Versteckte Schätze in den Vogesen
Bisher kannte ich die Vogesen vor allem von unseren Besuchen im badischen Kaiserstuhl – und zwar als eine im Dunst liegende Bergkette, die sich am Horizont erstreckt…
Wenn wir dann vor Ort mit Katharinas Eltern Ausflüge unternehmen geht es eher gen Osten in den Schwarzwald, westlich in Richtung Frankreich kommen wir selten weiter als bis zum Super U. Bis jetzt… Denn dieses Jahr wollen wir das ändern.
Wir sind wieder in Endingen, um von dort auf einen rund zweiwöchigen Roadtrip durch den Osten Frankreichs zu starten. Unser Gefährt für den Trip ist ein knapp sieben Meter langes „WoMo-Schiff“ aus dem Hause Etrusco – mit allen Annehmlichkeiten, die das Camper-Herz begehrt: große Fenster, moderne Küchenzeile, Kingsize-Bett, unendlich viel Stauraum, Standheizung… Selbst Klo und Dusche sind mit an Bord. Und nicht die elektrische Trittleiter zu vergessen! Das alles ist neu für uns, kennen wir vom campen doch bisher nur unseren alten T4 aus vergangenen Tagen… Mal schauen wie sich „der Kleine“ so fahren lässt. Ein letzter Kaffee am Morgen, dann machen wir uns auf den Weg…
Vom Kaiserstuhl aus sind wir nach nur wenigen Kilometern bereits in Frankreich. Wir passieren den Rhein, lassen Straßburg und Colmar links liegen und cruisen immer weiter gen Norden. Zwar gäbe es auch hier mit der Elsässer Weinstraße oder der Hohkönigsburg einige touristische Highlights, uns aber zieht es in die weniger bekannte Region rund um den Naturpark Vosges du Nord.
Je näher wir unserem ersten Stopp, dem Wanderparkplatz am Gimbelhof kommen, desto üppiger wird die Landschaft. Das Massif des Vosges wird unter anderem von einem riesigen Waldgebiet beherrscht aus einem grünen, die Hügel bedeckenden Baum-Teppich, der nur vereinzelt von braunen Inseln unterbrochen: Unzählige Burgruinen aus den vergangenen Jahrhunderten wollen entdeckt werden. Gleich nach unserer Ankunft begeben wir uns auf den Vier-Burgen-Wanderweg, einer rund 10 Kilometer langen Runde, auf der wir unter anderem die Ruinen der Burg Fleckenstein und Löwenstein besuchen – und mit traumhaften Panoramen belohnt werden. Ein gelungener Auftakt für ein neues Abenteuer im grünen Frankreich.
Auf Schatzsuche…
In Summe gibt es in der gesamten Region zwischen Elsass und Lothringen über 100 Burgruinen, dazu wunderschöne Seen, die zum Baden einladen, bizarre Felsformationen oder auch von Künstlerhand gefertigte Augenschmankerl, zum Beispiel im Naturreservat der Moore des Etang de Hanau.
Wer ein paar Tage mehr Zeit hat wir auf unserem Roadtrip, der kann hier auch tolle Mehrtagestouren starten. So gibt es zum Beispiel den knapp 32 km langen Deutsch-Französischem-Burgenweg oder aber ihr nehmt euch gleich etwas länger frei und begebt euch auf den rund 390 km langen Weitwanderweg GR 53 und GR 5, der euch einmal quer durch das gesamte Massif des Vosges führt. Was auch immer euch reizt, bei Bedarf stoppt ihr genau wie wir vielleicht noch beim Testcenter „Best of Wandern“ in Bitche. Hier gibt es nicht nur Tipps von den Locals zu allen Routen, sondern auch kostenloses Testmaterial – von der Kraxe bis zum Schneeschuh. Übrigens auch für jeden kurzen Tagesausflug…
Zu Gast bei einem Chef
Ein nicht zu vernachlässigendes Argument für einen Besuch am Fuße der nördlichen Vogesen ist zweifelsohne die regionale Küche. Wir sind an diesem Abend in Obersteinbach bei George Flaig im Hotel-Restaurant Anthon zu Gast. Das Anthon ist ein in vierter Generation geführter Familienbetrieb und eine echte Perle der Region. Der Anblick des von Wein überwucherten Backsteingebäudes ist wildromantisch, der liebevoll gestaltete Garten, in dem wir einen Begrüßungsdrink serviert bekommen, lädt zum Verweilen ein. So habe ich mir die Zeit in Frankreich vorgestellt! Neben diversen Skulpturen leisten uns auch Hühner und Schafe Gesellschaft. Idylle pur. Der herzliche Empfang der beiden Gastgeber rundet das Gesamtpaket endgültig ab.
George ist nicht nur ein toller Gastgeber, er ist vor allem auch ein richtig, richtig guter Koch. Bevor er die Leitung des Anthons übernahm, arbeitete er in verschiedenen renommierten Restaurants von Paris bis Südamerika und kochte u.a. bei 3 Sterne-Koch Bernard Loiseau. Und was wir schließlich an diesem Abend verkosten, übertrifft bei weitem alle Erwartungen. Wenn ich allein an das köstliche Amuse-Gueule, das Ingwer-Zitronengras-Sorbet und natürlich den Crémant zurückdenke, läuft mir noch jetzt das Wasser im Mund zusammen.
Glücklich, zufrieden und kugelrund fallen wir bei einbrechender Dunkelheit in unser Bettchen. Nein, an diesem Abend geht es ausnahmsweise noch nicht in den Camper und auch die bezaubernden kleinen Gästezimmer des Anthons sind heute nicht für uns reserviert. Seid vier Jahren bietet George seinen Gästen die Möglichkeit einer Übernachtung „mit Sternenblick“. Auf freier Wiese zwischen Garten und Waldrand stehen drei aufblasbare Bubbles, die eine unvergessliche Nacht garantieren. Auf Komfort muss man in den Behausungen übrigens nicht verzichten. Die Kugeln sind beheizt und haben sogar ein eigenes kleines Badezimmer. Für mich symbolisieren die Bubbles vor allem den frischen Wind und die nicht enden wollende Kreativität unserer Gastgeber.
Und noch ein ganz persönlicher Tipp: Die Äugelein bloß nicht zu spät schließen. Ab 6:30 Uhr ist es nämlich schon wieder taghell in der Kugel – und der Hahn nebenan tut sein Übriges, um endgültig den Morgen einzuläuten.
Ausflug mit Hund und Ente
Am nächsten Morgen wartet gleich das nächste „Highlight en France“ auf uns. George hat uns nämlich eingeladen, ihn zu einem seiner ganz persönlichen Lieblingsspots in der Umgebung zu begleiten. Sein Labrador ist mindestens genauso aufgeregt wie wir, als wir in einen blauen Citroen 2CV klettern. Wir nehmen auf der Rückbank Platz, George und Hund sitzen vorne. Jetzt muss die gute Ente nur noch anspringen…
Es geht – wie könnte es anders sein – erneut zu einer Burgruine. Wie wir erfahren wird diese aktuell von einer Gruppe Freiwilliger wieder aufgebaut. Kaum zu glauben, wie viel Zeit und Herzblut bereits in dieses Projekt investiert wurde – und noch weiter einfließen muss. Doch als wir den Ausblick von dem alten Gemäuer irgendwo im Nirgendwo gepaart mit dem Sonnenschein und Vogelgezwitscher aus dem Wald erleben, verstehen wir, warum sich dieser Einsatz lohnt. Ein wirklich toller Ort, der (noch) unterhalb des Radars der Touristen geblieben ist.
Leider verhält es sich am diesem Vormittag wie immer, wenn man mit Freunden unterwegs ist – die Zeit verfliegt und wir müssen schließlich weiter. Am liebsten würden wir länger im Anthon und im Massif des Vosges bleiben, doch unser Etrusco-Pferdchen scharrt mit den Hufen und wir wollen schließlich auch noch herausfinden, was die Ardennen und auch die Bourgogne so zu bieten haben. Schweren Herzens sagen wir Adieu George, Adieu Vogesen – wir kommen wieder.
Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation mit dem französischen Tourismusverband und lokalen Partnern im Rahmen der Kampagne #GesichterFrankreichs. Er spiegelt ausschließlich die persönlichen Eindrücke und Erfahrungen der Autoren wieder. Mehr Informationen unter: https://de.france.fr/de/kampagne/frankreichaktiv-unterwegs-mit-locals