Das Wetter macht der Bürgermeister
Legendär ist sie, die Streif – die wahrscheinlich spektakulärste Abfahrtsski-Strecke der Welt. Einmal im Jahr schlägt die Weltelite des Skisports in Kitzbühel auf, um bei extremen Geschwindigkeiten und atemberaubenden Sprüngen die Steilhänge mit Schrägfahrten, Schuss-Strecken, durch diverse Kurven und über unzählige spektakuläre Bodenwellen zu bezwingen.
Rund 20.000 Zuschauen, unter Ihnen viele Prominente, tummeln sich beim berühmten Hahnenkamm-Rennen ein Wochenende lang in dem beschaulichen kleinen Ort in Tirol. Natürlich geht es dabei nicht nur ums Sehen, sondern vor allem auch ums Gesehen werden. Der Ruf vom mondänen Treiben, von Damen in Pelzmänteln und dekadenten Schampus-Partys eilt Kitzbühel voraus. Dabei ist es nicht allein der Mythos Streif oder die Eskapaden der High Society, die Kitzbühel prägen. Es sind vielmehr die vielen kleinen Anekdoten, die den wahren Zauber von Kitzbühel ausmachen. Einen Zauber, den man kaum in Worte fassen kann. Man muss selbst in die Stadt eintauchen, mit den Menschen vor Ort zusammen sitzen, den alten Herren beim Kartenspiel zuschauen und sie erzählen lassen – von den großen und kleinen, den lustigen und verrückten, den zuweilen auch etwas verschrobenen aber immer liebenswerten Episoden aus Kitzbühel.
Schnee von gestern
Eine eher verrückte Anekdote ist die von einer langen, weißen Linie, die sich über den gesamten Sommer entlang der Nordseite des auf 1.900 Meter Höhe gelegenen Resterkogel zog. Was das sei, fragte sich wohl der ein oder andere Wanderer in dieser Zeit. Die Auflösung: Die Kitzbüheler hatten sich das ambitionierte Ziel gesetzt, so früh wie möglich in die Wintersaison zu starten – auch wenn der Kitzbühel kein Gletscherskigebiet ist. Was also tun? Ganz einfach: Den Schnee der letzten Saison einpacken! Kaum zu glauben, aber wahr, rund 25.000 Kubikmeter Schnee wurden zum Ende der letzten Saison von den Raupen zusammengeschoben, in Isolierfolie eingeschlagen und abgedichtet. Und das Ganze hat dann tatsächlich auch funktioniert: Der Recycling Schnee wurde Mitte Oktober wieder ausgepackt und als knapp 40 cm hohe Schneeauflage auf den Pisten verteilt. Wer das nicht glauben will, kann im Blog von Kitzbühel Tourismus Bilder vom eingepackten Schnee bestaunen.
Dank zusätzlichem Neuschnee in den vergangenen Tagen war bei unserem Besuch zum Saison Opening das gesamte Skigebiet zusätzlich mit einer frischen Schneeschicht überzogen. Einen Unterschied zwischen Neuschnee und dem Schnee aus dem Vorjahr haben wir nicht bemerkt. Dafür haben wir aber umso mehr die noch ausgesprochen leeren Pisten und die sehr schöne Talabfahrt genossen. Nicht umsonst hat Kitzbühel vor wenigen Wochen den “World Ski Award” gewonnen und wurde als weltbestes Skigebiet ausgezeichnet.
Zu Gast bei der Königin der Streif
Bei unserem Besuch trafen wir unter anderem Signe Reisch. Sie führt nicht nur das traditionsreiche Hotel Rasmushof, das erste (und bis heute einzige) Hotel direkt in der Zieleinfahrt der Streif, sie ist zudem Präsidentin des Tourismusverbands und auch sonst immer zugegen, wenn es in Kitzbühel etwas zu entscheiden gibt. Sie gilt nicht zu Unrecht als mächtigste Frau von Kitzbühel. Ihr Urgroßvater war bereits ein lokaler Skipionier, ihr Großvater einst Bürgermeister. “Diesem Posten kommt bei uns in Kitzbühel seit je her eine besondere Bedeutung zu”, weiß Signe zu berichten. Wenn wir im Komitee zur Planung des Hahenkammrennens zusammen kommen, bekleidet jedes Mitglied eine bestimmte Aufgabe: Die Sicherheit, das Präparieren der Pisten, die Organisation der Teilnehmer… “Nur für den Bürgermeister fand sich bisher noch keine gescheite Verantwortlichkeit”, lacht Signe. “Da haben Sie ihm kurzerhand den Auftrag erteilt, ordentliches Wetter zu bestellen!”. Bis heute gilt daher in Kitzbühel: Das Wetter – macht der Bürgermeister. Und er macht’s gut!
Weltbeste Kasspatzen im weltbesten Skigebiet
Es gibt noch viele weitere Geschichten aus Kitzbühel: Von einer Sonnenaufgangswanderung mit einer Gruppe katholischer Jung-Priester auf Sommerfrische oder auch über die Streif-Attack, einer Cross-Golf Tour am Steilhang der Rennstrecke… Aber diese Episoden werden wir ein anderes Mal erzählen. Was wir euch aber nicht vorenthalten wollen, ist die Empfehlung in der Adventszeit auf dem Markt von Kitzbühel vorbeizuschauen. Dort gibt es nämlich unter anderem die leckersten Spinat-Kasspatzen, die wir je probieren durften. Im Ortskern oder auf dem kleinen Weihnachtsmarkt des Rasmushofes lässt es sich in jedem Fall besinnlich auf Weihnachten einstimmen.
Wenn ihr nun Lust bekommen habt, euch ein eigenes Bild über Kitzbühel zu machen und die Geschichten vor Ort zu entdecken, dann schaut am besten auch mal bei den Jungs vom Skiverleih Element3 vorbei. Manfred Hofer und die Kollegen Markus und Tom sind immer für ein Späßchen zu haben und wissen viele, viele – um nicht zu sagen wirklich viele – Anekdoten zu erzählen… Vom ganz normalen Wahnsinn, von den Schönen und Reichen und natürlich von den Legenden der Streif. Und nebenbei gibt’s da sauber präparierte “Race Tiger” auszuleihen… Viel Spaß!
Bettina Wiedmayr
schrieb amHallo ihr beiden! Wirklich tolle Zeilen! Freu mich sehr darüber! Liebe Grüße nach Berlin!
Live is great. Stay alive. |
schrieb am[…] gemütlichen, vorweihnachtlichen Tagen in Kitzbühel und ersten Pistenkilometern entlang der berüchtigten Streif blieb ich nämlich zuletzt noch ein […]