Interview 

Das wichtigste: Tu es!

23. Januar 2016

Der ein oder andere von euch weiß vielleicht, dass Katharina und ich uns vor inzwischen über zehn Jahren beim Arbeiten in einem Wintersport-Gebiet kennengelernt haben. Wir betreuten damals gemeinsam mit anderen „Teamern“ Gruppenreisen vor Ort in den Schweizer Alpen.

Aus eigener Erfahrung können wir also sagen, dass sich Arbeit, Sport und Vergnügen dabei sehr gut vereinbaren lassen. Also ein echter Traum(job)? Wir wollten es genauer wissen…
Vom Reiseleiter & Skilehrer zum Geschäftsführer – ein Gespräch über das Bedürfnis, dass die Freude am Job auch OUT OF OFFICE nicht endet. Wir befragten Holger Schweins von Frosch Sportreisen über sein Job-Modell, über Urlaub mit Gleichgesinnten und wie man dem stressigen Alltag am besten entfliehen kann.

Das wichtigste: Tu es!
Holger, wie landet man in deinem Job?

Eigentlich war alles eher zufällig. Nach meinem Studium zum Volkswirt und der Ausbildung zum Lehrer für Sport und Sozialwissenschaften hatte ich keine richtige Idee, was ich denn so beruflich machen wollte. Ich habe dann, wie viele andere auch, Skireisen organisiert und bin meist auch selbst als Skilehrer und Reiseleiter mitgefahren. Das hat sehr, sehr viel Spaß gemacht. Vielleicht wollte ich auch nur, dass das nie mehr aufhört. Jedenfalls hat sich daraus die Firma Frosch entwickelt und ich war auf einmal Geschäftsführer, ohne dass ich genau wusste, was das bedeutet. Ich hab’s allerdings bis heute nicht bereut.

Arbeiten in der Tourismusbranche klingt häufig erst einmal verlockend.
Aber wie sieht dein Alltag aus, bzw. wie viel Zeit verbringst Du IN- wie viel OUT OF OFFICE?

Das hat sich über die Zeit verändert. Früher war ich viel unterwegs. Inzwischen habe ich zwar viele, aber immer nur sehr kurze Einsätze in den Zielgebieten. Übers Jahr verteilt bin ich insgesamt noch 3 – 4 Wochen out of office.

Du bist Geschäftsführer von Frosch Sportreisen. Habt ihr Einfluss auf das Wetter oder wie kam es zu diesem Namen?

Mit dem Wetterfrosch haben wir leider oder Gott sei Dank weniger zu tun, vielmehr setzt sich „Frosch“ aus dem Nachnamen meines Geschäftspartners Volker Frost, mit dem ich 1984 das Unternehmen gründete, sowie meinem Nachnamen Schweins zusammen.

Gruppenreise – für wen ist das ein geeignetes Reisemodell?

Für alle, die Spaß daran haben, Leute kennen zu lernen, mit anderen etwas zu unternehmen und die gerne Sport treiben. Wir versuchen die unterschiedlichen Interessen im Vorfeld zu sortieren, indem wir Reisen exklusiv für Familien, exklusiv für Singles, exklusiv für ambitionierte Sportler oder aber für bunt gemischte Gruppen anbieten. Grundsätzlich ist alles recht zwangslos, man kann sich zurückziehen oder den Grad an Geselligkeit wählen, der einem zusagt. Wichtig ist uns immer, dass man auf Gleichgesinnte trifft und sich im Urlaub nicht langweilt. Da fällt mir ein: extreme honeymooner – für die könnte es bei uns schwierig werden.

Das wichtigste: Tu es!
Wie viel sportliche Leidenschaft & Fitness ist notwendig, um auf euren Reisen Spaß zu haben?

Na ja, es gibt Leute, die haben schon Spaß, wenn sie anderen beim Sport zuschauen. Im Ernst: Wir bieten Sport auf jedem Niveau, außer Hochleistungsport. Wer irgendwie Lust hat, sich im Urlaub zu bewegen und kapiert hat, dass Sport gut tut, wird sich bei uns wohl fühlen.

Was magst Du am meisten/was am wenigsten an deinem Job?

Am meisten mag ich es, das sportliche Angebot in den Reisezielen zu gestalten. Seien es Freeride-Safaris in den Alpen, die Bikewochen auf der kroatischen Insel Brac oder das Wandertrekking im Antiatlas von Marokko – all das entspricht meinen eigenen sportlichen Ambitionen und macht mir sehr viel Spaß. Am wenigsten gefallen mir die Auseinandersetzung mit deutschen und ausländischen Behörden und der ganze Verwaltungskram.

Ich habe mich immer gefragt warum so viele Reiseveranstalter aus Münster kommen. Purer Zufall oder gibt es dafür eine plausible Antwort?

Eher eine Art historischer Zufall. Wir hatten in den 80er Jahren eine hohe Lehrerarbeitslosigkeit, vor allem bei den Sportstudenten. Die haben dann das im Sportstudium Gelernte ins wirkliche Leben transportiert – so wie wir. Das waren dann die Skireisen für Studenten. Wo einer damit anfängt und droht Erfolg zu haben, folgen schnell einige nach.

Das wichtigste: Tu es!
Ihr organisiert seit über 30 Jahren Reisen in den Schnee. Haben sich Angebot & Nachfrage stark verändert?

Die Nachfrage nach Wintersport ist schwächer geworden. Früher waren die ersten schon im Oktober unterwegs und vor dem 1. Mai war die Saison nicht zu Ende. Heute ist die Saison viel kürzer und auch die Dauer des Skiurlaubs hat sich wesentlich verkürzt. Der von uns damals entwickelte „Skiurlaub auf der Hütte“ mit einfachen Unterkünften, selber kochen und putzen, viel feiern, wenig schlafen und exzessivem Skilaufen ist tot oder wird höchstens noch in privaten Kleingruppen zelebriert. Heute sind Komfort, gutes Essen, gelegentliches Feiern und eher moderates Skifahren gefragt. Nur die kleine Gruppe der Freerider ist noch etwas „old fashioned“ unterwegs.

Wer Winterurlaub bucht will eine Schneesicherheit garantiert wissen. Wird demnächst das Angebot gen Skandinavien ausgeweitet oder wie siehst Du die klimatische Entwicklung?

Nein, Skandinavien bleibt eine Nische wegen der Preise und der überschaubaren Skigebiete. Die Saison wird sich auf die „sicheren“ Monate weiter verkürzen. Schneekanonen werden in den oberen Etagen der Skigebiete weitgehend Schneesicherheit bieten und die tiefer gelegenen Skigebiete müssen nach Alternativen suchen, weil sie mit 90 Tagen Saison nicht leben können.

Das wichtigste: Tu es!
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