Nach dem Raclette ist vor dem Fondue
Wer kennt das nicht – köstliche Dinge, die auf seltsame Weise plötzlich verschwinden?! Bei mir ist das zum Beispiel bei Keksen immer so. Einmal die Packung geöffnet scheinen sie sich eigenständig zu verkrümeln. Katharina bezeichnet meinen genussvollen Konsum gern als „wegatmen“. Sie selber ist natürlich keinen Deut besser. Wenn ich mich recht entsinne, hatten wir letzte Woche noch ein fast volles Glas Ovomaltine Brotaufstrich, welches mit Sicherheit nicht von mir vernascht wurde. Das ist halt so eine Sache mit dem Genuss….
Bei einem Lebensmittel kann man uns beide als wahre Vernichtungsmaschinen bezeichnen: Käse! Ob in Scheiben auf dem Brot, geschmolzen auf Kartoffeln oder gerieben auf Pasta – völlig egal. Käse geht immer! Besonders der Schweizer Gruyere überlebt in unserem Kühlschrank häufig nicht lange.
Ihr könnt Euch also meine Reaktion vorstellen, als ich erfuhr, dass Gstaad, mein Ziel im Berner Oberland, an die Gruyere Region grenzt und nicht zuletzt deshalb gerne auch als „Fondueland“ bezeichnet wird – wobei das durchaus für die gesamte Schweiz gelten könnte. Auf der Website von Gstaad wird unter anderem von einer Käsegrotte berichtet, die für Besucher geöffnet ist. Darüber hinaus hat man die Chance, Fondue in einer speziellen Kutsche zu genießen, die abends durch das Dorf fährt. Oder in einem überdimensionierten Caquelon (der Fonduetopf). Oder in einem Restaurant mit Blick in einen Kuhstall. Oder, oder, oder.
Fondueland, ich komme!
Zugegeben, ein bisschen Respekt hatte ich vor der Käseregion. Bei einem Besuch im Wallis im vergangenen Jahr zum Skitouring gab es für mich gleich drei mal Käsefondue und ein mal Raclette innerhalb von vier Tagen. Das war durchaus eine Herausforderung für den Körper. Vorab hatten wir dort allerdings auch ordentlich Höhenmeter geschafft, so dass sich die unzähligen Kalorien irgendwie verargumentieren ließen. Wie sollte das nur in Gstaad werden? Statt Skitouring stand für mich in der Saanewald Lodge schließlich entspanntes Genuss-Skifahren, Erholung und viel Schlaf auf der Agenda (ja, Junior meldet sich nachts noch immer recht regelmäßig, aber der war in dieser Woche ja bei seiner Mama daheim in Berlin)…
Das vorweg: Mein Käsekonsum in Gstaad war deutlich gemäßigter als im Wallis und, wie ich finde, auch etwas kultivierter. Richtig stilvoll sogar. Denn es gibt vieles, was wunderbar zusammen mit Käse kombiniert werden kann: Käse und Rotwein, Käse und Baguette, Käse und Feigensenf… Vor allem aber ist der Genuss von Käse immer auch eine Frage des passenden Umfelds. Und da gab es für mich in Gstaad zwei wunderbare Gelegenheiten, die ich Euch nur wärmstens empfehlen kann!
Hatte ich schon erwähnt, dass der Koch in der Saanewald Lodge, einen wirklich guten Job macht? Nein? Dann sei es hiermit erwähnt. Eines abends, wir waren, wie nach jedem Abendessen, mal wieder kugelrund gefuttert, lud uns Hausleitung Katrin noch zu einer kleinen Käseverkostung plus Schweizer Märchen im gemütlichen Kaminzimmer ein. Mein erster Gedanke: „Jetzt noch Käse? OMG!“
Doch selbstverständlich konnte ich diese Einladung nicht ablehnen und machten es mir in einem der Sessel vor dem prasselnden Feuer zusammen mit anderen Hausgästen bequem. Wir probierten uns durch das Sortiment der lokalen Molkerei, fachsimpelten über die Kombination von Käse und Honig und lauschten Katrins Legenden von den Bergmännlein. Mein kulinarisches Highlight war ein Käse namens „Charme de Möser“, ein etwas weicherer Kuhmilchkäse, recht aromatischen und wunderbar im Abgang. Den „Käse des Monats“ musste ich vor meiner Heimreise noch unbedingt besorgen, war er schließlich ein perfektes Mitbringsel für den Käsefan daheim. Mein erstes Gstaader Käsefazit: So eine Degustation in gemütlichem Ambiente kann schon einiges.
Ich hatte bereits im Vorfeld davon gelesen, dass man in Gstaad an verschiedenen Orten einen Fonduerucksack leihen kann. Unter anderem in der Molkerei Schönried, die ich ohnehin besuchen wollte, um mein Käse-Souvenir für Katharina zu besorgen.
Die Vorstellung, sein Fondue irgendwo am Pistenrand zu genießen, reizte mich enorm. Also bestellte ich für Donnerstag einen Rucksack für zwei Personen vor. Jetzt brauchte ich nur noch eine Begleitung, die ordentlich was verdrücken konnte. Nils, Saisonkraft im Hotel und Sportler durch und durch, war genau der richtige Mann für mein Unterfangen, da er nicht nur über ordentlich Kohldampf sondern auch über super Ortskenntnisse vom Skigebiet verfügt.
Katrin hatte uns am vorangegangenen Kaminabend bereits vorgewarnt, dass ein Besuch in der Molkerei etwas sehr „besonderes“ sei: „Olfaktorisch interessant. Mann könne es auch als recht intensiv bezeichnen.“ Sie hatte nicht übertrieben. Als wir den Laden betraten, schlug uns zur Begrüßung eine fette Käsefaust entgegen. Der Geruch war so streng, dass wir kurz die Augen zusammenkneifen mussten. Alter Schwede (oder besser gesagt: Alter Gruyere)! Käse kaufen, Rucksack schnappen und nichts wie raus an die frische Luft!
Jetzt brauchten wir nur noch einen geeigneten Spot für unser Picknick. Nils hatte schon etwas Schönes im Sinn. Also griffen wir unsere Ski, stapften zurück zur Gondelstation und machten uns auf den Weg hinauf ins Skigebiet.
Unser Ziel war eine kleine, verschneite Hütte gute 50 Meter neben der Piste und nahe eines Tannenwäldchens gelegen. Hier wollten wir unser Pistenpicknick präparieren. Als Tisch und Bank verwendeten wir Holzscheite und eine alte Bohle, alles andere war im unserem Fonduerucksack inkludiert: die Käsemischung der Molkerei Schönried, knuspriges Fonduebrot, ein Caquelon, ein gasbetriebenes Rechaud, Anzünder, Teller, Gabeln und Servietten. Selbst Salz und Pfeffer war mit dabei. Absolut perfekt! Jetzt lag es nur noch an uns, geduldig zu rühren, vorab nicht zu viel zu naschen, sondern zu warten, bis der Käse die perfekte Konsistenz hatte.
Yummy! Ich habe wirklich schon häufig Fondue gegessen, doch auf so eine coole Art – völlig unkompliziert, flexibel und draußen in der verschneiten Natur – definitiv noch nie! Wenn es nach mir ginge, könnte man den Verleih von diesen Rucksäcken in allen Skigebieten einführen und Fondue nur noch auf der Piste essen!
Kein Käsefreund?
Sollte es jemanden geben, der tatsächlich kein Freund von Käsefondue ist, für den habe ich eine wunderbare Alternative im Skigebiet entdeckt zu der wirklich niemand nein sagen kann. Out Of Office proudly presents: Skifahren plus BBQ!
Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden…
Ich bedanke mich bei Frosch Sportreisen für die Einladung in die wunderbare Saanewald Lodge. Mehr Informationen zum Club und zu den Buchungsoptionen findet ihr hier: www.frosch-sportreisen.de
Zudem bedanke ich mich beim Schweizer Tourismusverband für die freundliche Unterstützung dieser Recherchereise. Informationen für Euren nächsten Urlaub in der Schweiz findet Ihr unter www.myswitzerland.com – oder Ihr nutzt die kostenlose telefonische Beratung unter 00800 100 200 30.