser Tipp für die Übernachtung am Abend: Nein, nicht etwa ein Schloss, sondern eine Höhle! Das Hotel Troglododo ist ein echtes Unikat. Einst lebten die Eltern von Hotelbesitzer Alain in dem selbstgebauten Höhlen-Haus (nicht untypisch für die Region). Später betrieben sie dort eine Disko, in der Alain damals als DJ jobbte, bevor er als Musiker in London sein Glück versuchte. Inzwischen ist er heimgekehrt und hat das Hotel um weitere gemütliche Höhlen-Zimmer erweitert. Noch dazu ist er ein großartiger Gastgeber mit super Grill-Skills! Danke, für den wunderbaren Abend!
Tag 3: Vom Val ins Valleé
Am nächsten Tag verlassen wir das Val de Loir und brechen auf ins Valleé du Loir, rund eine Autostunde entfernt. Ausgangsort unserer nächsten Radtour ist La Chartre-sur-le-Loir, rund 50 Kilometer südlich von Le Mans, wo jedes Jahr das weltberühmte 24-Stunden-Rennen stattfindet. Dann übernachten viele Fahrer des Rennens in dem kleinen Ort. Aber obwohl der Motorsport hier eine große Rolle spielt, setzt die Region vor allem auf Radtouristen. Das Wegenetz kreuz und quer durch die umliegenden Weinberge ist gut ausgebaut. Da es noch immer knackig warm ist, entscheiden wir uns für E-Bikes, so meistern wir die wenigen Höhenmeter auf dem Radweg Nummer 5 von La Chartre über L’homme bis nach Ruillé sur Loir mit Leichtigkeit.
Von Reben und anderen Pflanzen
Natürlich fahren wir nicht nur durch die Weinberge – wir halten unterwegs auch an und kosten das Ergebnis der Rebenaufzucht. Wieder führt uns der Weg in eine Höhle, ein cave, ein natürlicher Weinkeller mit einem (natürlich) ausgezeichneten Tropfen der Region, dem Jasnières. Sehr erfrischend…
Schatten und kühle Erfrischung spendet aber nicht nur der eiskalte Weißwein. Unweit der Weinberge ruht der Forêt domaniale de Bercé, ein uralter Wald, der vor kurzem gar als “außergewöhnlich” ausgezeichnet wurde. 5.400 Hektar Nadelbäume und Eichen, manche davon mehrere Hundert Jahre alt, laden ein zum Spazieren, Riechen, Fühlen, Genießen. Hier lassen wir das Radl gerne mal eine Weile stehen und entschleunigen das Tempo zu Fuß. So anders ist es hier, verglichen mit der Landschaft rund um die Loire und die Indre. Anders schön…
Das Fazit: Loire oder Loir?
Man kann die Landschaften kaum vergleichen – und man sollte es auch nicht. Vielmehr sind beide Regionen wunderbar miteinander zu kombinieren. Sie lohnen sich gleichermaßen für die ein oder andere Entdeckungstour. Insbesondere mit dem Rad kann man Land und Leute hier wie dort ganz gemächlich und trotzdem aktiv kennenlernen. Unbedingt empfehlenswert!
… Unser Roadtrip OUT OF OFFICE in Frankreich führt uns nun aus dem Centre wieder hinaus in wieder Richtung Süden, dorthin, wo alles vor einiger Zeit begann. Jedoch geht es nicht zurück bis ans Mittelmeer, sondern an den rauen Atlantik. Dazu dann bald an dieser Stelle mehr davon. Für heute lassen wir es gut sein und kühlen die warmen Füße noch eine Weile im kühlen Nass der Loir(e)…
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einer Kooperation mit dem französischen Tourismusverband. Mehr Informationen zu Frankreich und der Naturkampagne #FrankreichAktiv findet ihr hier: http://de.france.fr/de/frankreich-aktiv