Kanarische Inseln, Spanien 

Blind Date mit Gran Canaria – unsere Insel Highlights

23. Juni 2023

„Bestes Reiseziel im Frühjahr?“ Zugegeben, nicht die kreativste Google-Suchanfrage. Präzisieren wir die Suche durch den Zusatz „Sonnenstunden“ und „Strandurlaub“. Und schnell werden die Ergebnisse eindeutig: Ab auf die Kanaren. Wirklich?

Die Kanarischen Inseln mit ihrem ganzjährig milden Klima sind zwischen Oktober und April das perfekte Reiseziel in Europa für Sonnenhungrige. Und sonnenhungrig, das sind wir immer. Aber ist das wirklich die richtige Destination für uns? Gelten die Kanaren gemeinhin nicht als Touri-Hotspot, wenig abwechslungsreich und damit etwas langweilig? Wir wollten uns selbst ein Bild machen, haben kurzentschlossen die Koffer gepackt, sind in den Flieger gestiegen und haben uns auf ein Blind Date mit der Insel Gran Canaria, der drittgrößten der Kanarischen Inseln, eingelassen.

Um eines gleich vorweg zu nehmen, wir waren mehr als positiv überrascht, auch wenn die innere Messlatte durchaus niedrig hing und es wahrscheinlich gar nicht schwer war, unsere Erwartung zu toppen. Im Westen rau und karg, im Norden und Nordosten üppig grün und noch immer sehr authentisch, im Inselinneren atemberaubend und spektakulär und selbst die berüchtigten Strände und Bettenburgen im Süden – jede Region und jede Route auf Gran Canaria hat ihren Reiz. Zweites Date? Nicht ausgeschlossen…

#1 Der Norden bis zum Valle de Agaete im Westen
Blind Date mit Gran Canaria – unsere Insel Highlights

Unser Ausgangspunkt liegt bei Telde an der Ostküste der Insel unweit vom Flughafen La Palma. Nur wenige Kilometer entfernt befindet sich der Pico de Bandama mit seiner beeindruckenden Caldera. Mit einem Durchmesser von rund 1.000 Metern und einer Tiefe von gut 200 Metern ist die Caldera de Bandama wohl exakt das, was man sich unter einem erloschenen Vulkankrater vorstellt. Das schönste Panorama auf die Caldera, die Weinberge der Region und das Meer hat man von der Besucherplattform, den spannendsten Eindruck hingegen, wenn man einmal um den Kraterrand wandert. Und wenn ihr im Anschluss eine Erholung braucht, dann können wir die nahe Bodega Vandama empfehlen, eine kleine Familienkellerei, die nicht nur ausgezeichnete Weine in Bioqualität sondern auch allerlei Köstlichkeiten vom Grill serviert.

Weiter geht’s nach Norden, über enge Serpentinenstraßen in das grüne Hinterland, durch das historische Bergdorf Arucas und weiter nach Moya. Beeindruckend schmiegt sich die weiße Kirche von Moya an den Abgrund einer Barranca, einer Schlucht, wie man sie an vielen Orten auf Gran Canaria findet und die ebenso wie die Calderas auf der Insel von der im wahrsten Sinne des Wortes bewegten Vergangenheit der Kanaren zeugen. Wenige Kilometer hinter Moya zweigt die Straße in den Parque Natural Los Tilos ab. Einem dichten Urwald gleich, wandert man hier durch einen dunklen Lorbeerwald bis nach Fontanales.

Nicht nur das Hinterland im Norden hat seinen Reiz, auch die Küste hat einiges zu bieten. Uns hat es besonders Puerto de las Nieves angetan, ein schneeweißes Fischerdorf nahe des Valle de Agaete. An der kleinen Promenade oberhalb des Kiesstrands reiht sich ein uriges Lokal an das nächste. Hier kann man wunderbar fangfrischen Fisch genießen und dabei das Treiben am Strand beobachten, der Fähre nach Teneriffa winken und im Sonnenuntergang versinken, der die Felsen an der wilden Westküste in ein feuerrotes Lichtspektakel taucht. Für uns der perfekte Abschluss des Tages. Wer es darüber hinaus doch etwas aktiver gestalten will, kann im Valle Agaete Wanderungen in den Tamadaba Wald unternehmen, im archäologischen Park über Lavafelder laufen oder das einzige Kaffeeanbaugebiet Europas besichtigen.

Blind Date mit Gran Canaria – unsere Insel Highlights
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Noch mehr Tipps im Norden gefällig? Der Sonntagsmarkt im pittoresken Dorf Teror ist in jedem Fall ein lohnendes Schaupiel – nicht nur wegen der kulinarischen Spezialitäten, die man hier probieren kann. Von einigen wird der Ort auch als der „kanarischste“ der Insel bezeichnet. Ebenfalls spannend ist ein Stopp an den Felsenhöhlen Cenobio de Valeron, die von den Altkanariern als Getreidespeicher genutzt wurden. Achtung: Die Google-Routenführung ist leider falsch (beachtet den entsprechenden Hinweis an der Weggabelung). Fahrt im Kreisverkehr hinter dem Tunnel bei Guia/Moya in Richtung Cuesta de Silva.

Und wenn wir schon über den Norden sprechen, noch ein Wort zur Hauptstadt Las Palmas. Viele schwärmen von der Altstadt, von den Museen, Plätzen und dem Vibe der Stadt. Um ehrlich zu sein haben wir Las Palmas als schöne, aber irgendwie auch unspektakuläre Stadt empfunden. Die Markthalle erinnert an andere spanische Markthallen, die man aus Barcelona oder Madrid kennt, nur etwas kleiner. Hübsche Gassen mit Cafés, eine Einkaufsmeile mit den üblichen Ketten. Vielleicht lag es daran, dass wir mit Kind und an einem Nachmittag unter der Woche unterwegs waren und nicht etwa am Tapas-Donnerstag, wenn am Abend die Stadt zum Leben erwacht. Ein Abstecher lohnt sich in jedem Fall, unserem Empfinden nach gibt es aber andere Highlights auf Gran Canaria, die sich viel mehr lohnen, wie zum Beispiel…

#2 Das spektakuläre Inselinnere
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Auf Gran Canaria gilt: Alle Wege führen… zum Roque Nublo. Zumindest beinahe alle. Von der kreisrunden Küstenstraße, die die Insel beinahe einmal umrundet und nur im Westen teilweise unterbrochen ist, führen Stichstraßen aus allen Himmelsrichtungen auf teils sehr engen Schotterpisten bis zum Mittelpunkt der Insel und damit zu ihrem wohl bekanntesten Wahrzeichen, dem Roque Nublo. Je höher man sich in die karge Bergwelt hinaufschraubt, desto häufiger taucht die prägnante Gesteinsformation aus Basalt am Horizont auf.

Ebenfalls im Zentrum der Insel befindet sich der Pico de las Nieves, mit knapp 2.000 Metern der höchste Punkt Gran Canarias. Aber es sind nicht einmal nur diese beiden zentralen Formationen, sondern schlichtweg die landschaftliche Komposition im Landesinneren, die den Reiz der Inselmitte ausmacht. Steile Schluchten geben den Blick frei auf kristallblaue Wasser-Reservoirs, die rot-braune Felslandschaft erinnert an die Szenerie aus einem Western. Zauberhafte kleine Bergdörfer wie beispielsweise Tejeda, Artenara im Nordwesten oder Fataga weiter südlich laden unterwegs zum Verweilen ein. Unbedingt probieren: die Mandelküchlein in der Dulceria Nublo in Tejeda.

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Wenig überraschend, dass Gran Canaria und insbesondere das gebirgige Inland ein Paradies für Rennradfahrer und Wanderer ist. Wir können nur erahnen, wohin all die kleinen Pfade führen, die wir unterwegs sehen – mit einem Vierjährigen im Schlepptau bleibt der Bewegungsradius begrenzt. Auf den alten Schmugglerpfad am Cruz Grande oberhalb von San Bartolomé de Tirajana hat uns Mikkel aber gerne auch ein paar Kilometer begleitet. Belohnt wurden wir mit schönen Panoramen (für die Großen) und vielen kleinen neuen Echsen-Freunden (für den Mini).

#3 Einmal Süden und zurück
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Tja, der Süden der Insel. Was soll man dazu sagen? Schön? Nicht wirklich. Wobei der Küstenstreifen schon auch faszinierend ist. Leider wurde der Bau-Wut einiger Investoren hier jahrzehntelang kein Einhalt geboten und so reihen sich von Playa del Ingles bis nach Puerto Rico die Bettenburgen in imposanten weißen und grauen Hotelkomplexen aneinander. Dazwischen künstliche Lagunen, Einkaufszentren, Vergnügungsparks und Partymeilen.

Doch es gibt sie, die eine Perle, die vergleichsweise wenig verbaut wurde und etwas von dem Charme vergangener Tage versprüht. Puerto de Mogán ist ein Hafenstädtchen wie aus dem Bilderbuch. Fischerboote und private Segelyachten wiegen sich in den Wellen, Oleander rankt sich an den weißen Fassaden der „Altstadt“. Restaurants, darunter einige der besten der Insel, und kleine Shops reihen sich um die belebte Plaza… Nun gut, vielleicht ein wenig zu viel Idyll, um eine wirklich authentische Ortschaft zu sein. Unterm Strich ist Puerto de Mogán ziemlich touristisch – aber immerhin hübsch touristisch. Wir empfehlen übrigens, das Auto in Puerto Rico zu parken und mit dem Fährboot ganz entspannt auf einer rund halbstündigen Tour nach Puerto de Mogán zu schippern. Freitags ist Markttag und besonders voll, haben wir eher gemieden.

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Ein Highlight im Süden darf man auf Gran Canaria allerdings auf keinen Fall auslassen. Das besondere Mikroklima der Insel macht es möglich: ab in die Wüste! Und diese Wüstenlandschaft befindet sich bei Maspalomas, genauer gesagt zwischen Playa de las Meloneras und Playa del Ingles. Zwischen Hotels, Nachtclubs und Souvenirshops erstreckt sich eine kilometerlange Promenade oberhalb des Sandstrands, der an dieser Küste auch hell und nicht dunkel ist, wie an den meisten anderen Badestellen. Lässt man die Urlaubswelt einmal hinter sich, betritt man mit dem ersten Schritt auf die Dünen eine andere, eine magische Welt.

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Mal steil, mal flach, mal strahlend weiß im frühen Licht des Tages oder rot-golden im Sonnenuntergang. Die Weite der Dünen von Maspalomas ist einfach beeindruckend. Die besondere Stimmung am Abend hat uns besonders gut gefallen. Und tatsächlich sind wir nur für diesen Ausblick abends noch mal hingefahren. Das Auto kann man beim Hotel Riu Palace in einer Seitenstraße problemlos parken und die wenigen Meter bis zum Zugang zu den Dünen zu Fuß gehen.

#4 Der Osten – noch ein Geheimtipp
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Unser Ferienhaus lag an der Küste nahe Telde. Die zweitgrößte Stadt Gran Canarias hat tatsächlich eine sehr hübsche kleine Altstadt, die zu erkunden sich lohnt. Ein Spaziergang vom Plaza San Juan durch das Viertel San Francisco fühlt sich an wie auf einer Zeitreise. Dabei sind es weniger die Casas, Iglesias oder das Museo, sondern vielmehr das sich Treiben lassen, das Beobachten oder auch das Glas Wein in der Vinoteca San Juan, die einen Besuch von Telde so reizvoll machen.

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Auch die nahe Küste zwischen La Garita, Playa del Hombre (unser Hausstrand) und Playa de Melenara hat einen ganz besonderen Charme, der sich vielleicht erst auf den zweiten Blick offenbart. Es gibt wenig bis kaum Touristen. Man lebt dort mit den Kanaren, wobei auch die das Leben sehr gut zu genießen wissen. Es gibt kaum Restaurants und die, die es gibt, sind kulinarisch eher Durchschnitt – aber dafür urig und herzlich. Alle drei Orte werden durch eine Promenade verbunden, die zu langen, ausschweifenden Spaziergängen einlädt, um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, die Eidechsen zu jagen oder den Surfern zuzusehen.

Wer selbst aufs Brett will, kann das am besten am Playa del Hombre üben. Es gibt sogar oberhalb der Bucht eine Surfschule, die sowohl Kurse anbietet als auch mal ein Brett für einen Tag oder eine Woche ausleiht. Praktischerweise liegt das Surf Hostel in direkter Nachbarschaft zu unserem Refugio. Den Tipp zu der Herberge haben wir von guten Freunden bekommen. Das wunderschöne weiße Haus mit insgesamt 3 Schlafzimmern, Pool und Panoramablick aufs Meer ist einfach fantastisch. Gastgeber Bernd aus Berlin und Koka & Pablo, die sich vor Ort um alles kümmern, sind einfach zauberhaft. Allein wegen des Refugios lohnt sich der Abstecher in den Osten – aber auch sonst haben wir die Küste sofort in unser Herz geschlossen.

Einen letzten Tipp haben wir  noch: Von Osten aus ist die Barranco de Guayadeque am besten zu erreichen, eine der grünsten und gleichzeitig steilsten Schluchten Gran Canarias und einer unserer Lieblingsorte auf der Insel. Hier findet man wieder zahlreiche der typischen Höhlen, in einigen sind heute Tapas-Restaurants, und zahlreiche Wanderwege. Den vielleicht schönsten Ausblick auf die Barranca hat man jedoch von der Terrasse des Restaurant Vega.

 

Was ihr sonst noch über Gran Canaria wissen solltet…

Zusammenfassend waren wir wirklich sehr positiv überrascht von Gran Canaria und können nach zwei Wochen auf der Insel sagen, dass dieses Blind Date ein voller Erfolg war. Einen Mietwagen sollte man aber in jedem Fall vor Ort haben, wenn man die Insel wirklich in allen Facetten erleben will. Dabei darf man die Fahrtstrecken nicht unterschätzen. Abgesehen von der Autobahn entlang der Küsten in den Süden und Norden nehmen vor allem die Touren ins Inselinnere über die engen, schmalen Straßen mehr Zeit in Anspruch, als man bei der Entfernung in Kilometern denken würde.

Auch das Klima, so mild es ganzjährig ist, hat so seine Tücken. Durch das Gebirge wird das Wetter im Norden und Süden in verschiende Zonen geteilt. Häufig hängen die Wolken genau über der Mitte der Insel fest, wie eine feine Linie zieht sich die klimatische Trennung über die Insel. Das kann dann schon mal dazu führen, dass es im Norden regnet, während im Süden die Sonne strahlt. Man tut sich also einen Gefallen, flexibel zu bleiben und nicht allzu sehr an Plänen festzuhalten, sondern mit dem Wetter zu reisen.

Komplizierter wird es nur, wenn der Wind den heißen Wüstensand aus der Westsahara über den Atlantik treibt. Dann kann es auf den Kanaren zum Wetterphänomen Calima kommen. Auch wir kamen in den „Genuss“. Die Sicht wird extrem diesig, die Sonne kommt kaum durch. Die Luft färbt sich in einen gelb-roten Sepia-Ton und es wird schwül-heiß. Wenn Calima ist, ist meist die gesamte Insel betroffen. Dieses Wetter ist nicht nur schlecht geeignet für Panorama-Fotos, sondern auch eine echte Belastung für den Körper. Der feine Sandstaub kann sich in den Atemwegen festsetzen und zu Atemproblemen führen. Man sollte lange Aufenthalte im Freien, anstrengende Wanderungen und ausgiebiges Sonnenbaden am besten vermeiden. Aber zum Glück gibt es auch jede Menge andere spannende Dinge, die man auf Gran Canaria dann machen kann…

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