Escape the city – outside Barcelona
Barcelona ist der Klassiker unter den Wochenendtrips. Schnell zu erreichen, viele Unterkünfte, nicht zu teuer – aber vor allem: tolles Flair, leckeres Essen und Sonne satt! Dass Barcelona dabei alles andere als ein Hidden Spot ist, bekommen wir bereits am Freitag früh um 6.20 Uhr in Schönefeld zu spüren,
als gleich drei Gruppen mit wild gewordenen Junggesellinnen hinter uns in den Flieger stürmen. Oh weh, das kann ja heiter werden…
Als wir dann später am Tag über die Ramblas in Richtung Hafen schlendern, sind sie allgegenwärtig: Männer und Frauen zwischen Mitte 20 und Mitte 30, die Hauptperson in einem eher unschön anmutenden Kostüm – und die vermeintlich besten Freunde machen sich einen Spaß daraus, den zukünftigen Bräutigam oder die holde Braut zum Deppen zu machen. Im Gepäck: Eine ordentliche Portion Feierwut!
ESCAPE TO EL BORN!
Wir biegen kurzerhand ab und “flüchten” in das wunderschöne Viertel El Born. Machen wir uns nichts vor, auch hierher verirrt sich das ein oder andere Partytrüppchen – aber im wesentlichen gehört das Labyrinth aus tausenden kleinen Gassen zwischen der Via Laietana und dem Parc de la Ciutadella den Kreativen der Stadt. Schnell verlieren wir uns in den Straßen, lassen uns von Künstler Maxó Rennella in seiner Galerie die neuesten Werke erklären, erfreuen uns an den bunten PopArt entlang des Gehwegs, shoppen ein paar handgemachte Espadrilles und entdecken den Mercat del Born. Das Kulturzentrum hat erst 2013 seine Tore geöffnet und beleuchtet die Marktkultur von Barcelona.
El Born lohnt sich natürlich auch abends – unzählige kleine Bars laden ein auf ein, zwei, drei Drinks. Und natürlich gibt es ganz fantastische kleine Tapas-Lokale. Das beste davon ist (nach unserem Geschmack) die kleine Bar del Pla mit ganz außergewöhnlichen aber niemals abgehobenen Kreationen. Wir schauen gar nicht erst auf die Karte, sondern bitten einfach den Chef, uns eine Auswahl seiner Favoriten zusammenzustellen – wir werden nicht enttäuscht. In der Bar del Pla sollte man übrigens immer vorher reservieren!
HOME OF THE GAMBAS!
Barcelona ist unter anderem deshalb so reizvoll, weil die Metropole nicht nur am Meer liegt, sondern vor allem auch einen nicht zu verachtenden Stadtstrand zu bieten hat. Inklusive Promenade. Da wir über kurz oder lang ohnehin nicht allen Junggesellen-Abschieden entkommen können, entscheiden wir uns schlussendlich doch für Frontalangriff und machen es uns gemütlich in einem kleinen Strandcafé mit direktem Blick auf die Playa. Die Party-Gangs ziehen in regelmäßigem Zyklus an uns vorüber und wir können ihnen belustigt dabei zusehen, wie sie sich in der prallen Sonne einen ordentlichen Brand wegholen. Sonnenbrand, wohlgemerkt. Unser spanischer Freund Carlos, den wir später treffen, verrät uns, dass die Touristen mit rotem Kopf-Schulter-Nackenbereich von den Einheimischen liebevoll “Gambas” genannt werden. Wir können uns ein hämisches Grinsen nicht verkneifen…
RAUS AUS DER STADT, HINEIN INS ABENTEUER
Da wir mit Carlos einen echten Local und Kenner der Region an unserer Seite wissen, geben wir unsere weitere Wochenendplanung vertrauensvoll in seine Hände. Barcelona ist uns schon von früheren Besuchen ein wenig vertraut, die üblichen Sightseeing-Spots können wir also getrost von der Liste der Must-Sees streichen. Also lädt Carlos uns ein ins hügelige, katalanische Hinterland. Rund 40 Kilometer nordwestlich von Barcelona erhebt sich das Sandsteingebirge von Montserrat. Ein Eldorado zum Wandern und Klettern. Wer es gemütlicher angehen will, kann vom Dorf Monistrol aus mit einer altertümlichen Zahnradbahn den Berg erklimmen. Wir aber folgen dem frühen Vogel und machen uns in der Morgendämmerung gemeinsam mit Carlos und Sportskanone Adolpho zu Fuß auf den Weg zum Gipfel. Auf über 700 Metern thront hoch oben am Horizont das imposante Benediktinerkloster Santa Maria di Montserrat, das Jahr für Jahr von tausenden Wallfahrern besucht wird. Allein, um diesen Besucherströmen zu entgehen, lohnt es sich wirklich, bereits früh am Morgen aufzubrechen, um die Bergwelt und das Kloster noch ein wenig für sich allein zu haben.
WELCHEN UMWEG NEHMEN WIR JETZT?
Das eigentliche Abenteuer beginnt erst, wenn man das Kloster von Montserrat hinter sich zurück lässt, denn im Gebirge gibt es unzählige Wanderwege. Wir entscheiden uns für einen (vermeintlich) kurzen Rundweg zu einer Einsiedlerhöhle. Wie sich herausstellt sind manche Wanderwege noch kleiner und versteckter als wir dachten. Schnell merken wir, dass wir unsere geplante Route an irgendeiner Kreuzung anscheinend verlassen haben. Aber da das Wetter angenehm warm und der Tag noch jung ist machen wir uns nichts draus und laufen weiter – immer der Nase nach.
Nach weiteren drei Stunden und ersten Anzeichen von Müdigkeit und Erschöpfung fragen wir uns allerdings doch, warum der Trampelpfad, dem wir folgen, eigentlich permanent weiter bergauf führt. Sollten wir nicht langsam wieder hinabsteigen Richtung Kloster? Um uns herum erheben sich die massiven, kegelförmigen Gipfel, rechts und links geht es steil hinab ins Tal. Die Fernsicht ist grandios – nur die Einsiedlerhöhle ist nirgendwo zu sehen… Nach gefühlt weiteren 150 Umwegen und der ein oder anderen Bergkuppe, die wir tapfer überqueren, erreichen wir schließlich eine kleine Kapelle, die zu einem Refugio umgebaut wurde und in der die vielen Kletterer, die hier in der Region unterwegs sind, ihr Material lagern. Und nicht weit davon entfernt erreichen wir dann endlich doch noch die kleine Höhle, in der ein Eremit vor vielen hundert Jahren gelebt hat, um Gott näher zu sein. Äußerst zufrieden steigen wir hinab zum Kloster. Und wieder einmal wird uns bewusst: Manchmal sind Umwege die schönsten Wege, weil sie sich so unerwartet vor uns auftun…
PROMENADENMISCHUNG
Neuer Tag, neuer Ausflug! Diesmal verlassen wir Barcelona in südlicher Richtung. Heute wollen wir die müden Beinchen ein wenig schonen und einfach nur die Sonne genießen. Schließlich ist Sonntag! Das bedeutet für uns allerdings auch, dass wir am späten Nachmittag bereits wieder gen Heimat aufbrechen. Wir beschließen, nach Sitges zu fahren. Das Städtchen liegt nur rund 20 Minuten mit dem Auto (oder Zug) vom Flughafen Barcelona entfernt, so dass wir ausreichend Zeit haben, den Strand und das trubelige Treiben in Sitges zu genießen.
Der Ort ist bekannt für seine Kirche mit Meerblick. Wir flanieren die Promenade entlang auf sie zu, schauen den knackigen Spaniern beim Strandball spielen zu, schlürfen Kaffee in einer Bar – und merken einmal mehr, wie nett das Leben im warmen Süden ist. Auch die Spanier um uns herum scheinen sich ihres Glückes sehr bewusst. Die meisten verbringen den freien Tag hier gemeinsam mit ihrer ganzen Familie. Kinder kreischen, Teenager halten Händchen, die Älteren lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen… Und das Beste: Kein Junggesellenabschied weit und breit!
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Carlos bedanken, der uns “sein” Barcelona gezeigt hat – das gar nicht in der Stadt selbst lag, sondern vielmehr um Barcelona herum, inklusive Tapas und Cervezas auf dem Balkon. Danke, dass du so tapfer die vielen Kilometer mit uns gewandert bist durch das Montserrat Massiv und unseren “Navigationskünsten” vertraut hast, obwohl wir uns offensichtlich verlaufen hatten. Und muchas gracias für die lustigen Biere auf dem Balkon und das gemütliche Heim in Sant Andreu! Hasta luego amigo – in Berlin oder Barca!