Pays du Saint Bernard, Schweiz (Werbung) 

Die guten Seelen von Sankt Bernard

4. August 2016

Als wir bei unserer Herberge ankommen, werden wir herzlich und mit einem Lächeln begrüßt. Willkommen im Hospice Grand Saint Bernard, auf 2.473 Metern – im gefühlten Nirgendwo zwischen der Schweiz und Italien. Vor uns schlängelt sich die kilometerlange Passstraße den Berg hinab in Richtung Wallis, hinter uns führt sie nicht minder beeindruckend hinauf aus dem Aosta Tal.

“Im Winter”, so erfahren wir von unserer Herbergsmutter, “ist dieser Ort nur mit Skiern erreichbar. Die Passstraßen sind von Oktober bis Mai gesperrt. Jede Tourenski-Gruppe, die sich dann auf den Weg zu uns macht, bringt aus dem Tal Post und Lebensmittel für uns mit. Und wenn Gäste diesen Ort wieder verlassen, nehmen Sie auch allerlei wieder mit hinunter ins Tal – und wenn es nur der Müll ist. So funktioniert das bei uns auf dem Berg!”

Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard

Was ist das für ein Ort? Wer lebt hier oben? Wer verbringt freiwillig die Wintermonate in absoluter Abgeschiedenheit? Es sind Mönche. Das Hospiz auf dem Col du Grand Saint Bernard wurde vor rund tausend Jahren (!) vom Heiligen Bernard von Mont-Joux gegründet, eine der ersten Einrichtungen dieser Art. Seine Vision: Reisenden, die damals den Pass bei Wind und Wetter überqueren mussten, im Notfall rettend zur Hilfe eilen zu können. Ein Bergretter der ersten Stunde, könnte man sagen. Und selbst in unseren Tagen sind es meist die Mönche, die als erste vor Ort sind, wenn in den massiven Walliser Bergen rund um den Col du Grand Saint Bernard eine Lawine abgeht und Menschen verschüttet werden – wie zuletzt vor wenigen Jahren…

 

Helfer in der Not

Der Pass, das Hospiz, die Abgeschiedenheit – dieser Ort alleine ist schon beeindruckend. Und doch kommen insbesondere im Sommer (wenn die Straßen frei sind und es leichter ist, Grand Saint Bernard zu erreichen) tausende von Besuchern aus einem weiteren Grund hier her: Er ist flauschig, braun-weiß gefleckt, sabbert ab und an – und ist ein absolut treu ergebener Retter in der Not. Grand Saint Bernard ist die Heimat des Bernhardiner Hundes, jenem Symbol, das auf unendlich vielen Souvenirs mit kleinem Rum-Fass um den Hals abgebildet ist und wie kein anderes sinnbildlich für die schweizerische Bergrettung steht.

Die guten Seelen von Sankt Bernard

Die Tiere wurden über viele Jahrhunderte von den Mönchen am Pass gezüchtet und zur Rettung von Vermissten in den Bergen eingesetzt. Erst vor wenigen Jahren haben sie die hauptverantwortliche Versorgung der Hunde abgegeben an eine Stiftung im Tal. Aber noch heute sind in den Sommermonaten eine Handvoll Berhardiner im Hospiz, als Begleiter bei Wanderungen – oder einfach nur zum Streicheln!

 

Der gute Geist der Berge

Wir wandeln durch die altehrwürdigen Mauern des Hospiz, besuchen die Kapelle und das kleine alpine Museum. Überall spüren wir die tiefe Verbundenheit der Bewohner von Grand Saint Bernard mit den Bergen. Alte Fotografien und Bilder zeigen die Mönche auf Skiern in verschneiten Landschaften. Die Türen stehen weit offen, im Laufe des Tages treffen immer mehr Wanderer ein auf der Suche nach einer Herberge für die Nacht – sie finden sie hier. Hilfsbereitschaft wird von dieser kleinen Gemeinde mit Herzblut gelebt. Ein friedlicher Ort.

Mein Sommer im Wallis

Die Lage des Hospizes ist wirklich prädestiniert – direkt zwischen Italien und der Schweiz. Das Schöne daran ist: Will man nicht über die Passstraße anreisen, kann man zum Col du Saint Bernard auch ganz wunderbar aus allen Richtungen wandern. Wir sind von der Schweizer Seite in knapp fünf Stunden (je nach Witterung) aufgestiegen. Von Ferret starten wir durch die wunderschöne Region La Fouly, hinauf zu den Lac de Fenêtre.

Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard

Am Fenêtre de Ferret überqueren wir auf dem Bergkamm die italienisch-schweizerischen Grenze, steigen dann auf italienischer Seite hinab bis zur Passstraße und folgen dieser zurück in die Schweiz bis zum Hospiz. Klingt einfach – ist aber nicht ganz ohne, wie wir feststellen müssen. Denn so ein “Sommer im Wallis” kann in bestimmten Höhen trotzdem auch Schnee bedeuten. Glücklicherweise mussten wir nicht gerettet werden, denn gefährlich war das eisige Feld nicht. Aber wir haben ordentlich gefröstelt bei knapp über 0 Grad!

Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard
Die guten Seelen von Sankt Bernard

Am Abend werden wir entschädigt für die Strapazen des Aufstiegs. Nach einem leckeren Käsefondue und einem Glas Fendant im Gasthaus unserer Auberge de l’Hospice, präsentieren sich die Gipfel um uns herum noch einmal von ihrer schönsten Seite. Das Alpenglühen ist fantastisch, majestätisch erheben sich die Berge in den Nachthimmel empor. Wie klein wir sind, wie mächtig die Bergwelt um uns herum. Gut, dass es Menschen wie die Mönche des Hospiz Grand Saint Bernard gibt, die ihr Leben riskieren, um andere zu retten, sollten sie in den Bergen in Not geraten!

Die guten Seelen von Sankt Bernard

Übrigens: Seit August gibt es ein zusätzliches Sommerangebot für die Region inkl. Transfers und zusätzlichen Aktivitäten. Weiteres zum Pass Saint Bernard findet ihr hier: www.pass-saint-bernard.ch

Wir bedanken uns bei der Region Pays du Saint Bernard für die Unterstützung bei diesem Trip. Dieser Artikel basiert auf einer Einladung, spiegelt aber uneingeschränkt die Erlebnisse der Autorin wieder. Mehr Informationen unter: www.saint-bernard.ch

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