Tiroler Oberland, Österreich (Werbung) 

Alpine Freiheit

2. September 2020

„Immer ruhig, meine Liebe, wohl noch nie was von Social Distancing gehört? Woher auch!“ Neugierig und völlig frei von Berührungsängsten kommt die Kuh immer näher, schnuppert an dem kleinen, schlafenden Wesen hinten in der Kraxe und lässt sich von mir an den Ohren kraulen. So ungezwungen und sorglos hat sich mir schon lange niemand Fremdes mehr genähert…

Wir sind unterwegs in Österreich, auf einem ziemlich einsamen Trail in Fendels im Tiroler Oberland. Was uns hierher verschlagen hat? Natürlich unsere unbändige Reiselust. Die intensive Zeit mit dem Kind in Berlin während des Lockdowns waren durchaus  schön – aber auch anstrengend. Wir waren völlig „undertraveled“ und brauchten nach Wochen im Großstadt-Kiez dringend einen Tapetenwechsel. Und was gibt es da besseres als ein schönes Bergpanorama.

Abstand halten? Kein Problem

Manch einer mag sich fragen, warum wir in Corona Zeiten überehaupt reisen – und dann auch noch ausgerechnet nach Tirol. Meine Antwort: bevor ich mich zusammen mit 40 Mio. Deutschen an einem dünnen Küstenstreifen in die Sonne lege, fahre ich doch lieber in eine Region, die deutlich mehr Platz bietet! Brutzeln wie die Ölsardinen, Strandmuschel an Strandmuschel, überfüllte Parkplätze und überforderte und gestresste Helfer, die auf das korrekte Verhalten mit ausreichend Abstand achten? Nein Danke. Dann doch lieber ab ins Tiroler Oberland, denn Touristenströme sucht man in dieser Region mit eher beschaulichen und äußerst familienfreundlichen Urlaubsdörfern vergebens. Lasst euch mal diese Zahlen auf der Zunge zergehen: Mehr als 580.000.000 Quadratmeter im Verhältnis zu den bestehenden 9.700 Gästebetten bedeuten für jeden Gast knapp 60.000 Quadratmeter Alpine Distancing-Fläche.

Zudem kannten wir das Kaunertal bisher auch nur von einem kurzen Winter-Intermezzo, bei welchem wir 5 Tiroler Gletschern in fünf Tagen besuchten. Im Sommer waren wir (leider) noch nie vor Ort. Wieso eigentlich nicht…?

Alpine Freiheit

Niederschlag? Ab in die Klamm!

Als wir am Morgen in Ried – unserer Heimat für die kommenden drei Tage – eintreffen, nieselt es. Schon wieder. In St. Anton am Arlberg war es auch eher durchwachsen als hochsommerlich. Aber wir sind was „schlechtes“ Wetter betrifft ja abgebrüht und erfahren genug, um zu wissen, dass etwas Niederschlag kein Grund ist, im Haus zu bleiben und zu chillen. Zumindest nicht, wenn es so viel Spannendes zu entdecken gilt. Auf stürmische, ungeschützte Gipfel muss man mit Kind in der Kraxe vielleicht nicht zwingend wandern bei diesen Bedingungen, durch eine durch ein üppiges Blatterdach geschützte Schlucht entlang eines wilen Flußlaufs ist hingegen eine ausgezeichnete Idee, wie wir finden. In Kaltern und in Garmisch war das in der Vergangenheit jedenfalls auch schon ein tolles Erlebnis.

Wir checken also nur schnell in unserer Unterkunft ein, lassen Junior vergnügt eine Runde auf dem Bett hüpfen, bevor wir alle in die Regenhose steigen. Bevor es dann endgültig raus in die Natur geht, besuchen wir mit ihm noch kurz die Hühner, Pferde und Hasen hinter dem Hotel… und sitzen schließlich mit einem fröhlichen Jungen, der alle Tiergeräusche zum Besten gibt, im Auto nach Pfunds. Der kleine Ort an der Inn ist nur wenige Fahrminuten entfernt und Ausgangspunkt des Klammsteigs, eine wildromantische, einzigartige Schlucht mit etlichen Brücken und Hängebrücken, tosenden Wasserfällen und überhängenden Felsen. Von Oben tropft es, von Unten spritzt es. Uns gefällt das. Und wir sind (wie erwartet) quasi allein unterwegs – und dass, obwohl die Klamm als „Top Ausflugsziel“ ausgezeichnet ist.

Alpine Freiheit
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Allein, allein…

Am nächsten Morgen werden wir nicht von unserem Kind, sondern von unseren Nachbarn im Hühnerstall geweckt. Ich empfinde das als wenig nervig, sondern vielmehr als wunderbar ländlich – und schöner als der Krach im Hinterhof von der Berliner Stadtreinigung ist es allemal!

An einem klaren Sommermorgen wie diesem starten wir gern früh in den Tag. Vor dem Frühstück geht es natürlich zuerst auf Kontrollgang mit dem Sohnemann (Nachschauen ob Pferdchen, Hase und Co. auch noch alle da sind), dann ausgehungert zum Bircher Müsli und Brezeln, bevor wir um Punkt neun Uhr mit der ersten Fahrt der Sommerbergbahn hinauf ins kleine Bergdorf Fendels liften.

Fendels liegt auf einem Hochplateau am Eingang des Kaunertals auf 1.356 Meter. Ohne Kind würden wir hier bestimmt einen kurzen Abstecher ins malerische Örtchen machen und noch einen zweiten frischen  Kaffee in der Sonne genießen – mit Kind steigen wir stattdessen direkt um in die Vierer-Sesselbahn, welche uns zur Sattelklause auf 1.874 Meter bringt. Das Sonnenplateau ist mit diversen Sand- Kletter- und Wasserspielen nicht nur Kinderparadies – es ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche schöne Wanderungen (viele der breiten Pfade sind sogar kinderwagentauglich). Im klaren Bergsee kann man zudem wunderbar die Füße kühlen – und die vielleicht höchste Floßfahrt in den Alpen machen.

Alpine Freiheit

Bevor unser Kind völlig durchnässt ist und mit Papa nur noch Floß fahren will, machen wir uns auf zu einer wunderbaren Rundwanderung (die empfohlene Tour zur Anton Renk Hütte ist leider mit einem anderthalbjährigen im Gepäck zu lang und hohlen wir dann zu einem anderen Zeitpunkt nach). Und, wie sollte es anders sein, sind wir nach wenigen Metern mal wieder völlig allein auf weiter Flur. Neben uns gibt es nur ziemlich neugierige Kühe und ein paar wuselige Murmeltiere.

Alpine Freiheit
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Wer mit einem Kleinkind unterwegs ist, muss in regelmäßigen Abständen einkehren. Schließlich kann man den Kleinen ja nicht ewig in der Kraxe sitzen lassen. Das Kind braucht doch Bewegung… So ein Pech! Ist es schon 12:00 Uhr? Na dann bestell ich doch erst einmal eine Kaspressknödelsuppe. Und zum Nachtisch vielleicht noch einen kleinen Kaiserschmarren. So schmeckt Urlaub in Tirol.

Einkehrmöglichkeiten und urige Hütten gibt es zahlreiche. Je entlegener, desto besser. Wer nach einem schönen Fleckchen sucht, welches in wilder Natur gelegen aber dennoch – bei Bedarf – auch mit dem Auto zu erreichen ist, der sollte bei der Falkaunsalm vorbeischauen. Ein Besuch lohnt sich nicht nur wegen des Ausblicks, auch der hausgemachte Käse oder die ausgefallenen selbstgemachte Kuchen sind der Hit. Schöne Wanderungen kann man von hier natürlich auch unternehmen und für die Kleinen gibt es eine Schaukel, Meerschweinchengehege und und und …

Alpine Freiheit
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AHA Regel im Tiroler Oberland

Da man auf dem Berg ja mit keiner Risikobegegnung rechnen kann, will ich euch meine persönliche AHA Regel präsentieren: Anstelle von Abstand, Hygiene und Alltagsmaske gilt für das Tiroler Oberland Apfelstrudel, hochalpine Gipfel und Almkräuter Schnapserl zum Nachtisch.

Ihr merkt, wir sind von der Region ziemlich angetan und können diese vor allem auch Familien mit (kleinen) Kindern ans Herz legen. Es gibt im Tiroler Oberland natürlich noch allerhand weitere Dinge zu unternehmen, die wir leider auch nicht geschafft haben in der kurzen Zeit. Allein wegen des Surfens auf der Inn muss ich also unbedingt noch mal wiederkommen! Gern dann wieder ohne Touristenmassen – und noch lieber ganz ohne Covid-19…

Alpine Freiheit

Wir bedanken uns beim Tourismusverband Tiroler Oberland für die Unterstützung bei dieser Recherchereise. Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation, spiegelt jedoch uneingeschränkt die freie Meinung des Autoren wieder. Mehr Informationen unter www.tiroler-oberland.com

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