Ahoj Prag – ein Wochenende an der Moldau
Die Sonne meint es gut an diesem Mai Wochenende. Milde Temperaturen und blauer Himmel. Optimale Voraussetzungen also für einen 72-Stunden-Kurztrip nach… Prag.
Ich hatte immer eine recht klare Vorstellung von Prag. Schließlich war ich ja auch schon mal dort: Nass und kalt, überfüllt und überteuert. Allerdings liegt mein erster und bis dahin letzter Besuch in der tschechischen Moldau-Metropole bestimmt schon 20 (!) Jahre zurück. Kurz zucke ich zusammen, als ich darüber nachdenke. Wirklich schon so lange her? Höchste Zeit, Prag noch einmal eine zweite Chance zu geben. Und – wer hätte das gedacht – natürlich hat sich seitdem so einiges geändert.
Das Schöne liegt so nah
Die erste Überraschung erlebe ich bereits, bevor ich überhaupt tschechischen Boden betrete. „Nur gute vier Stunden?“, wundere ich mich, als ich mein Zugticket in der Hand halte. Das dauert nicht länger, als wenn ich die Familie in NRW mit dem Zug besuche. Mir war tatsächlich nicht bewusst, dass die Verbindung Berlin-Prag mit der Bahn so komfortabel und schnell ist. Und dann entpuppt sich die Zugfahrt auch noch als ziemlich sehenswert. Hinter Dresden führen die Gleise eine ganze Weile entlang der Elbe, mitten durch die wunderschöne Sächsische Schweiz (mehr Eindrücke von der Region findet ihr in diesem älteren Artikel). Sogar die berühmte Basteibrücke entdecke ich auf einem Höhenkamm. Das nenne ich mal einen eindrucksvollen Auftakt zum Wochenende.
Als ich spät am Abend in Prag ankomme, ist es bereits dunkel. Also springe ich nur schnell ins Taxi und fahre gleich zum Hotel nahe der Prager Burg. Als ich dann am nächsten Morgen die Vorhänge in meinem Zimmer aufziehe und die Umgebung zum ersten Mal bei Tageslicht betrachte, staune ich nicht schlecht. Statt Großstadtlärm und Touri-Trubel, blicke ich in eine grüne Parklandschaft, Vögel zwitschern und die Kirchenglocken läuten und rufen mich zum Frühstück.
Im Sonnenschein genieße ich den Kaffee auf der Terrasse mache mir in Ruhe ein Bild davon, wo genau ich nun gelandet bin. Das zauberhafte Lindner Hotel Prague Castle liegt nämlich wunderschön auf dem höchsten Berg von Prag, dem Petřín Hügel, am linken Ufer der Moldau, oberhalb der Altstadt. Das Läuten der Glocken, das mich heute morgen begrüßt hat, gehört übrigens zum Kloster Strahov, das gleich an das Hotel grenzt. Und wie das Kloster ist auch das Hotelgebäude ein historisches Juwel mit Jahrhunderte alten Mauern. Heute ist es eine gleichermaßen moderne wie komfortable Unterkunft – und der perfekte Ausgangsort für ausgedehnte Stadtspaziergänge. Und noch ein extra Tipp: Das BBQ-Menü am Abend auf der Terrasse ist der absolute Knaller!
Dass die Lage des Hotels direkt am Park wirklich ein riesen Vorteil ist, merke ich erst, als ich schließlich loslaufe in Richtung Altstadt. Fußläufig erreichbar liegen sowohl die Highlights des Petřín Hügels, wie beispielsweise der Petřín Turm (der höchste Aussichtspunkt der Stadt, der etwas an Pariser Eiffelturm in Kleinformat erinnert) mit der dazugehörigen Seilbahn, die bis ins Stadtzentrum fährt, und das angrenzende Restaurant Atelier Petřín. Aber auch das historische Zentrum an den Ufern der Moldau mit allen weiteren Sehenswürdigkeiten der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt ist es nicht wirklich weit. Volltreffer!
Der Petřín Hügel ist bei Einheimischen und Besuchern der Stadt zu Recht gleichermaßen beliebt: als Fotospot, zum Auftanken und Abschalten oder einfach zum Verweilen. Für mich ist er vor allem der perfekte Ausgangspunkt, um mich der Innenstadt durch die kleinen, gewundenen Gassen entlang der vielen historischen Plätze Schritt für Schritt weiter zu nähern.
Ich lasse mich treiben. Der Weg vom Petřín Hügel führt sanft bergab, vorbei am Loreto Kloster und der Burg mit seiner beeindruckenden Kathedrale, weiter und weiter in das Gewusel der Altstadt bis hinunter zum Wahrzeichen der Stadt: der Karlsbrücke.
In Prag springt einen die bewegte Vergangenheit mit jeder Hausfassade quasi direkt ins Gesicht. Es gibt viel zu Bestaunen, zu Betrachten und zu Verstehen. Was mich an Prag aber am meisten fasziniert sind die vielen großen und kleinen Kuriositäten, die sich unter das Historische mischen. Da ist zum Beispiel der kleine Marionettenladen, eingekesselt von zahlreichen Souverniershops, oder der Bäcker mit ausschließlich veganen Lebkuchen. Überall sieht man kleine Stände mit rotierenden Spießen, an denen sich wahlweise Trdelníks, süße zuckrige Teigspezialitäten, oder auch fettiges Grillgut um die Wette drehen. Vollkommen unscheinbar präsentiert sich daneben zwischen zwei Gebäuden die schmalste Gasse Prags und im Slivovitz Museum lockt das hochprozentige Nationalgetränk. Es gibt einfach überall etwas zu entdecken.
Obwohl ich in vielerlei Hinsicht positiv überrascht bin von diesem Prag zwanzig Jahre später – eine Erinnerung sehe ich auch bei diesem erneuten Besuch bestätigt: Die Stadt ist voll! Kulturinteressierte Touristen vermischen sich auf den Straßen mit lauten Jungesell*innen Abschieden, Gruppen auf Klassenfahrt und verliebt schlendernden Paaren. Wer dem Trubel zwischendrin entkommen will, der findet in den zahlreichen versteckten Gärten und Parks Zuflucht. Man muss lediglich die Tore und Türen finden, die zu den hinter dicken Mauern liegenden grünen Oasen führen, wie beispielsweise zum Garten des Wallenstein Palais oder in den Vojan-Park, in dem eine Schar wilder Pfauen lebt.
Aber ganz gleich, ob in den trubeligen Altstadtgassen oder in den etwas ruhigeren Grünanlagen, Prag ist eine fesselnde Metropole voller Kultur und Geschichte, die begeistert. Sich treiben lassen, auch mal zufällig um eine Ecke biegen und sehen, was dort wartet. Den Gerüchen und Geräuschen folgen, sich Mitreißen lassen und auch einfach Verweilen… Prag nimmt mich mit und ich bin jetzt schon überzeugt, dass dieses zweite „Date“ mit Prag sich gelohnt hat.
Da mein Hotel nun mal direkt an die historische Anlage des Kloster Strahov grenzt, liegt ein Besuch desselbigen irgendwie nahe. Es beherbergt die angeblich schönste Bibliothek Tschechiens und gilt mit ihren rund 200.000 Exemplaren zudem als die wertvollste und tatsächlich ist das, was man in den alten Mauern zu sehen bekommt, äußerst beeindruckend. Schon der barocke Theologiesaal mit seinen Deckenmalereien und der Sammlung historischer Globen ist absolut sehenswert. Wenn man dann aber den philosophischen Hauptsaal betritt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der klassizistische Raum mit eindrucksvollen Fresken erstreckt sich über die Höhe von zwei Stockwerken und es gibt sogar eine versteckte Wendeltreppe, um an die Bücher in den oberen Regalen zu gelangen.
Das Kloster Strahov ist natürlich nur eines von zahlreichen kulturellen Aushängeschildern der Stadt. Genausogut hätte ich mir einen ganzen Tag Zeit nehmen können für die Prager Burg oder auch, um die unzähligen Türmen der Stadt zu erklimmen. Doch die Zeit ist knapp an diesem Wochenende – und ich will schließlich neben dem altehrwürdigen Prag auch noch ein wenig das junge Prag erkunden…
Einen ersten Eindruck von Prags jüngerem Ich bekomme ich am Moldau Ufer, genauer gesagt in Karlín, einem Stadtviertel, das nach einer großen Flutkatastrophe Anfang der 2000er Jahre heute zu den angesagtesten Viertel der Metropole zählt. In den unzähligen Straßencafés, Yoga-Studios und Kunsträumen tummeln sich heute Hipster, Startup-Gründer*innen genauso wie junge Familien mit Kindern. Ich springe in Karlín auf eines der vielen Moldau-Schiffe und lasse mich bei einem Aperol Spritz noch einmal bis zur Karlsbrücke schippern. Im Wasser um mich herum treiben eine ganze Reihe Tretboote in den Sonnenuntergang. An den Ufern entspannen Freundes-Cliquen im Liegestuhl. Gelächter und Musik dringen zu mir an Deck. Es ist eine schöne, entspannte Atmosphäre, das Licht ist warm und weich und in der Ferne weht der zarte Duft der nahenden Samstagnacht heran.
Ich tauche ein in diese Nacht. Mein Weg führt mich weiter nach Smíchov, ebenfalls ein aufstrebendes Geschäfts- und Ausgehzentrum, in dem sich Büros und Medienhäuser die Straßen mit kreativen Quartieren in umgebauten Fabriken teilen. Es gibt zahlreiche Ausstellungen, Theater, Konzerträume und Food-Festivals.
Ein ganz besonderes Konzept finde ich im Manifesto Market Andel. Manifesto verbindet Esskultur mit besonderer Architektur und Events. Lokale Gastronomen bieten wie bei einem Food Market zahlreiche regionale und internationale Köstlichkeiten frisch zubereitet an. Die Gäste sitzen in einem Open-Air Bereich im industriellen Ambiente unter Lichterketten oder in der Pool Area, dazu werden ganz ausgezeichnete Drinks und Cocktails oder auch frisch gezapftes Bier (die alte Staropramen Brauerei liegt ebenfalls in Smíchov) serviert. Neben angesagten DJs, die regelmäßig auflegen, gibt es auch Stand Up Comedy Nights, Live Musik oder aber Familiennachmittage mit Kinderprogramm.
Übrigens, das Manifesto Konzept kommt bald auch nach Deutschland, genauer gesagt nach Berlin (wohin auch sonst). Voraussichtlich im Herbst 2022. Ob der Potsdamer Platz der richtige Standort ist, wage ich etwas zu bezweifeln. Dass das Manifesto aber ein Ort ist, der gut nach Berlin passt, ist jetzt schon gewiss.
Dieser Abend im Manifesto Andel ist in jedem Fall nicht nur kulinarisch ein echter Genuss, sondern vor allem ein wunderbarer Ausklang (im wahrsten Sinne des Wortes) für dieses zweite Mal in Prag. Viel länger als geplant haben wir zusammen gesessen, gequatscht, genascht und immer wieder angestoßen. Ein Hoch auf diese wunderschöne Stadt – schön, dass wir uns wiedergesehen haben. Und bis zum nächsten Mal lassen wir auch nicht wieder 20 Jahre vergehen…
Hinweis: Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Pressereise und auf Einladung von Lindner Hotels. Der Artikel spiegelt jedoch uneingeschränkt die Meinung und Eindrücke der Autoren wider.