Um mich der Nebel – auf Rügen
Vergangen Freitag, am frühen Nachmittag im beschauliche Dorf Baabe auf Rügen: Der Rasende Roland, eine historische Dampflok, dröhnt aus der Ferne und zieht seine Runden über die Insel. Es ist kalt, sehr kalt. Nebelschwaden ziehen von der Küste hinauf über den Sand. Es ist der 1. Januar. Das neue Jahr liegt frisch und jungfräulich vor uns.
„Kommt zum Jahreswechsel zu uns in die Villa Granitz,“ lautete die Einladung unserer lieben Freunde Katy und Holger, die auf Rügen ein Familienhotel führen. Wer Silvester auf einer Insel verbringt sucht nach Ruhe und Einsamkeit, nach beschaulichen Strandspaziergängen und rauer Seeluft. Es klang also nach einer super entspannten Einladung. Denkste! Der Nebel, der über der Insel hängt wie ein dicker Schleier, hat sich nun gleichfalls über mich gelegt. Mein Kopf brummt, als hätte der Rasende Roland eine Abkürzung direkt durch meine Synapsen genommen. Es wurde gefeiert auf Rügen letzte Nacht – „atemlos“. Und Achim Reichel hat sein „Aloha Heja“ gebrüllt. Der „Sturmvogel“ hat abgelegt – und mit an Bord war das Team OUT OF OFFICE. Jetzt stehen wir im Nebel am Strand von Baabe vor einem prasselnden Lagerfeuer. Ich glaub, es geht schon wieder los.
Es könnte so idyllisch sein am Strand, wenn da nicht dieser Schmerz wäre in meinem Kopf. Bratwurst und Glühwein. Dazu das Rauschen der Wellen. Rausch, das Stichwort. Die letzte Nacht war auch ein Rausch – aus Lachen und Feiern und Tanzen. Generationsübergreifend. Ob Drum ‘n’ Bass oder Helene Fischer, wir Wilden haben uns von der älteren Generation mitreißen lassen. Ja, auf Rügen da sind wir noch “die jungen Leut” – aber mal ehrlich, beim Kümmel hängen uns die “Alten” locker ab!
Drei Tage Rügen. Drei Tage wach!
…Und nichts gesehen von der Insel. Macht aber nix, denn wir waren ja auch schon das ein oder andere mal hier und wissen um die Schönheit des Nationalparks Jasmund mit seinen Kreidefelsen oder die pittoreske Idylle des Ostseebads Binz. Heute ist mein Highlight das warme, weiche Sofa in unserem Zimmer der Villa Granitz, auf das ich am späten Nachmittag dieses Tages endlich sinken darf. Und jetzt nicht mehr bewegen, bitte!
Auf dem Tisch liegt das “Programm” und lacht mich höhnisch an. Nach Silvesterparty und Küstennebel am Strand zu Neujahr ist die Meute noch immer hungrig nach Spaß – nur mir ist nicht danach! Morgen geht’s zu Fischer Udo in die Aalkate – frischer Fisch und darauf einen Klaren… Endgültig überlasse ich das Feld den rüstigen Stammgästen, die Jahr für Jahr nach Rügen pilgern. Für heute genieße ich nur noch die Couch. Und meine warme Decke. Ich lausche dem Klingen der Muscheln vor dem Fenster im Wind… und freue mich auf dieses wundervolle Jahr 2016, das nun beginnt – oder vielleicht auch erst morgen, wenn der Küstennebel sich dann irgendwann verzogen hat…
Liebe Katy, lieber Holger und liebe Familie Lohse, danke für das im wahrsten Sinne des Wortes rauschende Fest auf eurer wunderbaren, kleinen Insel.