A Sunday Micro Adventure
Zugegeben, es kostet ein wenig Überwindung, sich an einem Sonntagmorgen um 5:30 Uhr aus dem Bett zu quälen. Schnell das nötigste gepackt – Sonnencreme, Wasser und das kleine Picknick für später – Wanderschuhe an und ab ins Auto. Es soll warm werden heute, der blaue Himmel lacht über uns, als wir über die Autobahn Richtung Südosten düsen. Unser Ziel: Hohnstein am Rande des Nationalparks Sächsische Schweiz. Unsere Mission: Unser Heimatland entdecken. Heute: Das Elbsandsteingebirge.
Nach knapp drei Stunden stellen wir unser Auto im beschaulichen Dorfkern von Hohnstein ab. Kleiner Tipp am Rande: Der offizielle Wanderparkplatz ist kostenpflichtig, Sonntags sind viele andere Parkplätze im Ortskern jedoch kostenfrei – es lohnt sich also, den großen ausgewiesenen Platz links liegen zu lassen und ein paar Meter weiter zu parken…
Deutsche Romantik
Und was nun? Die Wanderroute, die wir uns aus dem Internet gezogen haben, ist eher rudimentär beschrieben und gibt nicht allzu viele Anhaltspunkte, wo es weiter geht. Zum Glück gibt es aber die üblichen Wegweiser an jeder Kreuzung mit sachdienlichen Hinweisen, wobei wir schnell merken, dass man quasi in jede Richtung laufen kann und anscheinend immer irgendwo ankommt, wo es einen schicken Aussichtspunkt gibt. Um halb zehn machen wir uns schließlich auf – zu unserem Ein-Tages-Abenteuer OUT OF OFFICE in die Sächsische Schweiz.
Viele Künstler haben sich in der Vergangenheit von der mystischen Landschaft inspirieren lassen. Allen voran natürlich der alte Romantiker Caspar David Friedrich. Als wir die rauschenden Wälder verlassen und das erste Mal die beinahe surreal anmutenden Felsformationen aus tiefen Schluchten vor uns aufragen sehen, können wir die Faszination nachfühlen, die Friedrich und seine Freunde damals schon erfüllt haben muss. Ein Anblick, der uns gedanklich weit weg katapultiert, raus aus Berlin und dem Alltag daheim – so fremdartig und besonders, wie aus einer anderen Welt…
Meine Baude, deine Baude
Kein Micro Adventure ohne Müßiggang. Nachdem wir den Vormittag stramm marschiert sind, haben wir uns eine kleine Pause verdient und kehren in eine lokale Baude ein. Zur Erklärung – eine Baude würde man in den Alpen wahrscheinlich Almhütte nennen. Eine kleine Wirtschaft für Wanderer und Spaziergänger mit deftigem Essen, kühlem Bier und einem grandiosen Panorama von der Sonnenterasse. Das Wort Baude bedeutet eigentlich Schutzhütte und kommt aus dem Tschechischen. Wie nah wir der Landesgrenze des Nachbarlandes tatsächlich sind, merkt man auch bei den Speisen auf der Karte: Neben dem obligatorischen Kartoffelsalat mit Knackern gibt es zum Beispiel auch hausgemachte Soljanka und böhmische Knödel. Prag ist übrigens ähnlich weit entfernt vom Nationalpark wie Leipzig auf deutscher Seite, quasi ein Katzensprung – bis Prag hat die Fernsicht heute allerdings nicht gereicht…
Über uns der Himmel, unter uns die Elbe
Am Nachmittag erreichen wir dann schließlich das Ziel der meisten Nationalpark-Besucher: Die weltberühmte Bastei eine ziemlich markante Felsformation oberhalb der Elbe. Das Aufkommen an Wanderern und Spaziergängern wird hier deutlich dichter, was vor allem daran liegt, dass man die Hauptattraktion, die Basteibrücke, auch easy mit dem Auto, Kaffeefahrten-Bus oder mit dem nostalgischen Bimmelbähnchen erreicht – getreu dem Motto: auch ohne Fleiß doch den Preis. Lohnenswert ist der Besuch allemal, denn die ehemalige Verteidigungs-Festung, die in die Felsen hineingebaut wurde, ist wirklich imposant. Und wenn der Blick auf die Menschen, die sich auf der Brücke tummeln, zu arg nervt, lohnt sich immer noch der Blick auf die einzelnen Felsvorsprünge, an denen Kletterer ihr Glück versuchen. Ein wirklich feines Fleckchen Erde, weit weg vom Büroalltag und Großstadtlärm.
Wer die Route nachgehen und dieses Micro Adventure im Elbsandsteingebirge selbst erleben möchte, für den gibt es im Folgenden noch eine kurze Wegbeschreibung. Wir haben für die rund 20 Kilometer von und nach Hohnstein knapp sieben Stunden gebraucht – allerdings mit Mittagspause und vielen, vielen Foto-Stopps. Die Wege sind alle gut ausgebaut und beschildert, eher entspanntes Spazieren als hartes Wandern. Die Auf- und Abstiege durch diverse Täler gehen zuweilen etwas in die Beine – Muskelkater also nicht ausgeschlossen – aber das ist ja genau Zweck und Ziel von solch einem Tag OUT OF OFFICE. Man will sich bewegen und eben auch spüren, dass man nicht nur vor dem Rechner saß. Also auf und raus mit Euch!
Die Route – Ein Roundtrip von und nach Hohnstein
* Vorbei am Freibad Hohnstein in Richtung Napoleonschanze (freies Feld)
* Entlang des Waldrands, bis man auf einen breiten Waldweg gelangt (Brandstraße)
* Vorbei an einem kleinen Steinbruch in Richtung Brand Baude (Pause?)
* Weiter durch den Schulzengrund zur Waltersdorfer Mühle
* Über den Polenztalweg bis zum Parkplatz Füllhölzelweg
* Dem Füllhölzelweg folgen bis in den Dorfkern von Rathen
* In Rathen ist der Weg zur Bastei dick und fett ausgeschildert
* Über den Basteiweg zum Gipfel (hier wird es etwas anstrengend, es geht stetig bergauf!)
* Hinter der Basteibrücke den Schildern zurück Richtung Hohnstein folgen
* Es geht durch einen anderen Teilabschnitt des Polenztals auf dem Malerweg
* Einkehr im Biergarten in Hohnstein zur Belohnung sehr zu empfehlen
A Morning Micro Adventure |
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