Glamping? It’s time for Urban Camping.
Warum in die Ferne schweifen, um Abenteuer zu erleben? Erinnert ihr euch… damals, Sommerferien, als man mit der BMX Crew den benachbarten Wald zur Rallyestrecke machte, die Wellen des lokalen Strandbads surfte (»Achtung die Wellenanlage wird eingeschaltet«) und abends am Lagerfeuer auf dem Feld geklaute Maiskolben grillte. Das waren noch unbeschwerte und in jedem Fall aufregende Tage. Die Pre-Smartphone-Ära grüßt…
Als Kind sucht man die Abwechslung nicht in Paris, New York oder Tokio. Bei uns in Langenberg war immer genug los. Besonders aufregend wurde es, wenn man im Hochsommer das Zelt im elterlichen Garten aufbaute und – vorausgesetzt man war mutig genug – draußen übernachtete. Eingedeckt mit Salzstangen und Apfelsaft lauschten wir den drei Fragezeichen, formten Schattentiere mit unseren Taschenlampen und horchten bei jedem Rascheln der Blätter in den Bäumen auf.
Auch heute ist Zelten voll im Trend. Der Unterschied: Die Kinder sind 20 Jahre älter. Wenn man Kanäle wie Pinterest oder Instagram durchstöbert fällt auf, dass es heute anscheinend nur noch zwei unterschiedliche Typen von Campern gibt. Die Outdoor-Hipster im Canadian Style – mit Vollbart, stylischem Holzfällerhemd und Herschel Rucksack und die echten Outdoor Freaks, die an steilen Felswänden hängend biwakieren und Ultralight Campingnahrung futtern.
In Berlin gibt es aber nun mal keine endlosen Wälder, keine einsamen, klaren, fischreichen Seen wie in Kanada oder Finnland. Auch krasse Felswände sind hier leider Mangelware. Tolle Panoramen gibt es aber trotzdem – besonders bei Nacht. Ich machte mich also auf, mein persönliches Kindheitsabenteuer zu wiederholen und im urbanen Umfeld eine Nacht im Zelt zu verbringen. Aber nix da mit Flashpacking oder Glamping – Urban Camping hieß meine Mission.
KLEINER TIPP: WÄHLE DEN ORT MIT BEDACHT
Mein erster Versuch scheiterte kläglich. Ein Freitagabend ist vielleicht nicht der optimale Zeitpunkt, um an der Spree die gewünschte Camper-Romantik zu erleben. Dabei war die Location eigentlich gut gewählt: direkt am Wasser, toller Blick auf den Alex, noch hinter dem letzten Gebäude der Mediaspree. Danach folgt nur noch Brachfläche, die (komischerweise) abgesperrt war. Das ist sie sonst nie. Ich baute das Zelt auf, genoss den Sonnenuntergang, trank mit Outdoor Kollege David zwei, drei Bierchen und wunderte mich, dass um uns herum doch recht viel los war. Die Strahler am Himmel ordneten wir zunächst einem Festival in der Nähe zu… bis wir merkten, dass die Lichter näher kamen. Auch vermehrten sich die Menschen. Merkwürdig! Irgendwann ging an dem in der Nähe parkenden Minivan die Tür auf. Den Wagen hatten wir bisher komplett ignoriert, genau wie die illustrierte Rakete auf der Autotür? Hmmm. Es dauerte noch exakt fünf Minuten bis sich zig Boote mit Festbeleuchtung genau vor unserem “Zeltplatz” formiert hatten. Dann ging das Feuerwerk los…
DAS ESSEN ANGELN? ES GIBT DOCH DÖNERBUDEN!
Bei meinem zweiten Camping Versuch – dieses mal Mitte der Woche – folgte ich der Empfehlung meines digitalen Wegweisers. Das Garmin Edge lotste mich auf die andere Seite der Spree, die zwar nicht weniger stark frequentiert war, jedoch mehr nach Freiheit und Wildlife ausschaute. Eine nicht gemähte Wiese, yay. Hier funktionieren sogar die Zelt-Heringe. Meine Überlegung, ein Lagerfeuer zu entfachen und (den guten alten Zeiten zuliebe) eine Dose Ravioli heiß zu machen, verwarf ich allerdings recht schnell. Im Vergleich zum Campen in der Wildnis gibt es im Großstadtdschungel nämlich ausreichend Nahrung. Leckere, schnelle Nahrung. Finnland hat die höchste Seen-Dichte, wir haben die höchste Dönerbuden-Dichte. Und dank Headlight findet man sogar im Dunklen die garstigen Zwiebeln.
Wollt ihr wissen, wie die Nacht im Zelt war? Ich könnt’s euch verraten – tue ich aber nicht. Probiert es doch einfach selber aus, am besten in der Woche, gleich nach der Arbeit. Keine Sorge, ihr werdet am Morgen schon nicht verschlafen und zu spät im Büro erscheinen. Dafür ist es dann doch zu aufregend…
Ich bedanke mich bei David für das Sixpack und den Spaß beim Feuerwerk, bei Salewa und Garmin für die Leihgabe des super Equipments und natürlich bei unserem reise- und fotobegisterten Freund Andreas, der auch schon das letzte Micro Adventure – Ein Morgen in Brandenburg – visuell für mich eingefangen hat.