Live is great. Stay alive.
Es ist Samstagmorgen. Wir sind dieses Wochenende mal nicht im Dienst für OUT OF OFFICE unterwegs. Stattdessen liegen wir entspannt auf der Couch und warten auf die Liveübertragung des Skiweltcups in Val d’Isère. Die Zeit überbrücken wir mit einem Video Clip. Der Protagonist ist mir gleich sympathisch. Auch er heißt Henrik, allerdings mit „i“.
Henrik Westling, der alle 178 Gipfel der Schwedischen Region Jämtland bestiegen und mit Ski abgefahren ist, spricht von den Beweggründen dieser persönlichen Challenge: “Von einem Tag auf den anderen beschloss ich, dass wir nicht Vollzeit arbeiten sollten.” Der Mann spricht mir aus der Seele. “…Es ist wichtiger bescheiden zu leben – und Ski fahren zu gehen.” Ein breites Grinsen zeichnet sich auf meinem Gesicht ab. Der Typ hat es echt verstanden! In dem Video begleiten wir ihn durch einsame verschneite Landschaften, bestaunen die Kletterpassagen, fette Freeride-Runs und bekommen gleich wieder Lust in den Schnee zu fahren. Dabei war ich die doch erst letzten beiden Wochenende in den Alpen…
Nach gemütlichen, vorweihnachtlichen Tagen in Kitzbühel und ersten Pistenkilometern entlang der berüchtigten Streif blieb ich nämlich zuletzt noch ein paar Tage länger in den Alpen, um bei der Snow & Safety Conference in Lech Zürs am Arlberg mein SnowHow aufzufrischen. Themenschwerpunkte: Risikomanagement, Lawinenkunde und Prävention, Umgang mit Sicherheits-Equipment, Wissen und Bewusstsein – das klingt nach einer trockenen Veranstaltung mit erhobenem Zeigefinger, in Wirklichkeit ist es aber ein Treffen der Freerideszene mit regem Wissensaustausch und jeder Menge Action abseits der Piste. Kurz gesagt, ein Treffen von Seelenverwandten, die alle den gleichen Traum haben: Perfect Powderdays. Das Tiefschneemekka Arlberg ist, wie einige von euch vielleicht noch von meiner Freeridetour im März wissen, dafür schlichtweg der perfekte Ort. Und ein Meet & Greet von Skilehrern und Bergführern, Rookies und Freeride-Profis gemeinsam mit Vertretern der Industrie rund um die neuesten Innovationen ist zur Saisonvorbereitung Anfang Dezember in jedem Fall eine gute Idee.
Check your Risk
Ausgestattet mit LVS Gerät am Körper, Schaufel, Sonde, Handy, dem Erste Hilfe Set im ABS Rucksack und den breitesten Powder-Testlatten studierten wir am Samstag morgen zunächst den lokalen Lawinenlagebericht, bevor es unter der Leitung von staatlich geprüften Berg- und Skiführern rauf auf den Berg ging. Schon die Liftfahrt wurde genutzt, um Hanglagen, Schneeverhältnisse und den Einstieg ins Gelände zu checken. In den niedrigen Lagen und aufgrund der leider noch geringen Schneedecke war die Gefahr von Steinen und dem Hängenbleiben im “Gemüse” allerdings größer als die, verschüttet zu werden. Doch wer Locals an der Seite hat findet auch schon zu Saisonbeginn ordentliche Spots zum Fahren abseits der Piste (und fern der breiten Masse). Nach den ersten kleinen Runs suchten wir uns im Tiefschneefeld eine ruhige Stelle, um in aller Ruhe potentielle Gefahren, Risikomanagement und das Verhalten/den Ablauf im Falle einer Verschüttung zu besprechen. Was für Snowboardprofi und Linehunter Chris Fuschlberger zum Daily Business gehört, kann von uns weniger schneeverwöhnten Flachländern gar nicht oft genug geübt werden. Pieps verbuddeln und los geht’s.
Videos, wie das von Henrik Westling oder andere Action-Filmchen aus Charmonix oder Alaska oder all den anderen schönen Orten auf den Welt, lassen uns nicht nur staunen sondern träumen. Den Traum von weiten, unverspurten Hängen, fetten Turns und der absoluten Freiheit. Dass der Traum jedoch schnell zum Alptraum werden kann, wird leider oft ausgeblendet. Allein in Österreich gab es in der letzten Saison 33 Lawinentote. Für die meisten ist das nur eine Zahl. Eine Statistik, die man ins kleinste Detail auseinander nehmen kann – wie hoch war die Lawinengefahrenstufe, wie war die Beschaffenheit des Schnees, wie steil war das Gelände, etc? Alles rein sachlich. Wer jedoch selber Freunde verloren oder die traurigen Augen derer gesehen hat, die vergebliche Rettungsarbeit geleistet haben, der überlegt sich genau, wie hoch die Risiken sind und ob es sich lohnt, das eigene und meist auch das Leben anderer zu riskieren. Ja, es gibt wirklich zahlreiche Produkte, die die Überlebenschance erhöhen (und auch dafür gibt es Statistiken). Die Produkte sind gut und sollten unbedingt genutzt werden. Sie werden auch immer besser. Nicht nur der ISPO Award verdeutlicht, an wie vielen neuen, innovativen Produkten gearbeitet wird. Eine Lebensversicherung sind sie allerdings alle nicht. Wer das Glück hat Ski-/Snowboardfahren zu dürfen, sollte meiner Meinung nach alles darum geben, diesen Zustand beizubehalten. Lebend. Verletzungen vermeiden ist auch eine gute Taktik – mein Kreuzbandriss hat mich eine ganze Saison gekostet.
Teamrider unter sich
Mein letzter Tag am Arlberg sollte eigentlich ein kurzer Skitag werden, schließlich musste ich noch schlappe 830 km mit dem Auto zurück nach Berlin. Doch wer die Chance hat, von den Pros zu lernen, der nimmt auch eine Nachtfahrt in Kauf. Zusammen mit Katharina von Puls Playground schnappte ich mir die am Arlberg ansässige Red Bull Teamfahrerin Nadine Wallner, die übrigens auch ein Lied von heftigen Verletzungen singen kann (mit zarten 25 Jahren), um das Wissen vom Vortag anzuwenden. Und was soll ich sagen: Just a perfect day!
Ich bin glücklich. Das war ein wahnsinnig lehrreiches Wochenende – in einem unglaublich tollen Skigebiet. Arlberg, wir sehen uns schon im Februar wieder… und die Snow & Safety Conference im Dezember 2016 ist schon jetzt im Reisekalender fest eingeplant. Bis dahin, go white!
Teamrider Henryk bedankt sich bei der Lech Zürs Tourismus GmbH für die Einladung zur Snow & Safety Conference. Der Inhalt dieses Artikels spiegelt uneingeschränkt die freie Meinung und persönliche Eindrücke des Autors wieder.
Wollt ihr mehr lesen zum Thema Freeriden? Unter anderem haben wir bereits HIER aus den Dolomiten berichtet oder in DIESEM Artikel über den Schneespaß abseits der Pisten rund um Davos.
Visualjunkie
schrieb amWas ist das für ein Recco Kleber auf dem Helm? Wie funktioniert diese Technik?
lg
Chris
Team OUT OF OFFICE
schrieb amDas ist ein Reflektor (haben viele Hersteller bereits in der Kleidung integriert) welcher spezielle Such-Signale eines Detektors – damit ist die Bergrettung ausgestattet – reflektiert. Das erhöht deine Chance im Falle einer Verschüttung gefunden zu werden. Check this out: http://de.recco.com
Bettina
schrieb amWie immer tolle Bilder und interessant geschrieben Henryk, war selbst am Dienstag bei einem Infonachmittag bezüglich Gefahren am Berg……spannend und sehr wichtig! Jetzt fehlt noch der Schnee – er wird mit Sicherheit kommen 🙂 Lieben Gruß aus Kitzbühel nach Berlin, Bettina
Davos – verwandte Seelen am Hang |
schrieb am[…] zum Thema Freeriden? Unter anderem haben wir bereits HIER aus den Dolomiten berichtet oder in DIESEM Artikel über den Schneespaß abseits der Pisten am […]
Schneebrett vorraus – Snow & Safety Conference 2016
schrieb am[…] im Rucksack sind neben Thermoskanne und Müsliriegel noch Schaufel, Pieps und Sonde verstaut. Wie schon im Vorjahr bin ich auch in diesem bei der Snow & Safety Conference, um meine Backcountry Skills zu […]