Mit der Mama in den Bergen
Wer kennt das nicht? Eltern, die immer wieder betonen, dass man mal wieder von sich hören lassen sollte, dass man sich wirklich schon viel zu lange nicht mehr gesehen hat – und überhaupt, es doch so schön wäre, wenn man einfach etwas Zeit miteinander verbringen würde.
Natürlich haben sie Recht und die Zeit mit den “Ellis” ist auch wirklich immer schön. Doch wohnt in unserem Fall das eine Elternpaar schlappe 600 km und das andere 800 km weit entfernt von Berlin. Ein Besuch daheim bedeutet also stets ein ganzes Wochenende zu verplanen. Zwei, drei Tage, an denen man auch auf Reisen, die Welt entdecken, zum Sport gehen (endlich mal wieder), Freunde treffen, Keller ausmisten oder einfach mal entspannen könnte…
Wer kennt das nicht? Eltern, die immer wieder betonen, dass man mal wieder von sich hören lassen sollte, dass man sich wirklich schon viel zu lange nicht mehr gesehen hat – und überhaupt, es doch so schön wäre, wenn man einfach etwas Zeit miteinander verbringen würde. Natürlich haben sie Recht und die Zeit mit den “Ellis” ist auch wirklich immer schön. Doch wohnt in unserem Fall das eine Elternpaar schlappe 600 km und das andere 800 km weit entfernt von Berlin. Ein Besuch daheim bedeutet also stets ein ganzes Wochenende zu verplanen. Zwei, drei Tage, an denen man auch auf Reisen, die Welt entdecken, zum Sport gehen (endlich mal wieder), Freunde treffen, Keller ausmisten oder einfach mal entspannen könnte…
Wandern mit den Eltern – Geniestreich oder Wahnsinn
Ich habe das große Glück, dass meine Eltern trotz ihrer 70+ noch absolut fit sind. Besonders meine Mutter scheint zuweilen in NRW deutlich mehr Kilometer zu Fuß unterwegs zu sein, als wir es sind – trotz diverser Bergtouren OUT OF OFFICE. Ich dachte mir also, ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe wenn ich Sie zu einer „Mehrgenerationen-Tour“ in die Alpen einlade. Wir haben ausreichend Zeit für Mutter-Sohn Gespräche und sind gleichzeitig in den geliebten Bergen unterwegs. …
Natürlich machte ich mir im Vorfeld so meine Gedanken: Wie fit ist deine Mutter wirklich? Welche Distanzen kannst Du ihr zumuten? Wie machen wir das mit dem Gepäck und der Anreise? Und, was könnte eine geeignete Tour sein?
Mit der letzten Frage wendete ich mich an Tourismus Experten Tom, der die Idee des Mehrgenerationen-Trips großartig fand und mir die Buiräbähnli-Safari im Schweizer Engelberg vorschlug. “Buri-What?” fragte ich. „Henryk, du kennst Engelberg Titlis bestimmt vom Skifahren. Im Sommer ist es dort aber mindestens genau so schön. Es gibt vor Ort noch jede Menge kleine Seilbahnen, die so genannten Buirähbähnlis, die von Bauern und anderen Privatpersonen betrieben werden. Auf der dreitägigen Wanderung fahrt ihr immer wieder mit genau diesen altertümlichen Bahnen – und spart euch damit den ein oder andern Höhenmeter. Allerdings ist das ganze denncoh kein Spaziergang. Ihr müsst täglich rund 15 km und insgesamt 1.000 Höhenmeter machen. Auch wenn du euer beider Gepäck trägst, sollte deine Mutter schon richtig fit sein. Die Zeitangaben sind reine Gehzeiten. Pausen für Fotos, Verpflegung und Rast sind also nicht inkludiert und es empfiehlt sich, bereits früh am Morgen zu starten…“
Für mich klang das alles in allem aber ziemlich perfekt und ich teilte die Tourbeschreibung mit meinen Schwestern, um zu hören, wie sie die Kondition unserer Mutter einschätzten. „Go for it“, kam als Antwort der einen. „Klingt super. Und dass die Tour als mittelschwer eingestuft ist, behalten wir einfach für uns“, kam von der anderen. Der Plan stand also!
Mama, wir zwei gehen wandern
Mit der Einladung zur Bähnli-Safari gab ich meiner Mutter ein wenig Vorlaufzeit. Zeit, um die Wanderschuhe einzulaufen. Zeit, um die Tourenbeschreibung zu studieren. Zeit, um mit ihr gemeinsam eine Minimal-Packliste auszuarbeiten, fehlendes Equipment zu leihen und um als Vorbereitung ein paar extra Kilometer daheim zu laufen…
Drei Wochen später stapfen wir trotz eher bescheidenen Wetters von unserem Start- und Zielort Engelbert Bahnhof grinsend den Bergen entgegen. Wie hoch und gewaltig diese tatsächlich sind, bleibt uns vorerst verborgen, noch hängt alles in dicken grauen Wolken. Die Situation der gemeinsamen Wanderung ist neu für uns beide und ziemlich aufregend. Würde ich die Tour mit Katharina machen, wäre ich wahrscheinlich etwas entspannter als ich es an diesem Morgen mit meiner mir so vertrauten und dennoch neuen Weggefährtin bin. Wie wird sie sich schlagen? Wie anspruchsvoll wird die Wanderung für uns beide? Wie lange bleiben die Schuhe trocken? Wird sie auch sagen, wenn es ihr zu viel wird? Und überhaupt, wie wird das mit diesen Seilbahnen funktionieren? Hast Du an alles gedacht? Hoffentlich sind die Hütten nicht zu rustikal… Und und und…
Trotz eindeutiger Routenbeschreibung und guter Vorbereitung bleiben in meinem Kopf viele Fragen vorerst offen. Fragen, die diesen Trip für uns beide zu einem echten Abenteuer machen! Immerhin, wir haben beide richtig Lust auf dieses Familienprojekt! Die positiven Vibes sind spürbar. So genießen wir unser einfaches Frühstück trotz Regen und nicht vorhandenem Schutzdach, wir freuen uns über die zutraulichen Kühe und Schafe, die immer wieder den Weg versperren. Wir lachen, als die erste Seilbahn sich nach telefonischer Bestellung rumpelnd in Bewegung setzt. Wir reißen schreiend die Augen auf, als das zweite Bähnli in schwindeliger Höhe den Anstellwinkel verändert, wir kichern gemeinsam über das stetige Quietschen der völlig durchnässten Wanderschuhe.
Als wir am Nachmittag unsere erste Unterkunft, den Berghof Brändelen erreichen – mit der erhofften Dusche, warmen Kaminfeuer, einem Zimmer nur für uns und einer Gastgeber Familie Schmitter, die unglaublich bemüht und liebevoll ist – strahlen wir beide wie die Honigkuchenpferde. Schwer zu sagen, wer von uns nun stolzer auf den anderen ist. Das Fazit nach Tag eins: Läuft bei uns! Und morgen soll das Wetter auch wieder mitspielen.
Gefahrenquelle Butterblume
Am zweiten Wandertag bin ich schon deutlich entspannter. Alle anfänglichen Fragen und Sorgen waren Gott sei Dank unbegründet. Meine Mama meistert die 1.000 Höhenmeter mit Bravour. Steilere Passagen bewältigt sie mit regelmäßigen kurzen Verschnaufpausen, der teilweise tief abfallende Hagigrad oder die Extrameile zum Gipfelkreuz sind kein Thema für sie. Die einzige echte Gefahr besteht darin, dass sie manchmal den unzähligen Bergblumen mehr Aufmerksamkeit schenkt als dem Wanderweg. Zack, da sitzt sie auf ihrem Hosenboden – lacht herzlich und stellt fest, dass die von meiner Schwester geliehene Hose doch schon ganz schön dreckig ist.
Wir genießen die Zeit, füllen die Trinkflaschen an Gebirgsbächen, teilen uns Müsliriegel, nehmen uns immer wieder Zeit, um das Bergpanorama zu genießen und verweilen an den urigen Bergbauernhöfen.
Auch unsere zweite Unterkunft wird von Familie Schmitter bewirtschaftet. Wir haben das Haus erneut für uns allein, wir schlemmen wie am Vortag, wir werden umsorgt wie gute Freunde. Die Chrüzhütte ist eine absolute Empfehlung und die perfekte Ausgangslage für die letzte Tagesetappe nach Engelberg – inklusive noch traumhafteren Ausblicken. Mein Tipp: Bucht Halbpension und freut euch auf Bio-Rinderbraten zum Abendbrot!
Same Same but different
Natürlich ist das Wandern mit der Mama etwas anderes als das Wandern mit Katharina. Normalerweise laufe ich vor, dieses mal laufe ich hinterher und beobachte meine Begleitung aufmerksam. Mit Katharina spreche ich viel über die Zukunft, mit meiner Mutter erfahre ich spannendes aus der Vergangenheit. Sie berichtet von Ihrer Kindheit, ihren Eltern und Großeltern – und von einem Wandertrip, den Sie mit ihrem Vater gemacht hat als sie in meinem Alter war. Normalerweise trägt jeder seine Ausrüstung selbst, bei diesem Trip trägt die Mama den Tagesproviant und ich den Rest. Bei einer dreitägigen Tour ist das auch problemlos machbar. Mit Katharina stimme ich mich ab, wer den Beitrag schreibt. Dieses Mal übernimmt meine Mutter die Rolle als stolze Gastautorin.
Reisen und insbesondere Wanderungen werden geprägt von den Begleitern. Ich habe diese ungewöhnliche Konstellation mit meiner Mutter unglaublich genossen und kann nur dazu aufrufen, mal wieder mit den eigenen Eltern unterwegs zu sein. Genießt die Zeit, lauscht den Geschichten und profitiert von der Erfahrung der älteren Generation. Die Buiräbähnli-Tour war das perfekte Umfeld für dieses gemeinsame Abenteuer!
Liebe Mama, danke für deine Begleitung und deine immer anhaltende gute Laune. Das war sicher nicht unsere letzte gemeinsame Tour!
Ihr wollt wissen, wie genau es meiner Mum bei der Wanderung ergangen ist? Hier gibt es Ihren Erlebnisbericht zum Nachlesen.
Und wer jetzt Lust bekommen hat, die Tour selbst nachzuwandern, schaut am besten mal auf der Engelberg-Website vorbei, da ist die Strecke recht gut beschrieben.
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einer Kooperation mit dem Tourismusverband Engelberg. Die Eindrücke spiegeln jedoch uneingeschränkt die Meinung des Autors wieder.