Kaffeeklatsch mit Königsblick
Im vergangenen Spätsommer hatte es Henryk und mich schon einmal ins verträumte Bayern verschlagen, genauer gesagt in den Chiemgau. Damals gefiel uns das Rundum-Sorglos Paket im bayerischen Voralpenland ausgesprochen gut, so dass wir mit dem festen Vorsatz abreisten, noch einmal hierher zurückzukehren.
Diesen Plan habe ich nun in die Tat umgesetzt – allerdings ohne Henryk. Dafür aber mit meiner Mama! Anders als beim ersten Besuch war dieses mal das beschauliche Städtchen Ruhpolding der Ausgangspunkt für Wanderungen und Entdeckungen. Ein ganzes Wochenende lang haben wir die Region unsicher gemacht. Die Jacobs-Frauen on Tour – zum Kaffeeklatsch in den Bayerischen Alpen.
Freitag – Check In and Check it out
Am späten Freitag Nachmittag erreichten wir unser Domizil für die nächsten Tage, ein gemütliches Landhotel am Ortsrand von Ruhpolding. Idyllisch versprach es vor allem Ruhe und Entspannung mit einen zauberhaften Ausblick auf die Chiemgauer Bergwelt. Wir bekamen ein Zimmer im “Biohaus”, einem Anbau, in dem nur besonders schadstoffarme Baustoffe verwendet wurden. Aha, so geht also Detox auf bayerisch! Das beste an unserem Zimmer war aber unsere eigene kleine Terrasse, auf der man sicherlich herrlich bis in den späten Abend noch sitzen und das ein oder andere Gläschen Wein genießen konnte. So stellten wir es uns zumindest vor. Da uns zur Umsetzung dieses Gedankens aber noch der Wein fehlte, machten wir uns auf zu unserer ersten “Entdeckungstour”: Knapp 20 Minuten schlenderten wir über einen gut ausgeschilderten Weg bis in Stadtzentrum von Ruhpolding und suchten dort den nächsten kleinen Tante Emma Laden auf…
Samstag Morgen – wir woll’n die Berge sehen!
Nachdem sich am Vorabend noch ein Aperol Spritz im netten Braustüberl am Marktplatz von Ruhpolding eingeschlichen hatte und auch der neu erstandene Wein nach dem Abendessen auf unserer Terrasse noch gekostet werden wollte, fiel das frühe Aufstehen am Samstag wenig überraschend etwas schwer… Es half aber nichts, das Wetter sollte sich bis Mittag noch halten, danach drohten Hitzegewitter und von denen will man nicht in den Bergen überrascht werden. Also nichts wie los zum frühen Frühstück und dann auf in Richtung Röthelmoos.
Zum Start ins Mutter-Tochter-Wochenende hatten wir uns für eine eher gemütliche sieben Kilometer lange Wanderung mit nur leichten Steigungen entschieden. Beim Spazieren über des weitläufige Hochplateau des Röthelmooses unterhalb der Hörndlwand ließ es sich endlich mal wieder gut plaudern und ganz in Ruhe Gedanken austauschen. Das ausgesprochene Ziel dieses Wochenendes war es, einfach nur Zeit miteinander zu verbringen. Da störten uns auch die Jogger und Mountainbiker nicht, die um uns herum ihren sportlichen Ehrgeiz auslebten.
Nach weniger als zwei Stunden erreichten wir auch schon das Ziel, ein großes Seengebiet entlang der deutschen Alpenstraße. Ab hier wollten wir den Bus zurück in Richtung Ruhpolding nehmen. Bis dieser kam hatten wir aber noch über eine Stunde Zeit, also spazierten wir kurzerhand noch eine Weile weiter. Und weiter. Und weiter… Und quatschten die ganze Zeit – wie Mütter und Töchter das eben so machen.
Samstag Nachmittag – es waren zwei Königskinder…
Gewitter waren angesagt, blieben jedoch aus! Da sich die Wolken über dem Chiemgau dennoch nicht ganz in die Karten schauen ließen, fuhren wir kurzerhand einige Kilometer weiter südöstlich, immer der Sonne nach ins nicht weniger schöne Berchtesgadener Land. Dort ging es mit der historischen Gondel hoch auf den Jenner – die unvergesslichen Panik-Attacken meiner Mutter, die unter leichter Höhenangst leidet, gab es gratis dazu.
Auf dem Jenner gibt es ein riesiges Netz aus Wanderwegen durch den Nationalpark Berchtesgaden, urige Almen laden zum Verweilen ein, im Winter kann man dort oben auch ausgezeichnet Skifahren – vor allem aber ist es der so genannte Königsblick, der Wanderer und Touris gleichermaßen anzieht: Der “Watzmann“, Deutschlands dritthöchstes Bergmassiv, thront majestätisch in den Wolken und rund 1200 Meter unter ihm glitzert der stahlblaue Königssee. Wenn das kein Selfie wert ist! Und dann ab zu Kaiserschmarrn und Radler auf die Hütt’n!
Sonntag – vom Radl Sepp zum Lohengrin
Wochenenden sind in der Regel zu kurz. Wochenenden mit der Mama sind es sowieso. Am frühen Sonntag machten wir uns daher auf zur letzten Entdeckungstour, einer etwa einstündigen Wanderung zur Schwarzachen Alm. Diese wird betrieben vom Radl Sepp, einem echten Ruhpoldinger Original. Das “Radl” in seinem Namen liegt darin begründet, dass der Sepp früher den örtlichen Fahrradladen betrieben hat. Inzwischen führt sein Sohn die Geschäfte und Sepp hat für sich entschieden, dass das Leben OUT OF OFFICE sowieso viel schöner ist. Deshalb betreibt er nun die kleine Alm, versorgt Wanderer mit kühlen Getränken und bayerischer Kost und genießt ansonsten die Natur und den Blick aufs “Sonntagshorn” vor seiner Tür. Gleichgesinnte findet man einfach überall!
Nach einer letzten Schorle und einem Schmunzeln zur Geschichte des letzten Ruhpoldinger “Problembären” mussten wir uns viel zu schnell wieder vom Sepp, vom Chiemgau und bald auch voneinander verabschieden. Ein letztes gemeinsames “Highlight” stand uns jedoch noch bevor. Jedes Örtchen braucht ja so einen klischeehaften Reiseführer-Top-Tipp. In Ruhpolding ist dies “ein Abstecher zur Windbeutelgräfin“. Nein, das ist keine Figur aus Alice im Wunderland, auch wenn es mit Blick an die Decke dieser durch und durch spießigen Lokalität so ausschaut. Und nein, ich mag eigentlich auch keine sahnigen Windbeutel. Aber wenn der Johann Lafer schon da war und die Katarina Witt auch einen probiert hat… ja, dann müssen auch Mutter und Tochter einen Lohengrin Windbeutel #2 (das ist die Version mit Kirschen) versuchen. Wir haben uns das Monster im Schwanengewand übrigens geteilt und trotzdem nur die Hälfte geschafft. Was man nicht alles tut für die Mama…
Kaffeeklatsch gab’s in jedem Fall ausreichend in Ruhpolding an diesem Wochenende. Aber auch viele schöne Wanderungen, gute Gespräche, viel zu lachen und nicht zuletzt lecker Wein auf der Terrasse. Gerne wieder, liebe Mama – beim nächsten Mal wandern wir zu Fuß auf den Jenner und nehmen nicht die verteufelte Gondel!
Vielen Dank an das Team der Reisehummel für die Einladung zum Kaffeeklatsch in den Bayerischen Alpen. Mehr Informationen unter: www.reisehummel.de
Andreas
schrieb amHey,
Netter Reisebericht mit schönen Fotos, hat mir gefallen
Grüsse aus Ruhpolding.
Ein Ruhpoldinger Bürger 🙂
Katharina
schrieb amHi Andreas, das freut mich – danke für das schöne Feedback! Ruhpolding und Umgebung ist aber auch ein wirklih nettes Fleckchen Erde! Wir kommen wieder… LG, Katharina