Alta Via di Merano
Südtirol – das klingt nach Sommer, Sonne und Dolce Vita. Faszinierende Berge, malerische Dörfer, wahnsinnig gutes Essen und eine ordentliche Portion italienischen Lebensgefühls.
Bei einem Skitrip am Sella-Massiv im letzten Winter konnten wir bereits einen ersten Eindruck von der Region gewinnen. Fazit: Grandios! Nun folgte der sommerliche Teil zwei der Exkursion: OUT OF OFFICE unterwegs im Meraner Land. Oder genauer gesagt drei Tage Wandern auf dem Alta Via di Merano, dem Meraner Höhenweg. Nachmachen erwünscht!
Der Weg ist das Ziel
Knapp 30 Grad, Sonnenschein und keine Termine – so lässt es sich leben … Und wandern. Schnell noch einige Fotos von Panorama Terrasse der Hochmuth-Bergstation gemacht, dann kann es endlich losgehen. Treppauf, Treppab, vorbei an kleinen Almen und einladenden Bänken führt der Weg an steil abfallenden Hängen und blühenden Wiesen entlang. Wir staunen, genießen, sind beschwingt und einfach nur glücklich, an diesem schönen Ort zu sein.
Unseren ersten Tag auf dem Meraner Höhenweg gehen wir entspannt an. Zur Unterkunft sind es nur rund 10 Kilometer. Es bleibt ausreichend Zeit zum Verweilen – oder auch für den ein oder anderen ungeplanten Abstecher. Ein unscheinbarer, handgeschriebener Zettel an einer Gabelung weist auf die Kuhalm und “selbstgemachten Käse” hin. Der Pfad durch den Wald führt steil bergauf. Da wir ausreichend Zeit haben und das Energie-Level noch recht hoch ist, biegen wir kurzerhand ab. Als wir nach einer guten halben Stunde schweißgebadet auf der Alm ankommen, lernen wir Bergbauer Adolf und seine Haflinger-Herde kennen – und selbstverständlich auch den angepriesenen selbstgemachten Käse und geräucherten Speck. Hier oben gibt es nichts außer Kuhglocken, leises Schnauben der Pferde, das Summen der Fliegen und das Gezwitscher der Vögel. Herrlich und ehrlich! Ein wirklich lohnenswerter Abstecher. Wir lernen, dass der Meraner Höhenweg mehr zu bieten hat als die schöne Naturkulisse. Der Weg lebt vor allem von diesen vielen kleinen Begegnungen, die wir unterwegs machen werden.
Begegnungen am Wegesrand
Das schönste am Wandern ist die Gelassenheit, die sich mit der Zeit einstellt und die alle Wanderer miteinander verbindet. Während auf den Straßen daheim vor allem gehetzt und gehupt wird, begegnet man sich auf dem gemeinsamen Weg stets freundlich und findet auch Zeit für einen Plausch. Mitunter trifft man sich sogar immer wieder – zumindest, wenn man in der gleichen Richtung unterwegs ist. Wir lachen herzhaft, als wir und andere Wanderer von einem Rasensprenger überrascht werden, tauschen uns mit einem sportlichen Triathleten-Paar über ferne Reisen aus, laufen ein Stückchen gemeinsam mit zwei jungen Studenten und verbringen schließlich alle zusammen die Mittagspause auf der Sonnenterasse. Vielleicht liegt es an der allgemeinen Urlaubs-Leichtigkeit, vielleicht aber auch an der Gastfreundschaft der Südtiroler und der Gemütlichkeit, die von den kleinen Hofschaften entlang des Meraner Höhenwegs ausgehen. In jedem Fall wandern wir stets mit einem Lächeln im Gesicht – selbst wenn das durchaus auch anspruchsvolle Gelände und die sommerlichen Temperaturen uns ordentlich ins Schwitzen bringen.
Die Zeit steht still
Auf dem Weg ticken die Uhren anders – nicht nur für uns Wanderer. Man befindet sich quasi in einem Zeit-Vakuum. Habt ihr schon einmal in einem über 200 Jahre alten Bauernhof übernachtet? Falls, nein solltet ihr das unbedingt einmal machen. Der Montferthof war unsere Herberge in der zweiten Nacht. Wanderer schlafen hier mit der Bauern-Familie gemeinsam unter einem Dach. Die schweren Holzbalken knirschen andächtig, alles ist irgendwie eng, verwinkelt und ein bisschen mysteriös. Die jüngsten Kinder der Familie toben um uns herum und irgendwie verwundert es nicht, dass der 12-jährige Sohn bereits allein den Trecker samt Hänger rückwärts die Einfahrt hinunter steuert. Das Gemüse zum Abendessen kommt aus dem eigenen Garten, das Fleisch aus eigener Schlachtung, selbst die Kamille für den Tee wird hier noch selbst gepflückt und getrocknet. Alles frisch, alles Bio – da braucht’s auch kein Alnatura Signet.
Südtiroler Köstlichkeiten
Wo wir gerade schon beim Essen sind… Wer viel wandert muss sich auch ausreichend stärken! Dem Wanderer bleibt die Qual der Wahl, bei welcher der vielen einladenden Almen er am liebsten unter Sonnenschirmen pausiert. Das lokale Forst Bier ist übrigens herrlich erfrischend, wird aber locker von selbst gemachtem Apfelsaft, Holunderschorle, frischer Buttermilch oder einem Glas Meraner Weißburgunder getoppt. Noch verlockender sind die Südtiroler Speisen. Von Knödel zu Knödel schlemmen wir uns den Weg entlang. Besonders spannend (und lecker) ist ein Projekt der Foodie Factory, der “Genusswerkstatt” im Meraner Land: Sternekoch Jörg Trafoie hat zwei besondere Gerichte entwickelt, die von Almwirtin Fany Rainer auf der Mitterkaser Alm im Pfossental nachgekocht werden. Wir durften das Ergebnis selbst kosten und können bestätigen, dass die Kräuterknödel auf Brennnesselcreme mit gerösteten Speckstreifen in jedem Fall Sterne-Niveau haben. Und zum Abschluss ein kleiner Kaiserschmarrn mit hausgemachten Marillen-Kompott!
Abschied mit Wehmut
Nach drei Tagen verlassen wir im Pfossental den Meraner Höhenweg. Wir haben knapp die Hälfte der Strecke zurückgelegt – hinter dem Tal beginnt der Einstieg ins Hochgebirge. Der Abschied fällt nicht leicht, denn wir haben jeden Schritt genossen und würden zu gerne weiter laufen und die Aussicht vom Eisjöchl auf 2.895 Metern genießen. Wir wollen mehr – mehr sehen von der Region, mehr Menschen treffen unterwegs, mehr Köstlichkeiten naschen… Das schöne am Meraner Höhenweg ist, dass man ihn auch im Spätsommer und Herbst noch sehr gut laufen kann. Fest steht, die zweite Hälfte werden wir auch noch in Angriff nehmen. Vielleicht sogar schon schneller als gedacht!
Kurz und Knapp – die Tour zum Nachwandern
Der Meraner Höhenweg verbindet auf einem rund 100 km langen Rundweg Täler, Höfe, Ansässige und Touristen miteinander. Zugegeben, die gesamte Strecke in drei Tagen zu schaffen wäre schon sehr sportlich, daher haben wir unsere Zeit lieber dem Genuss als dem Ehrgeiz gewidmet und nur einen Teilabschnitt auf der Südseite erkundet. Für den gesamten Weg sollte man sechs bis sieben Tage einplanen.
Der Ausgangsort: Dorf Tirol
Wer einen guten Einstieg in den Meraner Höhenweg sucht, dem sei Dorf Tirol, oberhalb von Meran, ans Herz gelegt. Von dort führt die Hochmuthgondel hinauf zum Wanderweg (wir sparten uns also die ersten schweißtreibenden 1,5 Stunden Aufstieg. Übernachtet haben wir im Hotel Patrizia, einer wunderschönen Herberge, wenige Gehminuten von der Gondelstation entfernt. Hier kann man es sich vor der Wanderung noch einmal am Pool gut gehen lassen, auf der Restaurant-Terrasse das Panorama und ein ausgezeichnetes Dinner genießen und sich einfach wohl und willkommen fühlen.
1. Teilstrecke: Hochmuth – Schutzhütte Nasereit
Von der Gondelstation der Hochmuthbahn geht es in rund 2,5 Stunden bis zum Hochganghaus – schöner Stopp für eine Mittagsrast. Unterwegs kann man einen Abstecher zur Kuhalm machen (eine Stunde zusätzlich einplanen). Am Nachmittag wandert man noch ein einmal 2,5 Stunden bis zur Schutzhütte Nasereit. Wer noch weiter will kann auch im Giggelberg Haus übernachten (weitere 1,5 Stunden Gehzeit).
2. Teilstrecke: Nasereithütte – Katharinaberg
Die Etappe beginnt recht sanft, wird aber schnell anspruchsvoller. Nach einem Kaffee im Hofschank Pirchhof nach ca. 1,5 Stunden Marsch müssen mehrere Rinnen durchwandert werden, die z.T. über Naturstufen und befestigte Treppen gemeistert werden. Nach drei Stunden Auf und Ab ist die Rast im Gasthaus Lint umso schöner. Nun sind es noch rund 2,5 Stunden, vorbei am kleinen Dorf Katharinaberg, bis zum Montferthof.
3. Teilstrecke: Montferthof – Mitterkaser Alm
Bis zur Mitterkaser Alm im Pfossener Tal sind es rund 3,5 Stunden Marsch. Dort kann man wunderbar eine letzte Mittagsrast machen, bevor man entweder dem Weg weiter folgt Richtung Eishof – oder wie wir umkehrt und den kurzen Fußweg zur Vorderkaser Alm antritt, um von dort ins Tal zu wandern (Wanderbushaltestelle) oder ab dem Parkplatz der Vorderkaser Alm einen privaten Wander-Shuttle zu rufen.
Wir bedanken uns bei der Marketinggesellschaft Meran für die Unterstützung bei Planung und Umsetzung des Trips. Weitere Informationen unter: www.meranerland.com. Der direkte Link zum Höhenweg: hier
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