Von Schnee-Eulen und Winter-Lerchen
Den Zeitpunkt, wann wir morgens aufstehen, bestimmt zu 99 Prozent ein frühes, lautes Klingeln. Außer am Wochenende oder im Urlaub, dann gilt das von Katharina auferlegte Wecker-Verbot. Wenn es etwas gibt, was sie wirklich hasst, ist es der brummende Vibrationsalarm meines Handys! Nur leider hat Katharina ihre Absprache ohne meine innere Uhr gemacht. Die hat ihren ganz eigenen Rhythmus – insbesondere, wenn ein toller Skitag ansteht. Dann bin ich 100 Prozent Frühaufsteher! So auch am vergangenen Wochenende in der Schweiz…
Revier abstecken
Ooooyeah! Nach über 20 Jahren bin ich zurück in Arosa Lenzerheide. Damals wie heute waren neonfarbene Goggles schwer angesagt, die Ski jedoch waren deutlich weniger tailliert und die Hosen hingen bei meinem Reisebegleiter Phil und mir wohl auch noch etwas tiefer – Baggy eben. Die Klotüren der Bars wurden mit Eddings getagged, heute verteile ich dezent Out Of Office Aufkleber. Winterurlaub war jedoch schon damals das Größte für mich – und das hat sich bis heute nicht geändert.
Der Postbus aus Chur bringt uns direkt bis vor die Tür unserer Bleibe. Wir werden die nächsten drei Tage in der neuen Revier Mountain Lodge nächtigen – ein Hotel ganz nach meinem Geschmack: Minimalistisch aber hochwertig eingerichtet, Zimmer mit riesigen Panoramafenstern, eine lässige Bar mit gutem Kaffee und einer tollen Craft Beer Auswahl. Dazu leckere Burger vom Josper Grill…
Im Fuchsbau
Manchmal muss man neue Wege gehen. Das gilt auch für Hotels. So weist die Website des Reviers erst einmal prominent aus, was es alles nicht gibt: „Check-in und Check-out an der Rezeption; Telefon auf dem Zimmer; Schreibtisch; Minibar und anderer Schnickschnack, den ihr nicht braucht; abgelaufene Schokolade als Willkommensgeschenk“… Auch die tägliche Zimmerreinigung oder das Frühstück ist zugunsten des wirklich fairen Preises nicht standardmäßig inkludiert, kann aber jederzeit dazu gebucht werden. Dieser smarte Ansatz, sich auf das nötigste zu begrenzen ohne dabei auf Komfort und Design verzichten zu müssen, zeichnet das Revier aus. Und das Beste an unserer Herberge: Sie liegt direkt neben der Talstation der Rothornbahn – somit kommt man ohne lange Wege gleich mit der ersten frühen Gondel auf den Berg. Katharina freut es, bedeutet es schließlich, dass wir zumindest nicht ganz so früh aufstehen müssen. Und auch der letzte Schwung am Nachmittag führt direkt wieder bis vor das Hotel. Ich mag mein neues Revier sofort!
Erste Streifzüge…
Dann geht es endlich hinauf ins Skigebiet. Unser Streifzug beginnt am Rothorngipfel auf 2.865 Metern. Hoch oben über den Wolken eröffnet sich uns ein traumhafter Ausblick auf die umliegende Bergwelt Graubündens. Davos, Laax, St. Moritz – der Kanton beherbergt wirklich viele tolle Spots und sie alle sind mehr oder weniger in Sichtweite. Lange Zeit, um das Panorama zu bewundern, bleibt aber nicht. Mein neues Material schreit danach, erste Lines durch das noch unverspurte Gelände zu ziehen. Auf geht’s – 225 Pistenkilometer plus der Playground links und rechts im Gelände wollen erkundet werden.
Jäger und Sammler
Gegen Mittag brennen die Beine. Zeit für eine Stärkung. Damals, vor 20 Jahren, nutzte ich mit Kumpel Phil immer die Gondelbahn Hörnli Express, um die Füße hoch zu legen und einen Happen zu essen. Heute gibt es nicht zuletzt auch dank des Zusammenschlusses der beiden Gebiete Arosa & Lenzerheide eine große Auswahl schöner Einkehr-Optionen entlang der Pisten. Wir entscheiden uns für die neu gebaute Motta Hütte – vielleicht das stylischste Restaurant am Berg. Moderne Architektur trifft hier auf traditionelle Materialien. Ob am Kamin oder draußen auf der Sonnenterasse, die italienisch inspirierten Leckereien lassen sich überall sehr entspannt genießen.
Eine weitere nicht weniger spannende gastronomische Alternative besuchen wir am nächsten Tag im Gebiet von Valbella / Val Sporz auf der anderen Seeseite von Lenzerheide. Die urige Alp Fops wird seit rund 140 Jahren betrieben – und die Speisekammer hat sich seitdem nicht wirklich verändert. Mit eingezogenem Kopf treten wir durch eine windschiefe Tür in das gemütliche Räumchen. An den Wänden hängen Kuhglocken, die Fensterläden quietschen und anstelle einer großen Speisekarte serviert Gian Malär neben heißen und kalten Getränken sein berühmtes Fopserbrettli oder die Tagessuppe. That’s it. Und das ist gut so. Denn wie haben wir schon im Revier Hotel festgestellt: weniger ist manchmal mehr! Älper Tradition und Gelassenheit pur.
Abseits der Pfade
Bei -10 Grad Celsius, Schneefall und eher bescheidener Sicht erkunden wir an unserem zweiten Tag im Revier die Westhänge des Gebiets Lenzerheide. Tim von der Skischule Nova & Swiss Snowboard School Primus zeigt uns die einsamen Waldabfahrten. Er kennt sie alle – die vielen versteckten Tiefschneevarianten, die uns weiter unten im Tal wieder zurück auf die Pisten führen. Bei solchen Bedingungen mit perfektem Powder wünschte ich, der Tag würde niemals enden – oder einfach früh am nächsten Morgen genauso weitergehen…
Eindeutig eine Lerche
Ihr denkt, wer um 5:45 Uhr aufsteht, um die ersten Turns zu machen, tickt nicht ganz richtig? Von wegen! Early Bird Skiing heißt dieses großartige Angebot in Lenzerheide – und es ist der Wahnsinn, eine echte Empfehlung. Auch wenn es (nicht nur Katharina, in diesem Fall auch mir) wirklich nicht leicht fällt, im dunklen das gemütliche Hotelbett zu verlassen und in den Postbus zu steigen: Der frühe Vogel wird belohnt! Um 6:30 Uhr sitzen wir im Stätzertäli Sessellift, um auf den anfangs noch beleuchteten Pisten erste Spuren auf perfekt präparierte Pisten zu ziehen. Ob die Stimmung in der Einsamkeit des Dämmerlichts oder die Stille des Sonnenaufgangs schöner ist, kann ich gar nicht sagen. So ein eiskalter Wintermorgen am Gipfel ist in jedem Fall etwas ganz besonderes. Bis 9 Uhr gehört der Hang nur uns allein. Als die Eulen später den Berg stürmen, stärken wir uns mit einem fetten Grinsen im Gesicht beim Frühstück in der Alp Stätz.
Alle Langschläfer unter euch kann ich beruhigen: Auch ihr werdet in Lenzerheide auf eure Kosten kommen, egal ob tagsüber oder beim spaßigen Nachtskifahren mit Einkehrschwung (kombiniert mit einem Käsefondue auf der Hütte übrigens eine ziemlich runde Sache – mein Käse-Bauch bestätigt das).
Drei tolle Tage in Lenzerheide liegen hinter uns. Erschöpft, müde und sehr glücklich brechen wir schweren Herzens auf und ziehen weiter… Auf zum nächsten Abenteuer!
Hinweis: Dieser Artikel beruht auf einer Einladung durch den lokalen Tourismusverband. Er spiegelt aber uneingeschränkt die Meinung der Autoren wieder.
Mehr Infos zum Skigebiet Lenzerheide Arosa findet ihr hier: www.lenzerheide.com
Weitere Informationen zum Kanton Graubünden: www.graubuenden.ch