Icefield Parkway – unterwegs auf der schönsten Straße Kanadas
Zarte Schneeflocken fallen vom Himmel. Eisige Gletscher, soweit das Auge reicht. Langsam verwandelt sich die goldene Herbstlandschaft in einen Wintertraum. Vor uns liegen über 200 Kilometer Panorama pur.
Teil 3: von Banff nach Jasper
Nach einer guten Woche on the road sind wir inzwischen ein gut eingespieltes Team in unserem Camper: Einweisen, Parken, Anschließen an Wasser und Strom, Einrichten für die Nacht, Kochen, und am Morgen wieder alles verstauen, bevor wir weiter fahren. Mikkel sitzt im Kindersitz auf der Rückbank und hört „Was ist Was“-Hörspiele. Er weiß inzwischen jede Menge über die lokale Tierwelt – von Orkas über Berglöwen bis zu Bären – und er wird nicht müde, dieses neu erworbene Wissen mit uns zu teilen. Wir Erwachsene sitzen vorne in der gemütlichen Fahrerkabine, lauschen seinen Erklärungen und lassen die fantastischen Landschaften an uns vorbeiziehen – staunen, gucken und weiter staunen…
Wie wir schon im ersten Teil unseres Roadtrips „From Rainforest to Rockies“ feststellen konnten, hat wirklich jeder Abschnitt dieser Reise seine ganz eigenen Highlights. Ist man aber unterwegs auf dem Icefield Parkway zwischen Banff und Jasper im kanadischen Bundesstaat Alberta, dann kann man wohl mit Fug und Recht sagen: Das ist wirklich ganz großes Kino!
Keine Frage, der Banff Nationalpark und der Icefield Parkway, der Banff mit Jasper verbindet, stehen wahrscheinlich bei jedem West-Kanada-Reisenden auf der „Must See“-Liste, egal ob man wie wir von Vancouver aus durch den Bundesstaat British Columbia reist oder ab Calgary beziehungsweise Edmonton in Alberta startet.
Auch wir können uns dem Zauber dieser einzigartigen Landschaft nicht entziehen. Jetzt im Herbst gefällt es uns fast noch besser als damals in Winter, als wir schon einmal zum Skifahren in der Region unterwegs waren.
In Banff und um Banff herum
Banff ist ein sehr entspannter Ort und dennoch belebter als die anderen kleinen Gemeinden in den Nationalparks. Die Hauptstraße führt wie eine Lebensader einmal quer durch die Stadt. An ihr spielt sich alles ab: Besucher finden hier Restaurants, Shops mit allen gängigen Outdoor-Marken, ein wenig kanadische Folklore – und egal in welche Richtung man blickt: ein beeindruckendes Bergpanorama.
Nachdem wir in den letzten Tagen in der Natur der Nationalparks eher abgeschieden unterwegs waren, tut es gut, mal wieder an der Zivilisation zu schnuppern und mit anderen Menschen unterwegs zu sein. Wir lassen uns vom Treiben anstecken und schlendern durch die Straßen.
Gut zu wissen: Der RV-Campground von Banff, Tunnel Mountain Village II, ist großzügig und voll ausgestattet. Der städtische Shuttlebus bringt uns kostenlos ins Stadtzentrum. Von dort aus kann man auch geführte Touren, z.B. in die Richtung Lake Louise und Moraine Lake buchen und den eigenen Wagen auf dem Campground stehen lassen. Tatsächlich ist es weitestgehend nicht erlaubt, mit dem privaten PKW oder Camper auf den Parkplätzen nahe den Seen zu parken, so dass eine gebuchte Tour in jedem Fall der komfortablere und Nerven schonendere Weg war, um die Highlights der Region zu besuchen. Man darf sich allerdings nicht der Illusion hingeben, dass man diese Orte dann für sich allein hat. Es waren wirklich sehr, sehr viele Tagesgäste mit uns unterwegs. Das war im Winter anders.
Nicht so stark frequentiert aber mindestens genauso schön: Eine Wanderung hinein in den Johnston Canyon bei Banff. Je nachdem, wie weit die Füße tragen (oder wie lange das Kind bei Laune ist), kann man zwischen einer und drei Stunden unterwegs sein. Je tiefer man sich hineinwagt in die Schlucht, desto mehr hat man die die Wasserfälle für sich allein. Dabei bleibt der Weg aber immer auf einfachem Niveau, also perfekt für Familien. Wir haben es immerhin bis zu den Upper Falls geschafft – und die extra Meile auch nicht bereut.
The one and only Icefield Parkway
Als wir am letzten Morgen in Banff aufwachen, staunen wir nicht schlecht – es hat geschneit über Nacht. Die Gipfel sind von einer feinen Puderzucker-Schicht bedeckt. Der Winter hat an die Tür geklopft. Und auch mein Herz klopft etwas lauter. Ausgerechnet heute wollen wir den Icefield Parkway nach Jasper fahren, eine der landschaftlich reizvollsten Straßen Kanadas, die uns noch einmal über einige Pässe in hohe Höhen führen wird. Haben wir überhaupt Winterreifen auf unserem Camper? Und wie wird die kommende Nacht, für die wir einen sehr einfachen Stellplatz mitten im Nirgendwo gebucht haben? Henryk ist die Ruhe selbst, das wird schon… Und er sollte Recht behalten!
Später lerne ich auch, wir haben Allwetter-Reifen – und die sind super zuverlässig…
Die rund 230 Kilometer auf dem Trans-Canada Highway, die den Banff Nationalpark mit dem Jasper Nationalpark verbinden sind in ihrer Schönheit kaum zu beschreiben. Nicht umsonst gehören beide Parks zum UNESCO Weltnaturerbe.
Gletscherbedeckte Gipfel reihen sich aneinander und werden immer wieder von glasklaren Gletscherseen unterbrochen. Und das Beste, mit jedem Kilometer, den man sich von Banff entfernt, taucht man wieder ein in die Weite und Einsamkeit dieses Landes. Keine Reisebusse mehr, keine Tagestouristen – nur noch die stille Natur, unsere kleine Familie und der leichte Schneefall, als wir am Ufer des Bow Lake Pause machen…
Das Columbia Icefield
Und wenn man denkt, es geht nicht besser, dann taucht hinter dem Sunwapta Pass plötzlich der Athabaskar Gletscher und das Columbia Eisfeld auf, das der Straße ihren Namen gibt. Eine massive, weiße Wand – die größte Eisfläche südlich des Polarkreises. Aus der Ferne betrachtet ist es fast beeindruckender als aus der Nähe, dennoch lassen wir es uns nicht nehmen, dem Eisfeld ganz nah zu sein. Wir buchen eine Tour auf den Gletscher, dazu wurden spezielle Transporter mit riesigen Reifen gebaut, die dem empfindlichen Ökosystems des Gletschers nicht schaden und in dem Terrain zurechtkommen. Die wackelige Fahrt bis zum Schneefeld ist ein ziemlicher Spaß und gleichzeitig lernt man noch eine Menge über die Entstehung der Gletscher und wie wichtig das Eisfeld für die Trinkwasserversorgung in Kanada ist.
Und dann stehen wir plötzlich da, auf einem jahrhundertealten Eis-Riesen.
Man sollte sich schon etwas Zeit nehmen für die Fahrt auf dem Icefield Parkway, mindestens einen ganzen Tag. Wir haben eine Nacht Zwischenstopp eingeplant und mit dem Camper auf dem Silverhorn Creek Campground übernachtet. Eine Nacht in totaler Abgeschiedenheit, ohne Handy-Empfang, bei eisigen Minustemperaturen. Dafür mit Bergglühen zum Sonnenuntergang. Ein fantastisches Schauspiel, ganz für uns allein.
Nicht ohne Grund gilt der Icefield Parkway als eine der schönsten Straßen Kanadas. Und immer für eine Überraschung gut. In den Tagen vor Ort haben wir in T-Shirt und kurzer Hose vor dem Camper gesessen und sind mit Handschuhen durch das Schneetreiben marschiert. Wir sind mit vielen anderen Touristen aus Bussen ausgestiegen und haben die absolute Stille und Einsamkeit genossen.
Diese Route ist so bekannt und es gibt hunderte von Beschreibungen. Doch am Ende ist jeder auf seiner eigenen Reise unterwegs und wird ganz persönliche Eindrücke sammeln und Erinnerungen mit nach Hause nehmen, die absolut einzigartig sind. Genau das macht den Zauber dieses Roadtrips durch West-Kanada aus. Und wir sind noch lange nicht am Ziel…
Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation mit CanaDream Campervans. Er beruht ausschließlich auf eigenen Eindrücken und persönlichen Erfahrungen der Autoren. Mehr Informationen zu der gesamten Fahrzeugflotte, zur Ausstattung sowie viele hilfreiche Tipps zur Reise- und Routenplanung findet ihr auf der Website von CanaDream.