Bakhmaro, Georgien 

Into the Pow – Catskiing in Georgien

13. April 2025

Ich sitze im Zug und lausche dem Gespräch meines Sitznachbarn. Offenbar ist er ebenfalls ein leidenschaftlicher Skifahrer – zumindest klagt er gerade darüber, dass der Winter in den Alpen eher enttäuschend war. Das Wetter? Ganz okay. Die Pisten? Nicht schlecht. Aber abseits der markierten Wege ist Schnee dieses Jahr Mangelware. Ich muss schmunzeln. Denn ich war diesen Winter in Georgien, genauer gesagt in Bakhmaro, und dort kann von Schneemangel definitiv keine Rede sein.

Wahrscheinlich fragt ihr euch jetzt: „WTF ist Bakhmaro?“ Die Frage ist berechtigt, denn dieses abgelegene Schneeloch findet man weder im ADAC Skiatlas noch auf den typischen Freeride-Radaren. Bakhmaro in Georgien ist ein echter Geheimtipp – zumindest noch. Denn das Skifahren in Georgien wird immer beliebter, die Infrastruktur entwickelt sich rasant und mittlerweile gibt es mehrere Anbieter für Catskiing-Abenteuer in Bakhmaro.

Von Massenbetrieb wie in den Alpen kann man hier allerdings noch lange nicht sprechen. Auf einer Fläche, die etwa der von Hochfügen im österreichischen Zillertal entspricht, tummeln sich in Bakhmaro maximal 100 Skifahrer – nicht 60.000. Und während im Schweizerischen Verbier nach vier Stunden jeder Hang zerpflügt ist, entdeckt man in Bakhmaro nach einer Woche noch unverspurte Tiefschneehänge.

Into the Pow – Catskiing in Georgien
Into the Pow – Catskiing in Georgien
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Into the Pow – Catskiing in Georgien
Into the Pow – Catskiing in Georgien

Mein Sitznachbar bringt es auf den Punkt: „So richtig viel Schnee gab’s in den Alpen mal wieder nicht.“ So habe ich es leider auch erlebt, und da ich als Familienvater aus Berlin nicht bei jedem Powder-Alert alles stehen und liegen lassen kann, nehme ich für etwas Planungs- & Schneesicherheit gern die lange Anreise in Kauf. Und mal ehrlich, sind wir nicht auch alle auf der Suche nach etwas Neuem, einem Hauch Abenteuer, nach neuen Eindrücken, unbekannten Geschmäckern und inspirierenden Begegnungen mit Locals und gleichgesinnten Skienthusiasten?

Vor drei Jahren war ich zum ersten Mal in Bakhmaro. Damals fiel so viel Schnee, dass morgens der Eingang zur Lodge mit einer Pistenraupe freigeschaufelt werden musste. Täglich kamen rund 100 cm Neuschnee dazu – so viel, dass das Skifahren nur noch in bestimmten Bereichen möglich war. Überhaupt erst einmal auf den Berg zu kommen, war zunächst gar nicht möglich. Dafür durfte ich die legendäre georgische Gastfreundschaft erleben, inklusive georgischem Wein und Tscha-Tscha. Aber das ist eine andere Geschichte…

Schon im November erreichten mich in diesem Winter die ersten Nachrichten: „Henryk, wir haben wieder einen weiteren Meter – und es schneit immer noch.“ Meine Vorfreude wuchs. Nicht nur, weil ich es kaum erwarten konnte, wieder auf Skiern zu stehen, sondern auch, weil mit unserer Reise die neue Riders Lodge Bakhmaro offiziell eröffnete. Mit uns als ersten Gästen.

Skifahren in Bakhmaro – kurz und knapp

Georgien liegt rund vier Flugstunden von Deutschland entfernt und wird z.B. von Memmingen im Allgäu aus angeflogen. Das Land besitzt zwei große Gebirgsketten: den Großen Kaukasus im Norden (an der Grenze zu Russland) und den Kleinen Kaukasus im Südwesten (mit Grenzen zur Türkei und Armenien). Hier, im kleinen Kaukasus, liegt Bakhmaro, rund 40 Kilometer vom Schwarzen Meer entfernt. Die feuchte Meeresluft sorgt für enorme Schneemengen. Ein Traum für Tiefschnee-Fans.

In Bakhmaro gibt es keine Lifte. Stattdessen dominiert das Catskiing – du wirst mit einer Pistenraupe (der Schneekatze) den Berg hinaufgefahren. Oben angekommen, kehrt die Cat direkt zurück zum Treffpunkt im Talkessel. Das bedeutet: keine langen Wartezeiten, keine kräftezehrenden Aufstiege, nur pure Tiefschnee-Action. Anders als beim Heli-Skiing kann die Cat auch bei Wind und Schneefall fahren. Downdays, also Tage, die man in der Lodge bleiben muss, sind in Bakhmaro entsprechend selten. Viele Runs führen durch bewaldetes Gelände, so genannte Treeruns, die auch bei schlechter Sicht beste Bedingungen bieten. Unterwegs ist man stets in Gruppen von sechs bis zehn Personen, immer begleitet von einem professionellen Guide. Neben einer guten Portion fahrerischen Können ist der sichere Umgang mit Lawinenausrüstung wie LVS-Gerät und Airbag Pflicht. Schließlich ist auch hier das Gelände alpin und im Ernstfall muss sich die Gruppe selbst helfen können.

Mit klassischen Skidestinationen wie Ischgl oder St. Anton ist Bakhmaro als Ort nicht zu vergleichen. Es gibt zwar einen kleinen Supermarkt, eine Apotheke, eine Kirche und ein Gemeindehaus – aber all das ist im Winter geschlossen. Kein Wunder, schließlich wird die Straße zum Ort nicht geräumt und ist nur mit schweren Kettenfahrzeugen befahrbar. Ohne die Wintersport-Gäste und das Lodge-Personal wäre das Dorf in den Wintermonaten wie ausgestorben. Genau das macht aber auch den Reiz aus: die Abgeschiedenheit, das Ursprüngliche und die Ruhe mitten in den Bergen.

EINE WOCHE K A I S E R W E T T E R
Into the Pow – Catskiing in Georgien

Unsere Woche in Bakhmaro war schlichtweg perfekt. Blauer Himmel, feinster Powder und ein Guide, der genauso heiß aufs Skifahren war, wie wir. Um 8:30 Uhr ging es jeden Morgen los, vor 17:00 Uhr kamen wir nie zurück zur Lodge. Hätte die Cat einen größeren Tank gehabt, wären wir wahrscheinlich bis zum Sonnenuntergang gefahren.
An unserem Fahrer Aslan lag es jedenfalls nicht, dass wir irgendwann Feierabend machen mussten. Unermüdlich und immer gut gelaunt brachte er uns zu allen Runs. Und für ein kaltes Feierabendbier bei der Heimfahrt sorgte er auch.

Abends saßen wir gemeinsam an der Feuerstelle vor der Lodge, sahen uns die Bilder des Tages an, schüttelten ungläubig den Kopf und klopften uns beglückt auf die Schultern. Stellt euch vor: Eine ganze Woche unterwegs, kaum eine Abfahrt doppelt gefahren – es sei denn, sie war so gut, dass alle „Noch mal!“ riefen. Am Schluss gab es trotzdem immer noch unzählige unberührte Hänge in Reichweite. Und… eine Woche keine einzige Wolke am Himmel. Unfuckingfassbar.

Into the Pow – Catskiing in Georgien
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Into the Pow – Catskiing in Georgien
GEMÜTLICHKEIT, KOMFORT UND G A S T F R E U N D S C H A F T
Into the Pow – Catskiing in Georgien

Die neue Lodge

Seit diesem Winter gibt es in Bakhmaro einen neuen „place to stay“: die Riders Lodge. Vor drei Jahren erzählte mir Barbara von ihrer Vision, zusammen mit zwei Georgiern ein eigenes Catskiing-Erlebnis mit neuer Lodge in enger Zusammenarbeit mit den Locals zu schaffen. Der eine georgische Partner, ein Cat-Driver und Chefmechaniker, der andere ein junger Unternehmer mit familiärem Landbesitz in Bakhmaro. Ihr gemeinsames Ziel: einen Ort zu schaffen, der Authentizität mit modernem Komfort vereint. Ein Ort, an dem sich Menschen begegnen, nicht nur wegen des Schnees, sondern auch wegen der Kultur und Atmosphäre. Ein Catski-Erlebnis, das besser ist als alles, was es bisher gibt.

Und nun steht sie: die Riders Lodge. Fast fertig, im Sommer kommt noch eine Etage mit Suiten und ein neues Dach dazu. Bisher kannte ich nur die Zeichnungen der Architekten oder Fotos von einer Baustelle. Doch jetzt ist das Haus ein echter Wohlfühlort. Die Zimmer duften nach frischem Holz, die Heizungen laufen, das Wasser ist warm, die Einrichtung stilvoll. Alles ist ziemlich perfekt. Selbst die Sauna ist pünktlich zur Anreise fertig geworden. Dass tagsüber noch an verschiedenen Ecken im Haus gearbeitet und optimiert wird, merken wir nicht.

Zurück vom Skifahren sind wir eigentlich nur kurz zum Duschen auf den Zimmern. Denn das wahre Herzstück des Hauses befindet sich im Erdgeschoss: der Wohn- und Essbereich mit Kamin, georgischen Klängen und Gelächter aus der Küche. Der Blick durch das große Panoramafenster auf das verschneite Dorf und die umliegenden Berge ist einfach magisch. Und immer wieder werden neue Köstlichkeiten aus der Küche serviert.

Man muss sich wirklich zusammenreißen vor und während des Essens. Zu häufig mache ich den Fehler, noch einen Nachschlag zu nehmen von Chatschapuri (ein eine Art überbackenes Käsebrot), Khinkali (georgische Dumplings) oder Schqmeruli (Milch-Knoblauch-Hähnchen). Das Problem: Greift man schon bei den Vorspeisen so zu, bleibt kaum Platz für die nachfolgenden Fleischgerichte, die gebratene Forelle oder die süßen Leckereien zum Nachtisch.

Into the Pow – Catskiing in Georgien
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Into the Pow – Catskiing in Georgien
Into the Pow – Catskiing in Georgien

Ich könnte jetzt noch ewig über die leckere Küche, die guten Rotweine oder die verschmusten Vierbeiner vor der Hütte sinnieren. Oder Geschichten erzählen von Kühen, die in Georgien auf dem Autobahn-Mittelstreifen grasen. Vielleicht schaut ihr aber einfach selbst mal in der Lodge vorbei und versinkt im fetten georgischen Powder. Wendet euch bei Fragen am besten direkt an Barbara von der Riders Lodge.

Into the Pow – Catskiing in Georgien

Ich bedanke mich bei meinen Mitreisenden für eine wunderbare Woche, bei Julian von der SnowAcademy für ein entspanntes Guiding, bei Rainer Rösch für dauerhaft gute Laune perfektes Blizzard Material, und und natürlich bei Zaza, Aslan, Barbara und Team für das Catskiing-Erlebnis in Georgien. Bis zum nächsten Winter!

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