Das letzte Geheimnis – Val d’Ultimo
Südtirol wird von immer mehr Touristen erobert! Ganz Südtirol? Nein, ein kleines, eigensinniges Tal blieb bis heute weitestgehend unentdeckt. Aber warum nur? Als wir uns aufmachen, dieses letzte, gut gehütete Geheimnis zu lüften, hören wir mehr als einmal den Satz: “Eigentlich wäre es besser, ihr schreibt gar nicht erst über das Ultental.
Wir wollen doch, dass es so schön und unberührt bleibt!” Ein valider Einwand – nach unserer Stippvisite sind wir uns auf einmal selbst nicht mehr sicher, ob wir diesen Geheimtipp wirklich ausposaunen dürfen oder lieber weiter hüten. Doch wissen wir, dass ihr behutsam mit solchen “Reiseperlen” umgehen werdet. In diesem Sinne: Willkommen im Val d’Ultimo, das letzte (geheime) Tal – viel Spaß im Ultental!
URSPRÜNGLICHE SCHÖNHEIT
Wir haben schon häufig über die urige Kultur der Täler im Meraner Land berichtet. Aber solch eine Dichte an altehrwürdigen Holzhäuschen, gelebter Tradition und echten “Originalen” wie im Ultental haben wir selten erlebt. Viele Kilometer Wanderweg laden sommers wie winters ein, die Region zu erkunden. Und was findet man? Zum Beispiel die Ultner Urlärchen, über 2.000 (!) Jahre alte Bäume, echte Urzeit-Riesen. Noch spannender sind aber die vielen Einblicke in das Leben im Tal, wie es bereits seit vielen Jahrhunderten gelebt wird. Wir wandern auf dem Ultner Höfeweg, schlendern vorbei an den Milchkannen, die die Bauern am Berg früh am Morgen mit einer Seilwinde ins Tal schicken, damit sie von der lokalen Molkerei eingesammelt werden. Wir riechen den Duft frisch gebackenen Ultner Brotes, hören Hühner gackern und Vögel zwitschern und sonst… nichts! Stille. Wir sind allein, bis auf den ein oder anderen fleißigen Anwohner, der im Hof Holz hackt oder den Garten richtet.
MIT LAIB UND SEELE…
Ob bei der Einkehr auf der Alm oder unterwegs auf den Pisten und Wanderwegen – eine gehörige Portion Lokalkolorit schwingt im Ultental immer mit. Italienische Lebensfreude trifft auf Südtiroler Bodenständigkeit. Das zeigt sich auch in den vielen handwerklichen Besonderheiten im Ultental. Große Freude und viel Spaß hatten wir beispielsweise mit dem handgefertigten Tischkegel-Spiel “Ultner Rumpler”. Es gilt, mit einem Kreisel geschickt die verschiedenen kleinen Holzfiguren umzuschmeißen – jeder Kegel nimmt dabei eine Position im “Haus” ein – der Bauer, seine Frau und Kinder, Mägde und Knechte… und natürlich das Heiligtum des Hauses: Die Speckkammer (der wichtigste Kegel). Begleitet von viel Gelächter und guten Ratschlägen versuchen wir unser Glück – und schaffen es tatsächlich ein paar Figuren zu erwischen. Darauf, na klar, erst mal ein Schnapserl!
Im Ultental gibt aber es nicht nur ausgezeichneten Schnaps zu kosten, es gibt auch allerlei regionale Leckereien. Von den obligatorischen Knödeln über Schüttelbrot, Alm Käse, Speck und Schinken bis hin zu saftigem Apfelstrudel – oder (etwas gewöhnungsbedürftiger) traditionelles Fohlenschnitzel. Die alten, vergessenen Gerichte stehen auch bei den Genuss-Wochen zwei mal im Jahr auf der Karte – dann wird zum Beispiel “Latschngfrourns und Morgnturn mit bsoffner Birn” serviert. Was sich dahinter versteckt, muss jeder selbst herausfinden! Ganz italienisch serviert dazu jede noch so kleine Hütte oder Bar dank professioneller Kaffeemaschine einen köstlichen Espresso oder Cappuccino – und später auch das ein oder andere Glas Vino Tinto. Herrlich!
Unser Geheimtipp: Ein Abendessen im Falschauerhof in St. Gertraud. Sepp Gruber und seine Frau kochen ganz privat für eine kleine Gästeschar, was die Saison und der eigene Hof gerade hervorbringt. Im Laufe des Abends werden wir nicht nur mit deftiger Hausmannskost verwöhnt, sondern lauschen auch den spannenden Anekdoten aus Sepp’s Leben, der vor rund 70 Jahren in der Stube geboren wurde und sein ganzes Leben im Ultental verbracht hat (bis auf den ein oder anderen Ausflug zum Münchner Oktoberfest). Wenn ihr Lust habt, einen Abend auf dem Falschauerhof zu verbringen, dann reserviert am besten mit ein wenig Vorlauf – telefonisch (+39 0473 790191), denn so etwas Neumodisches wie eine Website hat der Hof selbstverständlich nicht!
PERFEKTE PISTEN
Wer jetzt denkt, das Ultental sei vielleicht doch etwas zuuu ruhig, dem sei das kleine aber feine Skigebiet Schwemmalm ans Herz gelegt. Es gilt als eines der schneesichersten in Südtirol. Vielmehr als die Pisten selbst hat uns aber die Lebendigkeit begeistert, die auf und neben den Pisten herrscht. In den Ferien und am Wochenende sind bis zu 2.000 Gäste im Gebiet unterwegs, an den meisten Tagen sind es sonst nur wenige hundert. Vor allem die Einheimischen und viele Italiener aus dem Umland lieben das Gebiet! Familien wuseln durcheinander, rufen, lachen, schimpfen, tanzen … Lebensfreude pur. Und das ganze vor der atemberaubenden Kulisse der Südalpen. Was will man mehr?
Richtig gesehen, ich hab mich von der entspannten Stimmung anstecken lassen und statt rasant mit dem Snowboard die Hänge hinab zu düsen, mir mal wieder ganz gemütlich die Skier geschnappt und zusammen mit Skilehrer Bernhard am Family-Hang geübt, geübt, geübt – während Henryk es etwas sportlicher angegangen ist und die Gipfel erstürmt hat.
Gemeinsamer Treffpunkt am Folgetag ist das Konzert der Südtiroler Band Mainfelt an der Bergstation Schwemmalm. Das Panorama, vor der die südtiroler Truppe spielt, ist der Wahnsinn. Obwohl das Ultental ein vermeintlicher Geheimtipp und (noch) eher unbekannt ist, lässt sich der Tourismusverband regelmäßig einiges einfallen, um die Fans des Tals und seine Anwohner zu unterhalten. Bei Würstel und Bier wird heute ordentlich zur Gitarrenmusik gerockt!
AS LETZTE TAL
Das Ultental hat nur eine Straße, die hinein- und wieder hinaus führt. Am Ende des Tals befindet sich eine Sackgasse, ein undurchdringliches Bergmassiv. Vielleicht heißt es deshalb im italienischen auch Val d’Ultimo, “das letzte Tal”. Es ist aber alles andere als “das Letzte” – im Gegenteil. Oder wie sagte es doch ein Talbewohner so schön: Das Ultental liegt am A… der Welt. Aber immerhin am schönsten! Recht hat er!
Du muss mit dem Rhythmus des Tal gehen – und dieser Rhythmus ist vielleicht etwas langsamer als in anderen Tälern (selbst, wenn die Band Mainfelt durchaus auch schnellere Töne angeschlagen hat). Aber das ist gut so, finden wir. Ist es nicht die Entschleunigung, die wir im Alltag suchen? Die Einkehr und die Rast, der Austausch mit Menschen, die ein anderes Leben leben als wir und uns vielleicht gerade deshalb erden? Wer dem Geheimnis des Ultentals selbst auf den Grund gehen und seinem Rhythmus folgen möchte, der sei herzlich eingeladen – aber pssssst…. nicht allen weiter sagen!
Hinweis: Dieser Artikel entstand durch eine Einladung ins Ultental durch den Tourismusverband Meraner Land. Er spiegelt aber uneingeschränkt die Meinung der Autoren wieder.
Weiterführende Infos rund um das Ultental und das Meraner Land findet ihr hier: https://www.merano-suedtirol.it/de/ultental/