Wasser marsch, in Kaltern
Der wahre Luxus ist das langsame Reisen. Denn nur dann hat man Zeit, die kleinen Dinge zu genießen – und die großen in Ruhe zu bestaunen.
Die Südtiroler Weinstraße gilt als eine der schönsten (Wein-)Regionen Italiens. Und zwar völlig zu Recht, wie wir finden. Malerische Orte, verwöhnt von der Sonne, zwischen Weinreben und Obstfeldern… In der Vergangenheit waren wir nur einmal kurz in der Gegend zu Besuch, dieses Jahr durften wir hingegen richtig viel Zeit in Kaltern am See und an der Weinstraße verbringen. Und das war großartig! Großartig vor allem deshalb, weil wir nicht in Eile waren. Ohne Hast schnürten wir die Wanderstiefel wann immer uns danach war, packten Junior in die Trage und erkundeten zu Fuß die neue „Wahlheimat“.
Eine unserer Touren ist uns dabei besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben. Und auch, wenn sie kein echter Geheimtipp (mehr) ist, diese Wanderung beeindruckt, weil man unterwegs die Zeit vergisst. Sie scheint schlichtweg stehen zu bleiben…
Eine kurze Geschichte in wenigen Worten über eine lange Reise in eine andere Zeit.
Wandern in der Rastenbachklamm
Der Weg beginnt gemäßigt. Vorbei am Sportzentrum und Hochseilgarten von Kaltern geht es ohne große Höhenunterschiede durch Mischwälder in Richtung Altenburg. Der Einstieg in die Klamm auf halber Strecke ist eher unscheinbar. Ein paar Stufen hinunter zu einem Bach, dort beginnt der eigentliche Pfad. Über zahlreiche Brücken führt er uns Schritt für Schritt entlang des Wasserlaufs hinab ins Tal. Mit jedem Meter dringen wir tiefer ein in das feuchte Grün der Schlucht. Links und rechts, über und unter uns tropft, spritzt und dampft es. Bemooste Steinbrocken und mit Farn überwucherte Böschungen entlang der steilen, kargen Felswände ziehen uns in ihren Bann. Wie lange sind wir nun schon unterwegs? Die Uhr sagt eine Stunde, das Gefühl sagt: Millionen von Jahren.
Irgendwann wird es heller. Der Vorhang aus Blättern lüftet sich und der Weg führt unerwartet hinaus ins Freie auf eine stählerne, in der Sonne liegende Plattform. Vor uns geht es steil bergab. Der Ausblick auf den türkis schimmernden Kalterer See von hier oben ist atemberaubend. „Okay, das war’s dann wohl, das war das Highlight“, denken wir – und liegen absolut falsch. Zig Metallstufen unter uns führt der Weg weiter zu einem nicht weniger beeindruckenden Wasserfall. Wie lange wir dort verweilen? Die Uhr sagt ein paar Minuten. Das Herz sagt: eine Ewigkeit.
Schließlich müssen wir entscheiden: Zurück zum Ausgangspunkt oder weiter hinab bis zum See? Wir entscheiden uns für letzteres und kommen mit jedem Schritt langsam wieder im Hier und Jetzt an. Vom See aus fahren wir mit dem Bus (gratis dank Gästekarte!) zurück nach Kaltern, zurück zur Talstation Mendelbahn, zurück zu unserem neuen „zu Hause“…
Ein Fazit
Wow! Die Hinweisschilder zur Rastenbachklamm sind eher unscheinbar. Die faszinierende Wasser-Wanderung selbst ist es ganz und gar nicht. Urlauber, die zur Weinstraße und nach Kaltern kommen, haben die Schlucht häufig nicht auf dem Radar. Dabei ist sie eine großartige Entdeckung und neben See, Weinproben und sonnigen Ausflügen auf die umliegenden Gipfel eine tolle Ergänzung zum Urlaubsprogramm. Schließlich will man sich doch auf Reisen verlieren, die Zeit vergessen und sich von einer neuen Welt berauschen lassen.
Übrigens, eigentlich dauert die Rundtour gut 2,5 Stunden. Aber was heißt das schon?
Wir bedanken uns beim Tourismusverband Südtirol für die Unterstützung bei unserer wunderbar vielseitigen Elternzeit in Kaltern. Der Artikel beruht auf einer Kooperation, spiegelt jedoch uneingeschränkt die Eindrücke und Meinung der Autoren wieder.
Mehr Informationen: www.suedtirol.info