„Jassas“ aus Kefalonia!
Wer eine Reise plant, muss nicht zwangsläufig mit der Frage nach der geeigneten Destination starten. Mindestens genauso wichtig ist doch der Beweggrund für die Auszeit und natürlich die Frage nach der Reisebegleitung… Denn wenn ihr euch erst einmal im klaren darüber seid, warum ihr weg wollt (und was es bitte nicht sein soll) ist die Auswahl der möglichen Ziele immer noch groß genug, jedoch schon deutlich konkreter.
Ich hatte neulich genau diese Situation. Schon seid einiger Zeit schmiedete ich den Plan, meinen „alten Herrn“ zu einer Reise einzuladen. Ausreichend Zeit für lange Gespräche, Zeit für Erinnerungen, Zeit zu zweit hatten wir schon ewig nicht. Und da ich bald selbst Vater werde, wird das mit der Zweisamkeit in Zukunft sicher auch nicht einfacher.
Im vergangenen Jahr durfte ich bereits eine wunderbare Mutter-Sohn-Reise in die Schweizer Berge rund um Engelberg unternehmen. Damals ging es uns primär um das gemeinsame, alpine Wandern mit Übernachtungen in urigen Berghütten. Die Planung war einfach, die Möglichkeiten groß. Für den Trip mit meinem Vater hingegen überlegte ich deutlich länger, was wir denn nun Schönes machen beziehungsweise entdecken könnten. Schnittmengen bei den Interessen gibt es zwar zu Hauf, doch viele der Reiseideen erschienen mir dann doch zu anstrengend und wurden letztendlich immer wieder verworfen.
Als ich mich fragte, welche vergangenen Trips für ein Gespann wie uns ebenfalls gut geeignet gewesen wären, kam mir ein großartiger Kurzurlaub an die italienische Amalfi Küste in den Sinn. Südeuropa, Sonne, leckeres Essen – ein schöner Mix aus Zeit für uns, eingerahmt von einigen Programmpunkten ergab damals ein perfektes verlängertes Wochenende. Etwas in dieser Art sollte es nun auch für meinen Vater und mich werden…
Ab in den Süden
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber von den Ionischen Inseln hatte ich bis dato noch nie etwas gehört. Umso interessierter studierte ich die Tour- und Destinationsbeschreibung auf der Website des Reiseveranstalters Reisesalz, mit denen wir auch damals in Italien unterwegs waren. Das ganze lies sich vielversprechend: Die Inselgruppe südlich der Peleponnes Halbinsel wird dank grüner Berge und farbenfroher Fischerdörfer auch als das Venedig Griechenlands bezeichnet. Sie ist wenig bekannt und (noch) ein echter Geheimtipp. Alles klar, wir kommen! Das Tolle bei Reisesalz: Flug, Mietwagen, Hotels und weitere Ausflüge kann man allesamt nach dem Baukastenprinzip auswählen und sich dadurch eine ganz individuelle Reise nach eigenen Bedürfnissen zusammenstellen. Für meine geplante Vater-Sohn-Tour bedeutete dies, eine entschleunigte Genießer-Reise nach Kefalonia und die Nachbarinsel Zakynthos.
Wenn der Vater mit dem Sohne…
Mit heftigen Regenböen von 4 Beaufort und mehr stellte URANOS, der griechische Gott der Elemente, beim Anflug auf die Insel Kefalonia ziemlich hohe Anforderungen an den Flugkapitän und meine Gemütslage. Der Plan war doch eigentlich, den Sommer zu verlängern und die Sneakers wieder gegen Flipflops einzutauschen! Wer rechnet denn bitte in Griechenland mit Regen? Ich hatte meinem Vater extra gesagt, er solle nicht zu viel einpacken (und nicht die Badehose vergessen!) – und jetzt das…
Nur wenig später prasselte feiner Nieselregen gegen die Scheibe unseres kleinen blauen Miet-Flitzers. Mein Vater nahm es wunderbar gelassen. „Was soll’s, es ist doch angenehm mild, wir haben Jacken dabei und wenn es sich einregnet, haben wir mehr Zeit uns dem griechischen Wein zu widmen. Lass uns doch mal runter zum Hafen bevor wir unser Zimmer beziehen. Und schwimmen geht auch bei Regen, oder?“ Sein Optimismus gefiel mir. Von den Alten kann man in allen Lebenslagen jede Menge lernen.
Nach der Ankunft an unserer Unterkunft in Hafenstädtchen Agia Efimia deckten wir uns zunächst einmal mit dem Wichtigsten für die kommenden Tage ein: Oliven, Feta, Brot und Wein – jetzt konnte der Urlaub beginnen.
Glücklicherweise blieb das Wetter nicht so trüb wie am ersten Tag. Auch wenn es Anfang Oktober saisonbedingt auf den Ionischen Inseln immer wieder zu kurzen Niederschlägen kommen kann, genossen wir in den folgenden Tagen durchaus sommerliche Gefühle bei angenehmen 25 Grad mit vielen Sonnenstunden. Perfekte Bedingungen, um Land und Leute kennenzulernen.
Recht schnell stellten wir fest, dass Kefalonia keine kleine Insel ist. Um vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt zu gelangen, sollte man mindestens 2 Stunden reine Fahrtzeit mit dem Auto einplanen. Letztendlich hängt das aber natürlich auch von der Anzahl der zusätzlichen Stopps unterwegs ab. Und Gründe, das Auto abzustellen, gibt es zu Genüge – und die sind genauso vielseitig wie die Insel selbst…
Keine Frage, der ultimative Zeit-Killer sind Fotostopps. Egal, ob im bergigen Hinterland (der höchste Gipfel misst mehr als 1600 Höhenmeter!), entlang der Küsten oder beim Flanieren durch die Hafenstädtchen – hübsche Motive gibt es in Hülle und Fülle. Ich genoss es, im Vergleich zu manch anderer Reise in den vergangenen Monaten dieses Mal absolut keinen Zeitstress zu haben. Mein Vater zeigte sich bei unseren Ausflügen als extrem entspannter Begleiter. Er war mindestens so verrückt nach dem Meer wie ich, forderte sogar zusätzliche Stopps ein, um die Landschaft, die Wellen, alte Olivenbäume, Steine, Felsen und intensiv blühende Pflanzen genauer zu betrachten. Wir waren wie Schatzsucher, die alles unter die Lupe nahmen … und dabei die Speicherkarten unserer Kameras füllten.
#2 Nutztiere!
Der zweite Grund für verlangsamtes Reisen auf Kefalonia sind die wiederkehrenden Begegnungen mit einheimischen Nutztieren. Gefühlt leben auf der Insel genauso viele Ziegen und Schafe wie Menschen. Ob Straßen oder verlassene Gebäude in der Landschaft – die Vierbeiner okkupieren einfach alles. Meistens in Horden, angeführt von dem Tier mit dem mächtigsten Hörnern.
Abends sollte man entsprechend langsam um die Kurven der kleinen Küstenstraßen fahren. Die Tiere ziehen es zuweilen vor, mitten im Weg zu schlafen anstatt in ihren Stall zurückzukehren!
Der entscheidendste, und wir ich finde auch der schönste Grund für das extrem verlangsamte Reisen auf Kefalonia ist jedoch das Meer beziehungsweise die Spots, an denen man baden kann. Ob über Kiesstrände, Sand, Felsen, Klippen, Treppen, Boote, Strickleitern,… Immer gibt es einen Weg ins kühle Nass.
Der wahrscheinlich meist fotografierte Spot auf der Ionischen Insel ist Myrtos Beach. Umgeben von steilen Felsen ist es vor allem die Farbe des Wassers, die den Anblick fast künstlich erscheinen lässt. Beinahe zu schön, um wahr zu sein – da waren mein Vater und ich uns sofort einig!
Zu recht gilt Myrtos als einer der schönsten Strände Griechenlands – trotzdem bevorzugten mein Vater und ich für unseren täglichen Badestopp eher die deutlich kleineren Kiesstrände, an denen – wie er zu sagen pflegte – „keine Feinde weit und breit“ zu sehen waren.
Last not least: Die Buchten rund um Lassi müssen bei meiner Schwärmerei ebenfalls noch genannt werden. Und wer einen langen Sandstrand mit etwas mehr „touristischer Infrastruktur“ bevorzugt, sollte unbedingt beim Lourdas Beach Rast machen!
Rast ist dann auch das Stichwort für die nächsten Entschleuniger…
In Griechenland gibt es nur Pommes und Gyros? Von wegen! Natürlich findet man in den vielen kleinen Touri-Restaurants die üblichen Gerichte wie Moussaka oder Souvlaki, dabei ist die Qualität wirklich sehr unterschiedlich. Mein Vater und ich bevorzugten Lokale, in denen entweder viele Einheimische saßen – die waren dann meist auch sehr erschwinglich, so bezahlten wir für zwei typisch griechische Kaffee plus zwei Stück Kuchen nur 3,50 Euro – oder solche, die schlichtweg wirklich einladend ausschauten und uns einen Blick aufs Meer ermöglichten. Mit dieser selektiven Taktik fuhren wir ausgesprochen gut.
Ich könnte die Aufzählung der Gegenbenheiten, die Kefalonia für uns zu einer solch zauberhaften Destination machten, noch ewig weiterführen, doch möchte ich euch vielmehr ermutigen, die Ionischen Inseln selbst zu bereisen und zu entdecken. Ob mit eurem Partner, den Kindern oder, wie in meinem Fall, mit dem eigenen Vater: Es wird euch gefallen.
Für Berlet Junior und Senior ging es übrigens noch weiter auf die Nachbarinsel Zakynthos. Was wir dort Schönes erleben durften, erfahrt ihr in Kürze hier bei uns auf dem Blog. So viel vorweg: Allein die Überfahrt mit der Autofähre war ein spannendes Abenteuer… Adio!
Hinweis: Die Reise nach Kefalonia war Teil unseres Baukasten-Trips im Rahmen einer Kooperation mit dem Reiseveranstalter Reisesalz / Erlebe Fernreisen – die beschriebenen Eindrücke spiegeln jedoch uneingeschränkt die Erfahrungen und Meinung des Autoren wieder.
Mit dem Schiff zum Schiff – auf Zakynthos | Out of Office. OOO YEAH!
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