Frankreich – zu Wasser und zu Lande
Was ist eigentlich Naturtourismus? Nachhaltiges Reisen? Slow-Travel? Oder bedeutet es vor allem, aktiv outdoor unterwegs zu sein? Wir hatten jetzt die einmalige Chance, genau das herauszufinden, denn wir durften uns als Teil der aktuellen Naturtourismus-Kampagne des französischen Tourismusverbands auf einen Roadtrip durch die Departments im Süden des Landes begeben, um die verschiedenen Regionen aktiv zu entdecken…
Dass Frankreich eine besondere Bedeutung für Henryk und mich hat, das haben wir euch schon einmal in einem früheren Artikel verraten – unser erster gemeinsamer Urlaub führte uns damals mit dem VW Bulli an die Atlantikküste. Seitdem stand für uns Frankreich vor allem für den rauen Ozean, für Surfen, Moules Frites, das wilde Camperleben… und das verliebte Kribbeln im Bauch, wenn man zum ersten Mal gemeinsam reist. Der Süden des Landes hingegen war für uns bis vor zwei Wochen ein eher unbeschriebenes Blatt. Klar hatten wir ein Bild vor Augen von der Côte d’Azur, von schicken Jachten im Hafen von Saint Tropez und dem Red Carpet von Cannes. Aber wie sollte dieses Bild zum Thema Naturtourismus passen? Vor Ort haben wir dann schnell gelernt, dass Südfrankreich viel mehr ist, als das süße Leben der Schönen und Reichen – es ist vor allem ein extrem abwechslungsreicher Landstrich voll Schönheit und (Natur-)Reichtum…
Im ersten Teil unserer Frankreich-Serie nehmen wir euch mit auf die Flüsse Südfrankreichs – von der Mündung der Baïse in der Region Lot-et-Garonne bis zur Pont du Gard.
MIT DEM HAUSBOOT DURCH NOUVELLE-AQUITAINE
Wir checken ein auf der “Montesquieu”, unserem mobilen Heim für die nächsten Tage. In diesem Moment stellt sich das Urlaubsgefühl ein! Ein Boot – unser Boot! Und alles da: Doppelbett, Dusche, kleine Küche mit (vollem!) Kühlschrank, Sonnenschirm, Kartenmaterial – und sogar zwei Fahrräder haben wir an Bord. Aber eigentlich wollen wir nur noch an Deck, den Motor anwerfen und ablegen!
Mit gemütlichen 6 Stundenkilometern schippern wir los. Slow-Travel at its best! Um uns herum ist es grün – Wasser, Schilf und dichtes Geäst zu beiden Seiten des Ufers erscheinen uns wie ein undurchdringlicher Urwald – und es ist leise (abgesehen vom dumpfen Brummen unseres Schiffsmotors). Wir lauschen dem Quaken der Frösche, dem Gesang der Vögel und dem Plätschern des Wassers. Sonst nichts. Nur wenige Boote kommen uns entgegen. Man winkt sich freundlich zu und ist innerlich auch ein wenig erleichtert, dass man doch nicht ganz allein ist in dieser Welt.
Irgendwann jedoch wird das Plätschern des Wassers zu einem Rauschen. Unsere Idylle der neuentdeckten Langsamkeit wird jäh unterbrochen. Eine Schleuse! Wir werden hektisch. Wie war das noch? Anlegen, aussteigen, vordere Schleusentore öffnen, einfahren, Boot fixieren, hintere Schleusentore öffnen – und ganz wichtig: Beim Ausfahren aufpassen, dass das Boot nicht die Tore tangiert. Puh, das ist echte Zentimeterarbeit.
Nach rund 10 Schleusen in zwei Tagen sind wir Profis – im Schleusen und im Genießen der gemächlichen Art mit dem Hausboot zu reisen. Unterwegs passieren wir die kleine Bastide Vianne, machen einen Ausflug mit unseren Rädern zur Mühle von Lavardac und entdecken zu Fuß das hübsche Städtchen Nérac. Entspannter könnte dieser “Roadtrip” durch Südfrankreich kaum starten!
Tipps für eine Tour mit dem Hausboot
Vom Flughafen Bordeaux aus sind es rund 100 Kilometer, also eine gute Stunde Fahrtzeit mit dem Mietwagen bis Buzet-sur–Baïse, dem Heimathafen von Aquitaine Navigation. Von dort aus kann man sowohl auf der Baïse als auch auf der Garonne und der Lot schippern. Einen Bootsführerschein braucht man übrigens nicht.
Bevor ihr euch auf den Weg macht, unbedingt noch einmal für ein vorzügliches Abendessen im Restaurant L’Auberge du Goujon qui frétille in Buzet-sur–Baïse einkehren – von Außen sieht das Haus eher unscheinbar aus, aber das Menü ist köstlich und der Hausherr hat einen herrlich trockenen Humor!
Zusätzliche Wegzehrung könnt ihr auch in der Winzergenossenschaft Vignerons de Buzet erwerben. Unser Favorit ist eindeutig der Rosé Le Lys. Eine super Begleitung für das Picknick an Bord.
AUF DEN WILDEN WASSERN DER AUDE
Nach dem entspannten Auftakt auf der Baïse verspricht der nächste Stopp unserer Frankreichreise etwas actionreicher zu werden. Wir fahren gen Süden in Richtung Pyrenäen in das Department Aude. Schnell verändert sich die Landschaft – wir lassen die Weite der Felder und Wälder des Nouvelle–Aquitaine hinter uns und tauchen ein in eine Gebirgswelt mit tiefen Schluchten und steilen Felswänden. Die schmale, kurvenreiche Bergstraße führt uns schließlich nach Axat. Dort erwarten uns die reißenden Fluten des Flusses Aude (richtig, heißt genauso wie die Region) – und ein quietsch-rotes Gummiboot. Oooyeah!
Henryks Fazit nach seiner ersten Rafting-Erfahrung? Noch mal!
Wir waren übrigens mit dem Anbieter Sud Rafting unterwegs und haben die lange Strecke (rund drei Stunden) gebucht. Lohnt sich!
IMMER DER RHONE ENTLANG
Wir haben noch lange nicht genug von den französischen Gewässern. Im Department Gard erwarten uns auf unserer dritten Station in Südfrankreich gleich zwei Flüsse: die Rhône und die Gardon. Die Rhôneentdecken wir dieses Mal allerdings trockenen Fußes – auf E-Bikes, um genau zu sein! Wir fahren einige Kilometer auf der Via Rhona, einem Fernradweg vom Genfer See bis ans Mittelmeer.
Und wir treffen dabei alte Bekannte – denn auch auf der Rhône sind wieder einige Hausboote unterwegs!
Ausgangsort für den Ausflug entlang der Rhône ist übrigens der kleine Ort Aigues-Mortes, ein wirklich wunderschönes Städtchen. Die kleinen Gassen sind voller Leben, überall duftet es nach gutem Essen und der nah gelegene Hafen weht den Wind des Mittelmeers herüber.
Weitere Tipps für Aigues-Mortes und die Rhône
Aigues-Mortes ist eine von vielen Städten in Südfrankreich, in denen im Mittelalter der Templerorden sehr präsent war. Wer im Hotel Les Templiers übernachtet, kann in den alten Gemäuern in die Vergangenheit eintauchen.
In Bezug auf die Restaurants hat man in Aigues-Mortes wirklich die Qual der Wahl. Wir sind imRestaurant Le Dit Vin mit allerlei Köstlichkeiten beglückt worden und können einen Besuch nur weiterempfehlen. Und will man dann wie wir die angefutterten Kalorien am nächsten Tag auf den Bikes wieder abzustrampeln kann man diese bei Happy Tour leihen.
IM KAJAK ZUR PONT DU GARD – NATUR PUR!
Und weiter geht es im kühlen Nass. Auf der Garond, rund 70 Kilometer nord-westlich von Aigues-Mortes, wählen wir das Kajak – der Fluß ist angenehm ruhig und das Paddeln entsprechend easy. Das Highlight erwartet uns dann nach knapp einer Stunde unterwegs auf dem Fluss. Hinter eine Kurve taucht aus dem Nichts auf einmal die Pont du Gard vor uns auf. Ein altes römisches Aquädukt auf drei Etagen. Die knapp 50 Meter hohe Brücke war früher Teil einer viele Kilometer langen Wasserleitung. Einfach nur Wow!
THE JOURNEY CONTINUES…
Nach diesen ersten Tagen in Südfrankreich haben wir eine Ahnung, dass Naturtourismus vor allem bedeutet, sich Zeit zu nehmen – für die Geräusche und Gerüche entlang des Weges, für die großen Abenteuer und kleinen Momente, vor allem aber auch für die Menschen, die man unterwegs trifft. Für Gespräche (zum Teil auch mit Händen und Füßen) und für private Einblicke. Wann immer wir den Tipps und Empfehlungen unserer Gastgeber gefolgt sind, waren es ganz besondere Erlebnisse, die wir unterwegs sammeln durften und die wir in keinem Reiseführer finden konnten.
Und wir reisen weiter… durch Frankreich. Was wir sonst noch unterwegs erlebt haben… Dazu bald mehr an dieser Stelle! Und natürlich auch auf unserer Facebook-Seite sowie auf Instagram.
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einer Kooperation mit dem französischen Tourismusverbands. Mehr Informationen zu Frankreich und der Naturkampagne findet ihr hier: http://de.france.fr/de/frankreich-aktiv