Sonnenaufgang mit „Stoarnernen Mandln“
Wie ist das eigentlich so, als Reiseblogger unterwegs zu sein? Unser Freund Carsten durfte Henryk in diesem Spätsommer auf einem kurzen Trip nach Südtirol begleiten und musste dabei am eigenen Leib erfahren, dass für schöne Fotos und einmalige Ausblicke auch viel Disziplin notwendig ist. Eine kurze Anekdote über Freud und Leid der Reiselust… Ein Gastbeitrag von Carsten.
Sonntagmorgen, ich wache auf von Henryk’s Schritten im Flur. Ansonsten ist es still in unserer Pension am idyllischen Durnholzer See im Sarntal – denn draußen es noch tiefste Nacht. Der Blick aus dem Fenster bestätigt: Außer einer Vielzahl von Sternen ist in der angenehm kühlen Morgenluft nichts und niemand zu sehen.
Gestern Abend hatten wir vereinbart, dass wir uns um 4:30 Uhr auf den Weg machen wollten, um den Sonnenaufgang auf der Bergkuppe Großen Reisch zu erleben. Dort oben stehen die sogenannten Stoarnernen Mandln, eine Ansammlung von über 100 Steingestalten, scheinbar willkürlich aufgebaut, die einen klein, die anderen mannshoch. Zudem soll die knapp 2.000 Meter hohe Bergkuppe einen fantastischen 360 Grad Rundumblick auf die umliegenden Gebirgszüge und Täler Südtirols bieten. Beim letzten Getränk am Vorabend (ja, es war mehr als nur ein Bierchen) hörte sich das alles nach einem ziemlich tollen Plan an. Jetzt, heute früh hier in meinem Bett, hoffe ich nur noch, dass wir noch nicht die vereinbarte Uhrzeit haben und ich mich noch einmal gemütlich umdrehen kann. In dem Moment steht Henryk im meinem Zimmer: „Auf geht’s!“ Mist….
Bei der halbstündigen Anfahrt zum Startpunkt an der Sarner Skihütte macht sich am Horizont die erste zarte Dämmerung breit. Der Sonnenaufgang ist für 6 Uhr angekündigt. Bei unserer Ankunft am Wanderparkplatz geben die Wegweiser für den Aufstieg über knapp 300 Höhenmeter eine Zeit von 1 Stunde 20 Minuten an. Waren das gestern nicht noch 45 Minuten?
Nun ja, es hilft alles nichts. Die Wanderschuhe werden geschnürt und nachdem uns der Weg die ersten Meter durch einen dichten Nadelwald leitet, erreichen wir schließlich eine große Almwiese. Eine Schar Kühe begrüßt uns, genüsslich ihre Frühstücksration Gras kauend. Das Morgenlicht mit seinem abwechselnden Farbenspiel offenbart bereits einen tollen Blick auf die Alm und die umliegenden Berge. Die frische kühle Luft macht den Kopf klar, so dass nach und nach alle Sinne ihren Platz wiederfinden und die Müdigkeit verfliegt.
Als wir die Stoarnernen Mandln schließlich erreichen, geht fast auf den Punkt genau die Sonne auf. Inmitten der Steintürme entsteht eine Stimmung, die sich nur schwer beschreiben lässt. Und in diesem Moment verstehe ich, warum Henryk diese Welt hier oben so liebt… Und warum er am Wochenende solche nächtlichen Strapazen auf sich nimmt!
Hier oben auf dem alpinen Plateau mit der unglaublichen Weite in alle Richtungen werde ich in diesem Moment zu einem stillen Beobachter, der den Morgen mit all seinen Impressionen einfach nur in sich aufsaugt. Die Aussicht und die unglaubliche Ruhe – fernab von jedem Zivilisationslärm – sind einfach nur phantastisch.
Nach einer halben Stunde des stillen Genießens haben wir uns wieder einigermaßen gesammelt. Mit einer kleinen Stärkung („Kekse – ist fast wie Müsli“) geht es auch schon wieder bergab, zurück zum Auto und zu unserer Unterkunft.
Beim Betreten der kleinen Pension Messnerhof werden wir schon von der freundlichen Gastwirtin mit der Frage begrüßt, ob wir jetzt gerne Kaffee haben möchten, und zum bereits gedeckten Frühstückstisch gebeten. Aber auf jeden Fall! Besser kann es gar nicht laufen. So langsam gefällt mir das Leben als Reiseblogger…
Ich bedanke mich bei Carsten für diesen kleinen Erlebnisbericht, vor allem aber auch für seine Begleitung und Geduld bei den vielen Foto-Stopps. Zudem ein herzliches Dankeschön an den Südtiroler Tourismusverband für die Möglichkeit, immer wieder neue schönen Täler entdecken zu dürfen. Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation. Er spiegelt jedoch uneingeschränkt die Meinung und Eindrücke der Autoren wieder.
Habt Ihr Lust auf weitere spannende Eindrücke, Anekdoten und Bilder aus Südtirol im Sommer – bald mehr an dieser Stelle…