Meraner Höhenweg – reloaded
Wir steigen aus dem Auto und hören schon von weitem die Kuhglocken läuten. Die Luft ist mild, aus dem nahe gelegenen Stall duftet es nach Heu. Wir sind zurück, welch schönes Gefühl! Ein Treffen mit vertrauten Pfaden.
Der Weg ist das Ziel – nirgendwo sonst sind diese Worte wahrer, als unterwegs auf dem Meraner Höhenweg. Etwas über zwei Jahre ist es her, dass wir uns in Kooperation mit dem Tourismusverband Meraner Land auf eine der schönsten Wanderungen Südtirols begeben durften. Damals waren wir drei Tage unterwegs auf den südlichen Etappen des Alta Via di Merano – von Dorf Tirol durch das Schnalstal bis zur Mitterkaser Alm. Und diesen Sommer wollen wir die Runde endlich beenden…
Ein Ende kann ein Anfang sein
Wir starten exakt dort, wo wir unsere Tour damals beenden mussten. Mit leichtem Gepäck, geschnürten Wanderstiefeln und voller Vorfreude führt uns die erste kurze Wanderung des Tages bei strahlendem Sonnenschein hinein ins Pfossental. Ziel ist die Rableid Alm am Fuße der mächtigen Gipfel der Texelgruppe. Gut, dass es heute nur rund zwei Stunden Fußmarsch zu bewältigen gilt, denn der morgige Aufstieg zum Eisjöchl Pass wird anstrengend werden. Für den Moment genießen wir einfach nur die vertraute Idylle Südtirols. Und das Beste: es gibt kein Handynetz – von 100 auf 0 in nur wenigen Kilometern.
Gipfeltag
Nach einer ruhigen Nacht und einem zünftigen Frühstück geht das Abenteuer Meraner Höhenweg dann endlich richtig los für uns. Erst einmal liegen knapp 900 Meter Aufstieg und vier Stunden Gehzeit bis zum Eisjöchl auf rund 2.895 Metern vor uns. Am späten Vormittag wollen wir den Pass queren und den Blick auf die Dreitausender um uns herum genießen, bevor wir uns am Nachmittag an den Abstieg ins Passeiertal machen – gute 1.200 Meter über steile Pfade hinab bis nach Pfelders. Henryk wappnet sich stilecht für die Herausforderung mit einem selbstgeschnitzten Wanderstab.
Die Etappe vom Pfossen- ins Passeiertal über das Eisjöchl ist für uns der mit Abstand schönste Abschnitt des Meraner Höhenwegs. Anspruchsvoll, abwechslungsreich und vor allem atemberaubend. Der Moment, indem wir den Pass erreichen und die Stettiner Hütte gleich unterhalb des Gipfels vor uns auftaucht – einfach nur großartig. Eine Lawine hat vor einigen Jahren die Hütte fast vollständig zerstört. Heute ist sie für Tagesgäste wieder geöffnet und auch einige Zelte stehen als Notunterkunft bereit. Am Horizont erstreckt sich die unendlich Weite des Passeiertals. Einfach nur traumhaft!
Darf’s ein wenig mehr sein?
Wir sind zügig unterwegs an diesem Tag – obwohl der Weg Nr. 24 talwärts ordentlich steil ist und uns zeitweise ein wenig ausbremst. Jedoch, am frühen Nachmittag erreichen wir schließlich die Lazinser Alm am Eingang des Tals und belohnen uns erst einmal mit einem kühlen Radler und einem frisch gebackenen Apfelstrudel. Vielleicht liegt es an dieser Stärkung, vielleicht auch einfach an den Glücksgefühlen, die uns durchströmen zurück auf dem Meraner Höhenweg – wir entschließen uns in jedem Fall zu einer Extrarunde, verlassen den Weg Nr. 24 und biegen ab auf den Panoramaweg – weitere 400 Höhenmeter bis zur Faltschnalalm und weiter bis zur Bergstation des Sessellift von Pfelders und dann nur noch hinab ins Dorf und zu unserem Hotel, die Residence Panorama. Rund drei Stunden länger sind wir durch den selbstgewählten Umweg unterwegs – aber jeder Meter hat sich gelohnt.
Bis zur Unendlichkeit – und noch viel weiter…
Der lange Tag und die vielen Höhenmeter fordern am nächsten Morgen ihren Tribut. Die Waden zwicken, der Rucksack fühlt sich an, als hätten sich über Nacht ein paar extra Kilos ins Reisegepäck geschummelt. Aber es alles hilft nichts, ein letzter starker Kaffee, dann geht es weiter für uns. Dabei ist die Etappe nach Sankt Martin ausgerechnet die längste auf unserer Route – stolze 23 Kilometer und weitere sieben bis acht Stunden Gehzeit liegen vor uns. Als wir am frühen Nachmittag rasten im Christlhof, sind wir schon ordentlich erschöpft – dabei liegt die größte Herausforderung noch vor uns: Der Aufstieg nach Magdfeld. Auf rund drei Kilometern geht es Meter für Meter steil bergauf. Der Schweiß läuft in Strömen, jeder Schritt schmerzt. Entschädigt werden wir dafür von weiteren wunderbaren Ausblicken und vielen lächelnden Gesichtern, die uns unterwegs freundlich grüßend begegnen.
Herz verloren, Herzen verschenkt
Kann das wahr sein? Schon ist der letzte Tag angebrochen – die letzte Etappe auf dem Meraner Höhenweg führt uns zurück nach Dorf Tirol. Am Ausstieg der Hochmuth Seilbahn hat vor rund zwei Jahren alles begonnen. Die Beine sind wieder deutlich leichter, dafür ist das Herz ein wenig schwer. Passend zu unserer leicht wehmütigen Stimmung hängen graue Wolken über dem Passeiertal – der Himmel weint. Eine wunderbare Reise geht zu Ende. Trotz der widrigen Bedingungen genießen wir diese letzten Stunden. Kaum ein Wanderer ist unterwegs, wir sind allein – mit unseren Gedanken, unseren Gefühlen. Allein mit dem Weg. Nach einigen Stunden: vertraute Ausblicke. Das Ziel vor Augen verlangsamen wir unser Tempo. Wir beide spüren, eigentlich wollen wir gar nicht, dass es nun vorbei ist. Ein Kreis schließt sich und die Tour ist beendet – aber was kommt dann?
Am Abend sitzen wir frisch geduscht bei einem leckeren Menü im luxuriösen Ambiente des vier Sterne Hotels Johannis. Nach der Anstrengung der letzten Tage genießen wir jetzt den Komfort und freuen uns schon auf das frische, weiche Bett. Inzwischen ist die Wehmut einer guten Portion Stolz und Euphorie gewichen. Wir haben es geschafft! Und das Beste – wir haben auch schon ganz viele Ideen für die nächsten Touren im Meraner Land. Denn schließlich waren wir noch nicht bei den Spronser Seen, oder auf der Hohen Wilden, oder oder oder…
Wir bedanken uns bei Tourismusverband Meraner Land für die Möglichkeit, den Meraner Höhenweg erneut zu entdecken. Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation. Er spiegelt jedoch uneingeschränkt die Meinung und Eindrücke der Autoren wieder.
herr stiller
schrieb amAww, sehr schön. Bin vorletzte Woche auch ein Stück auf dem Meraner Höhenweg gewandert und habe schon Lust auf mehr. Mal schauen, was so in ein, zwei Jahren geht. 🙂
Katharina
schrieb amWie toll! Dann solltest du auf jeden Fall noch mal weiter wandern. Für uns hatte jede Etappe einen ganz eigenen Charme. Aber lass dir ruhig Zeit, diesen Weg darf man auch genießen. Eile mit Weile, oder wie heißt das so schön! Viel Spaß beim nächsten Mal!
Hans-André
schrieb amSchöner Bericht und wunderbare Fotos. Wir haben den Meraner Höhenweg ebenfalls dieses Jahr gemacht, nachdem meine Frau 2004 mit Hans Kammerlander 24 Stunden auf dem Weg gegangen war. Es war eine herrliche Woche. Jeden Tag Sonnenschein. Wir haben viele nette und aufmerksame Menschen getroffen und überall sehr gute Quartiere gefunden. Es lohnt sich und ist empfehlenswert. Aber es ist kein Spaziergang, daher ist eine gewisse Fitness notwendig. Herzlichen Dank an die Ehrenamtlichen, die diesen und alle anderen Wanderwege in so einem guten Zustand erhalten. Danke! – Wir sind seit über 23 Jahren Gäste im schönen Südtirol.
Katharina
schrieb amDas können wir nur unterstreichen! Wir sind sicher auch nicht zum letzten Mal dort gewesen!
Monika Pfandl
schrieb amIch kenne nur ein kleines Stück vom Meraner Höhenweg, aber es war ein wunderschönes Erlebnis!
Katharina
schrieb amLiebe Monika, wie toll, welchen Abschnitt bist du gegangen? Wir können wir dir wirklich nur ans Herz legen, auch einmal den ganzen Weg zu wandern – eine unfassbar schöne Tour! Liebe Grüße, Katharina